
Das Abschlusssymposium des Forschungsprojekts REIKOLA zeigte, wie digitale Kommunikation das Leben älterer Menschen verbessern kann. Die Ergebnisse belegen: Einfache technische Lösungen können Einsamkeit in Pflegeeinrichtungen verringern, Beziehungen stärken und Pflegekräfte entlasten.
Einsamkeit im Alter ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem – insbesondere in Pflegeeinrichtungen. Wie digitale Kommunikation hier wirksam helfen kann, hat das Forschungsprojekt REIKOLA an der OTH Regensburg in den vergangenen zwei Jahren untersucht. Beim Abschlusssymposium unter dem Titel „Alter(n), Einsamkeit und digitale Teilhabe“ präsentierte das Forschungsteam um Projektleiterin Prof. Dr. Annette Meussling-Sentpali nun die Ergebnisse: Der Einsatz einfacher digitaler Geräte kann das Gefühl sozialer Verbundenheit deutlich stärken – und zugleich Pflegekräfte entlasten.
Kern des Projekts war der sogenannte Komp, ein leicht bedienbarer Ein-Knopf-Computer, der Videotelefonie, Fotos und Nachrichten ermöglicht – ideal für ältere Menschen ohne technische Vorerfahrung. Getestet wurde das Gerät in fünf Senioreneinrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Regensburg. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass digitale Teilhabe die Lebensqualität deutlich verbessern kann“, erklärt Prof. Meussling-Sentpali. „Pflegebedürftige Menschen fühlen sich weniger allein, wenn sie unkompliziert mit ihren Angehörigen in Kontakt treten können – besonders über große Distanzen hinweg.“
Neben der emotionalen Wirkung brachte die Nutzung auch praktische Vorteile: Pflegekräfte berichteten von einer spürbaren Entlastung im Alltag, da Bewohnerinnen und Bewohner eigenständig Videotelefonate führen konnten.
Erkenntnisse mit gesellschaftlicher Relevanz
Das Projektteam identifizierte zugleich Hürden, etwa fehlendes WLAN oder die Kosten für Geräte und Internetanschluss. Aus diesen Erfahrungen entstand eine praxisnahe Broschüre mit Empfehlungen für Pflegeeinrichtungen, die digitale Kommunikationsangebote einführen möchten. Diese wird im Dezember vom Fördergeber des Projekts, dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention veröffentlicht.
Beim Symposium an der OTH Regensburg gab es neben der Vorstellung der Studienergebnisse zwei Impulsvorträge, eine Podiumsdiskussion mit Berichten aus der Praxis sowie einen Marktplatz der Möglichkeiten, der Gelegenheit zum Austausch mit zahlreichen Ausstellerinnen und Ausstellern bot.
Der Hauptredner Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer vom Deutschen Zentrum für Altersfragen referierte zum Thema Einsamkeit und stellte Interventionen gegen Einsamkeitsempfinden vor. Er resümierte: „Um Einsamkeit im Alter aufzubrechen braucht es mehr, als Personen zusammenzubringen. Wir müssen auch offen auf neue Kontakte zugehen.“
Dr. Laura Wehr vom Kompetenzzentrum „Zukunft Alter“ der Katholischen Stiftungshochschule München stellte die wissenschaftliche Evaluation der Interventionen gegen Einsamkeit im Projekt SAVE vor. Sie benannte weiteren Forschungsbedarf bei Zielgruppen wie Frauen mit Migrationshintergrund und Bewohnerinnen und Bewohnern der Langzeitpflege.
Abschließend tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Ehrenamt und Wirtschaft zum Umgang mit Einsamkeit im Alter in einer Podiumsdiskussion aus. Kornelia Schmid berichtete als Vertreterin des Vereins Pflegende Angehörige e.V. von ihren Erfahrungen und betonte: „Das ist Einsamkeit, die weh tut.“
OTH Regensburg als Gesundheitshochschule mit Vorreiterrolle
Mit REIKOLA unterstreicht die OTH Regensburg ihre Rolle als innovative Gesundheitshochschule, die Forschung, Technik und Menschlichkeit zusammenführt.
„Das Thema Gesundheit ist einer der zentralen Entwicklungsschwerpunkte im Hochschulentwicklungsplan der OTH Regensburg“, betonte Präsident Prof. Dr. Ralph Schneider beim Abschlusssymposium. „Wir verstehen Gesundheit als Querschnittsaufgabe, die sich durch Forschung, Lehre und Transfer zieht. Projekte wie REIKOLA zeigen, wie Wissenschaft, Praxis und Politik gemeinsam wirksam werden können – für nachhaltige Verbesserungen im Leben der Menschen.“
Das Projekt REIKOLA zeigt: Digitale Teilhabe ist kein Selbstzweck, sondern ein Schlüssel zu Würde, Nähe und Lebensfreude im Alter.









