
Foto: Jakob Scharf
Der neue Vorsitzende des Freundeskreises des Oberpfälzer Volkskundemuseums Thomas Weis konnte sich über ein „voll besetztes Haus“ beim Lichtmessempfang freuen, bei dem Kreisheimatpfleger Jakob Scharf über Tradition und Bräuche dieses uralten Festes referierte.
Thomas Weis verwies dabei auch auf einige vereinsinterne Veranstaltungen wie die Vollmondnächte oder den Besuch der Sonderausstellung „Ludwig I.“ im Landesmuseum Regensburg. Im Rahmen des Projektes „80 Jahre Kriegsende“ wird Thomas Muggentaler mit dem Film „Todeszug in die Freiheit“ am 3. Juni zu seinem Vortrag für die gesamte Bevölkerung einladen. Kreisheimatpfleger Jakob Scharf zeigte dann auf, welche Bedeutung dieser Tag als eines der ältesten Feste der christlichen Kirche hatte. Früher endete an Maria Lichtmess die Weihnachtszeit. Deswegen ist Lichtmess immer am 2. Februar, genau 40 Tage nach Weihnachten. Ab jetzt merkte man: die Tage werden spürbar länger. Spätestens an diesem Tag wurden in katholischen Kirchen, aber auch Privathäusern die Krippen und Weihnachtsbäume abgebaut. Aus dem Alltag ist dieser frühe so bedeutende Tag völlig verschwunden. Mit dem 2. Februar verbinden sich viele unterschiedliche Glaubensaussagen, viele Volksbräuche und auch Bauernregeln. An Lichtmess erhielten die Dienstboten den Jahreslohn in Geld und Naturalien (oder auch Kleidung), sie konnten sich bei ihrem Dienstherrn neu verpflichten oder den Arbeitgeber wechseln. Die Zeit bis Agatha (5. Februar) war eine Art von vertraglich gesichertem Nichtstun, das man die „Schlenklweil“ nannte. Sie wurde – so Scharf – manchmal auch „Kälbweil“ genannt. In den Dorfwirtshäusern herrschte um Lichtmess Hochbetrieb. Die Tanzmusik spielte auf und es ging übermütig zu auf den Lichtmessbällen. Auf den Wegen und Straßen sah man am Lichtmesstag – Knechte und Mägde, die auf dem Weg zu ihrer neuen Dienststelle waren. Denn nach altem Brauch konnten sich die Dienstboten um Lichtmess eine neue Stelle suchen. Wer seinen Arbeitsplatz nicht gewechselt hatte, für den dauerte die „Schlenklweil“ bis einschließlich 5. Februar. Und nicht wenige Knechte machten dabei einen Abstecher ins Wirtshaus. Schließlich hatte man in diesen Tagen Geld genug im Beutel, um sich einmal so richtig zu betrinken. Diese wenigen Tage galten oft als einziger Jahresurlaub. Später wurden die Dienstboten auch wöchentlich oder monatlich entlohnt. Zugleich begann um Lichtmess die Vorbereitung auf die neue Feldarbeit. Zahlreiche Wetterregeln handeln von der Vorfreude auf das Frühjahr. Hoffnung auf den Frühling macht auch, dass die Tage nun Minute um Minute deutlich länger hell bleiben. Eine anschauliche bekannte Regel beschreibt, wie die Tage nach dem 22. Dezember länger geworden sind: „Weihnachten um ein‘ Mückenschritt, Silvester um ein‘ Hahnentritt, Dreikönig um ein‘ Hirschensprung und Lichtmess um ein‘ ganze Stund.“ Der Volksmund schlägt mitunter gar einen Bogen vom Martinstag am 11. November zu Lichtmess: „Martin zünd’s Licht an; Maria bläst’s wieder aus.“
Seit dem 11. Jahrhundert kam der Brauch der Kerzensegnung und der Lichterprozessionen auf. An Lichtmess wurden dann auch die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden. Dazu gehörten auch die schwarzen Wetterkerzen, die Unwetter abwehren sollten. Am Abend des Lichtmesstages kamen alle in der Stube zusammen, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Für jedes Familienmitglied wurde eine Kerze angezündet, Das ganze Jahr über haben die Gläubigen den Lichtmesskerzen eine ganz besondere Wirkung zugeschrieben. Das heruntergetropfte Wachs wurde geknetet und in die Balken von Stall und Tenne geschmiert. Sogar eingenommen wurde das Lichtmesswachs: Drei Tropfen davon auf einer Scheibe Brot galten als Heilmittel gegen Hals- und Kopfschmerzen. Und wenn der Lichtmesstag auf einen Sonntag gefallen war, galt das Geweihte sogar zehnfach wirksam. Bis 1912 war Lichtmess ein offizieller Feiertag, der oft mit Lichterprozessionen gefeiert wurde.
Dass dieser Tag aber nicht nur in Deutschland gefeiert wird, zeigte er am Beispiel der USA auf. Ebenfalls am 2. Februar wird hier traditionell der Murmeltiertag gefeiert. Seit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist diese amerikanische Tradition auch vielen Menschen bei uns bekannt. Das Murmeltier „Punxsutawney Phil“ wird am Morgen des 2. Februar von einem Herrn mit Zylinder aus seinem Bau geholt. Scheint an diesem Tag die Sonne und das Murmeltier sieht Schatten, bleibt der Winter für weitere sechs Wochen. Ist der Himmel trübe und das Murmeltier sieht den eigenen Schatten nicht, steht der Frühling vor der Tür.