Freitag, 6. Dezember 2024

Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung für die Zukunft

Neugründung Weiterbildungsverbund zwischen Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara Schwandorf und der Praxis Wackersdorfer Hausärzte.

Für eine gemeinsame Weiterbildung der Allgemeinärzte haben das Krankenhaus St. Barbara Schwandorf und die Hausärzte einen Weiterbildungsverbund gegründet. Foto: Michael Vogl

Vor allem in ländlichen Regionen wird es zunehmend schwierig, hausärztliche Praxen zu besetzen und damit die medizinische Versorgung sicherzustellen. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und die Facharztweiterbildung in der Allgemeinmedizin aus einer Hand zu ermöglichen, haben sich das Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara Schwandorf und die Praxis Wackersdorfer Hausärzte zusammengeschlossen. Der zum 1. Oktober 2024 neu gegründete Weiterbildungsverbund Schwandorf – Oberpfälzer Seenland wurde nun in einer Auftaktveranstaltung besiegelt. 

Komplettlösung für die Weiterbildung Allgemeinmedizin

Die fachärztliche Weiterbildung Allgemeinmedizin umfasst strukturierte und planbare Weiterbildungsabschnitte im klinischen und ambulanten Bereich. Hier setzt der Weiterbildungsverbund an: Bisher mussten sich Ärztinnen und Ärzte, die sich für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entschieden haben, ihre Weiterbildungsabschnitte in Eigenregie zusammenstellen und sich für jede Praxis oder Krankenhaus individuell bewerben. Oft wurde dadurch eine lückenlose Weiterbildung im Fachgebiet Allgemeinmedizin nur schwer ermöglicht, weil die Ableistung der Weiterbildungsabschnitte meist mehrfache räumliche Veränderungen erforderlich machte. Auch ist das Stellenangebot für die allgemeinmedizinische Weiterbildung an Krankenhäusern begrenzt.

Die Verbundweiterbildung bedeutet für die angehenden Hausärztinnen und Hausärzte, dass sie jetzt ihre gesamte Weiterbildung nach ihrem individuell festgelegten Rotationsplan mit den Partnern des Weiterbildungsverbunds Schwandorf – Oberpfälzer Seenland absolvieren können – ohne mühsame Stellensuche, ohne Unterbrechungsphasen und ohne größere Ortswechsel.

„Durch den Weiterbildungsverbund wird der Ablauf konkret strukturiert und bietet eine optimale Planungssicherheit für die Medizinerinnen und Mediziner. Zusätzlich ist es eine gute Möglichkeit, auch das Interesse an der Notfallmedizin weiter zu befeuern, denn auch hier sehen wir besonders im ländlichen Gebiet einen Mangel“, beschreibt Dr. Alois Riedel die Ziele des Zusammenschlusses. Er ist der Koordinator für die Weiterbildung im Verbund. Besonders zeichnet sich der Verbund dadurch aus, dass die einzelnen Weiterbildungsabschnitte sowohl zeitlich zusammenhängend als auch in der gleichen Region abgeleistet werden können.

Fünf Jahre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin

In der fünfjährigen fachärztlichen Weiterbildung Allgemeinmedizin erlangen Medizinerinnen und Mediziner nach dem Studium wichtige theoretische und praktische Kenntnisse, um im Anschluss im niedergelassenen Bereich tätig zu sein. Zu den verschiedenen Abschnitten der Weiterbildung gehören Stationen im klinischen wie im ambulanten Bereich. In insgesamt 60 Monaten Weiterbildungszeit müssen 24 Monate in der Allgemeinmedizin in der ambulanten hausärztlichen Versorgung und 36 Monate in der stationären Akutversorgung geleistet werden. Ohne einen Weiterbildungsverbund ist die Organisation dieser Abläufe mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Oft kommt zur hohen und steigenden Arbeitsbelastung im medizinischen Alltag ein schlecht planbares unternehmerisches Risiko hinzu. Damit einher gehen Verzögerungen in der Weiterbildung und somit bis zum Abschluss zur Fachärztin oder zum Facharzt.

Gut vernetzt zum Facharzt dank strukturierter Weiterbildung

Dank Weiterbildungsverbund können nicht nur nahtlose Übergänge ohne Leerzeiten fest eingeplant werden, auch Weiterbildungen werden sichergestellt und Rotationen fristgerecht ermöglicht. Durch die Integration in der Hausarztpraxis sowie im Krankenhaus entsteht ein „Wir-Gefühl“ und eine frühzeitige regionale Vernetzung. Im Krankenhaus lernen die Medizinerinnen und Mediziner chirurgische Stationen und die Arbeit im Notfallzentrum ebenso kennen wie internistische Stationen. Der Ablauf der Wechsel zwischen Hausarztpraxis und Krankenhaus wird individuell festgelegt und schafft somit für die Teilnehmenden eine Planungssicherheit für die gesamte Weiterbildungszeit mit sehr guten Zukunftsperspektiven. Parallel stehen ärztliche Mentoren für Fragen und zur Begleitung während der Weiterbildung zur Verfügung. 

Mit dem Weiterbildungsverbund wird nicht nur die Attraktivität der Allgemeinmedizin in der Region gesteigert – Vorteile ergeben sich auch für die beteiligten Partner und die Region selbst. So entstehen beispielsweise bessere Möglichkeiten, Nachfolger für eine Praxisübernahme zu finden. 

Breite Unterstützung in der Region 

Unterstützt wird die Initiative des Weiterbildungsverbunds zwischen den Wackersdorfer Hausärzten und dem Krankenhaus St. Barbara Schwandorf auch durch den Landkreis Schwandorf, die Gemeinde Wackersdorf und die Stadt Schwandorf. „Der Zusammenschluss zum Weiterbildungsverbund ist ein wichtiger Schritt, für den ich den Beteiligten einen sehr guten Start wünsche!“ gratulierte Landrat Thomas Ebeling. „Die Kooperationspartner reagieren damit äußerst lobenswert auf einen Wandel in der hausärztlichen Struktur. Wir möchten die medizinische Versorgung auch am Land sicherstellen, und das ist nur eine der wichtigen Gemeinsamkeiten zwischen dem Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf und unserer Hausarztpraxis der Wackersdorfer Hausärzte“, unterstrich Thomas Falter, Bürgermeister Wackersdorf. Auch der 2. Schwandorfer Bürgermeister Andreas Wopperer unterstrich: „Weiterbildungsverbund bedeutet auch Weiterentwicklung des Krankenhauses, und dafür wünsche ich viel Erfolg. Ich hoffe, dass der Verbund durch weitere Ärzte aus Schwandorf, Steinberg und Umgebung weiter gestärkt wird.“ 

Dankbar für die Beharrlichkeit der beteiligten Personen bei der Voranbringung des Projekts zeigte sich auch Geschäftsführerin Janina Philipp: „Man sieht mit diesem Schritt erneut, wie unser Krankenhaus sich mit der Region weiterentwickelt. Ich freue mich, dass es nun soweit ist und wir ein attraktives Paket anbieten können.“

Verbesserung der Versorgungslandschaft mit Allgemeinärzten

„Mit dem Weiterbildungsverbund möchten wir insbesondere Medizinabsolventinnen und –absolventen ansprechen, die sich für dieses Fachgebiet interessieren und die Facharztweiterbildung anstreben“, erläutert Dr. Jochen Spieß, Ärztlicher Leiter des Notfallzentrums am Krankenhaus St. Barbara. Doch auch Fachärzt:innen anderer Disziplinen, die in die Allgemeinmedizin wechseln möchten, seien willkommen, beschreibt er weiter. Die Bewerbung läuft dabei über die Personalabteilung des Krankenhauses St. Barbara.

 „Durch den Weiterbildungsverbund verbessern wir die Versorgungslandschaft mit Allgemeinärzten ganz konkret. Daher liegt es auf der Hand, dass der neu gegründete Verbund offen ist für weitere Neuzugänge, eine Teilnahme weiterer Praxen ist in gemeinsamer Absprache ausdrücklich erwünscht“, betonte Stefan Roi, leitender Arzt der Wackersdorfer Hausärzte im Rahmen der Auftaktveranstaltung im Foyer des Krankenhauses.

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