Dienstag, 15. Juli 2025

Windkraft im Wildwuchs: Projektierer schaffen Tatsachen – bevor überhaupt entschieden ist

Symbolbild: Ed White auf pixabay.

Im Regental häufen sich derzeit die Ereignisse rund um geplante Windkraftanlagen – obwohl das offizielle Verfahren zur Ausweisung von Windvorranggebieten in Bayern noch gar nicht abgeschlossen ist. Der Verein Erholungsregion Regental e. V. kritisiert diesen Zustand scharf und warnt vor einem massiven Vertrauensverlust in politische Verfahren und Naturschutzregelungen.

„Während die Politik nicht müde wird zu betonen, dass Windkraft nur in klar ausgewiesenen vorranggebieten stattfinden soll, erleben wir derzeit genau das Gegenteil: einen ungezügelten Wildwuchs“, so der Verein. Zahlreiche Projektierer reichen schon jetzt Bauanträge ein – ganz offensichtlich, um noch vor Abschluss des Ausweisungsverfahrens Tatsachen zu schaffen. Die Sorge scheint groß zu sein, dass die geplanten Flächen später gar nicht im eigenen Sinne ausgewiesen werden könnten. Deshalb will man der Entwicklung nun offenbar vorgreifen – auf Kosten von Natur, Vertrauen und demokratischer Planung. Der Verein sieht in diesem Vorgehen eine gezielte Umgehung demokratischer Verfahren und sogar eine Form indirekten Drucks auf Behörden und Politik: „Was hier geschieht, ist in gewisser Weise eine Erpressung. Noch bevor ein ausgewogenes, öffentlich legitimiertes Verfahren abgeschlossen ist, werden schon Fakten geschaffen, um es im Nachhinein auszuhebeln.“

Besonders deutlich wird der Widerspruch an der politischen Argumentation: „Uns wurde immer wieder gesagt, dass Windvorranggebiete gerade deshalb notwendig seien, um ungeplante Einzelvorhaben und Wildwuchs zu verhindern. Doch genau dieser Wildwuchs findet jetzt statt – mitten im laufenden erfahren. Damit wird der gesamte Prozess zur Farce“, so der Verein weiter.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Genehmigungsverfahren stützen sich fast ausschließlich auf artenschutzfachliche Gutachten, die von den Investoren selbst beauftragt und bezahlt werden. Die Erfahrung zeigt, dass diese Gutachten regelmäßig erhebliche Lücken aufweisen – etwa, weil sensible Arten „übersehen“ oder Lebensräume falsch eingeschätzt werden. Hinzu kommt, dass die sogenannten Kartierungen“ oft nur aus wenigen, zeitlich eng begrenzten Stichproben bestehen: Ein paar Stunden im Wald, an wenigen Tagen im Jahr – das reicht nicht ansatzweise, um ein vollständiges Bild der tatsächlichen Artenvielfalt zu erfassen. Nach den Beobachtungen des Vereins drängt sich mitunter die berechtigte Frage auf, ob die Gutachtenersteller überhaupt in der Lage sind, seltene Arten wie den Wespenbussard oder die Rohrweihe sicher zu erkennen – geschweige denn ihre Revierstrukturen korrekt zu erfassen.

Dass Projektierer ihre eigenen Artenschutzgutachten beauftragen dürfen, ist so, als würde ein Autobauer seine Abgasanlagen selbst testen – das Ergebnis ist absehbar.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Wert politisch formulierte Kriterien, Schutzvorgaben und Planungsverfahren noch haben, wenn sie durch voreilige Bauanträge de facto und fragliche Umweltprüfungen umgangen werden. Der Verein Erholungsregion Regental e. V. fordert deshalb einen sofortigen Genehmigungsstopp für alle Windkraftvorhaben, bis das offizielle Verfahren zur Festlegung von Vorranggebieten abgeschlossen ist.

„Wir brauchen eine Energiewende – aber keine, die auf dem Rücken unserer letzten naturnahen Räume und geschützten Arten ausgetragen wird. Und schon gar keine, bei der politische Entscheidungsträger nur noch Getriebene wirtschaftlicher Interessen sind.

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