Dienstag, 9. September 2025

Zugkollision bei Wernberg – Großübung fordert alle Rettungseinheiten

Gottlob nur fingiert – „Verletzte“ im kollidierten Personenzug. Foto Fabian Borkner

Hilfeschreie, Verletzte, blutige Wunden, Blaulichter, Wasserfontänen und starke Rauchentwicklung – das war das Szenario, dem sich am Samstag die Rettungskräfte im nördlichen Landkreis Schwandorf stellen mussten. Auf den Gleisen in unmittelbarer Nähe zur Firma Flachglas Wernberg GmbH stellte man eine Kollision eines Güterzugs mit Gefahrengut und einem Personenzug dar. Rund 280 Rettungskräfte halfen zusammen, um Passagiere zu bergen, die Gefahrenstoffe einzudämmen und Brände zu löschen. Ideengeber und Hauptkoordinator war hierbei Kreisbrandrat Christian Demleitner. Er begrüßte am frühen Morgen knapp 60 Darsteller aus der Bevölkerung, die sich bereiterklärt hatten, als Passagiere in dem vermeintlich havarierten Zug mitzuwirken. Dabei schminkte man 15 Teilnehmer mit realistischen Verletzungen wie Schrammen, Blutergüssen oder offenen Wunden und Knochenbrüchen. Anschließend stiegen die Mimen in den gelben Zug der Oberpfalzbahn und warteten auf ihren Einsatz als „Verunglückte“.

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Die Alarmierung der Feuerwehren, Sanitäter, der Polizeien von Bund und Land erfolgten mit dem Zeitversatz, der auch in realen Szenarien stattfinden würde. „Wir haben versucht, die Gesamtsituation nach realistischen Umständen aufzubauen“, sagte KBR Demleitner am Rande der Übung. Dementsprechend waren zahlreiche Ortsfeuerwehren rund um Wernberg-Köblitz anwesend, ebenso wie das Technische Hilfswerk, das Rote Kreuz Bayern und Deutschland, die Johanniter, Malteser, die Bergwacht, Polizei aus Bund und Land sowie Reservisten der Bundeswehr aus dem Kreisverbindungskommando. Die Darsteller machten es ihnen allen nicht leicht, der Situation Herr zu werden. Ebenso stellte die Bergungssituation von Verletzten eine extreme Herausforderung dar, weil sie teils an steilen Abhängen den Bahndamm hinunter transportiert werden mussten.

„Nicht nur die Versorgung der offensichtlichen Verletzungen spielte eine große Rolle, sondern auch die psychische Betreuung der Betroffenen, aber auch gerade der Einsatzkräfte“, erläuterte Demleitner. In der heutigen Zeit sei die Aufarbeitung von dergleichen Erlebnissen von immer größerer Bedeutung, hieß es. „Viele Kollegen, die im echten Leben in extremen Rettungssituationen mitgewirkt haben, haben daran noch lange zu kauen“, sagt der Kreisbrandrat. Notfallseelsorger Michael Hirmer bestätigte: „Es ist sehr wichtig, sich früh und aktiv mit der Aufarbeitung von traumatischen Situationen zu beschäftigen.“

Nach Abschluss der rund vierstündigen Großübung sorgten die Johanniter mit ihrer Feldküche und Sitzgelegenheiten für die Verpflegung aller Teilnehmer durch Wurstsemmeln, Gulaschsuppe und Getränken. Bei der Einsatzleitung unter Führung des örtlichen Einsatzleiters (ÖEL) Helmut Schatz trafen alle Rückmeldungen aus den gesammelten Erfahrungen der Übung ein. In den kommenden Tagen werden diese Ergebnisse in entsprechenden Gremien nachbearbeitet und analysiert. „Ich bin mit dem Gesamtverlauf zufrieden“, sagte KBR Demleitner. Nicht alles sei perfekt und reibungslos abgelaufen. Dies sei jedoch gerade der Zweck der Großübung gewesen, um Erfahrungen und Lehren für eine hoffentlich nie eintretende Katastrophensituation zu sammeln, hieß es weiter.

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