43 Jahre nachdem die BBI ihre Werkstore schloss, geht die Bergbauära endgültig zu Ende.

Wo heute auf über 80 Hektar ökologisch wertvoller Magerrasen und ein blühendes Meer zu sehen ist, wurde einst Braunkohle abgebaut. Hier gedeihen und blühen heute Nelke, Margerite, Scharfgarbe, Thymian und Hafer zwischen Totholzinseln. Auch die Tierwelt fühlt sich hier wohl. Neben einer Gruppe von Rehen leben hier auch die Feldlerche, Kreuzkröte und Zauneidechsen.
Hier gegenüber dem Knappensee ist eine einzigartige naturnahe Landschaft entstanden. Verantwortlich dafür war die Uniper Kraftwerke GmbH, Nachfolgeunternehmen der Bayerischen Braunkohlen Industrie AG (BBI). Im einstigen „Westfeld“ wurde zuletzt Braunkohle abgebaut. Gigantische Schaufelradbagger entrissen hier der Oberpfälzer Erde das „braune Gold“. Das Energieunternehmen Uniper war knapp 20 Jahre mit der Rekultivierung beschäftigt und investierte dafür über 55 Millionen Euro. Standortleiter Andreas Stake übergab jetzt offiziell an Regierungspräsident Walter Jonas das Abnahmeschreiben.

Arne Bayer: „In dieser Nachfolgelandschaft fehlt nichts, außer ein paar Millionen Braunkohlen.“

Bürgermeister Thomas Falter will eine vernünftige Lösung finden.
Rückblende: Im Westfeld, eines der letzten Tagebaufelder, wo später die Brüxer Hartbraunkohle zwischengelagert und Asche aus der Kohleverstromung eingelagert wurde, wurde durch die BBI bis 1981 Kohle abgebaut. Hier stand auch das letzte Großgerät der BBI, der Bandabsetzer BA 8, den der damalige Gemeinderat 2003 (leider) der Verschrottung preisgab. Nach dem Ende des Braunkohletagebaus begann die Umwandlung der Region zum heutigen Oberpfälzer Seenland. 2006 startete man mit der Planung zur Rekultivierung des Westfelds. In drei Bauabschnitten formte das Unternehmen Uniper das riesige Areal um. Es entstand eine modellartig geformte Landschaft mit blühenden Wiesen und riesigen Regenrückhaltebecken.
An einem geschichtsträchtigen Ort, auf einer Anhöhe hinter dem ehemaligen Magazin der Bayerischen Braunkohlen Industrie (BBI), kamen Vertreter des Energieunternehmens Uniper sowie geladene Gäste zu einer kleinen Feierstunde zusammen. Anlass war die behördliche Abnahme der Sanierungsarbeiten im Rahmen des Projekts „Deponie Westfeld“. Neben Regierungspräsident Walter Jonas nahmen auch der stellvertretende Landrat Richard Tischler, die Bürgermeister Thomas Falter (Wackersdorf) und Harald Bemmerl (Steinberg am See) sowie eine Abordnung des Knappenvereins unter Vorsitz von Franz Huber an der Veranstaltung teil. In seiner Begrüßung erinnerte Arne Bayer, Vertreter der Geschäftsführung der Uniper Kraftwerke GmbH, an die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die im Sommer 2024 erfolgreich durch die zuständigen Behörden abgenommen wurden. Beteiligt waren dabei die Obere Abfallbehörde bei der Regierung der Oberpfalz, die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Schwandorf sowie das Bergamt Nordbayern. Bayer sprach von einem „bedeutenden Meilenstein“, bei dem nicht nur die Altlastensanierung im Vordergrund stand, sondern auch das Ziel, „etwas Bleibendes und Nachhaltiges für kommende Generationen zu schaffen“.

Die Rekultivierung im Westfeld wurde 2006 geplant und dann in drei Bauabschnitten vollzogen.

Uniper-Ziel war es, das Areal der Region und den Menschen wieder zurückzugeben.

Einen Erhalt für die Zukunft konnte man sich nicht vorstellen. Schaufelradbagger und Bandabsetzer wurden verschrottet.
Regierungspräsident Walter Jonas würdigte die Sanierung als „großen Tag für die Region“. Uniper habe hier nicht nur Verantwortung übernommen, sondern durch Investitionen in Millionenhöhe auch „eine neue, naturnahe Zukunft“ geschaffen. „Die durch den Bergbau entstandenen Wunden können heilen – und daraus kann hochwertige Landschaft entstehen“, sagte Jonas und dankte allen Beteiligten für die gute und enge Zusammenarbeit.
Auch die kommunalen Vertreter zeigten sich beeindruckt: Vize-Landrat Tischler betonte die langjährige Entwicklung über 16 Jahre hinweg und bezeichnete das Projekt als „Vorzeigeleistung für nachhaltige Landschaftsgestaltung“. Bürgermeister Thomas Falter hob den geschaffenen Naturraum hervor, der „nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch identitätsstiftend für die Region“ sei. Die Bergbauvergangenheit sei dabei kein Makel, sondern Teil der Geschichte, zu der man stehe. Amtskollege Harald Bemmerl erinnerte zudem an die Schließung der BBI und den Schenkungsvertrag für den Steinberger See aus dem Jahr 2004 – ein bedeutender Schritt für die Gemeinde. Rund ein Viertel der etwa drei Quadratkilometer großen Fläche gehört zur Gemeinde Steinberg am See. Auf dem Gelände befinden sich unter anderem 27.000 Kubikmeter Rückhaltevolumen, die dem Hochwasserschutz dienen. Wie Uniper-Vertreter Stake erklärte, bleibt das Gelände vorerst ein geschlossener Bereich. Ein rund 20-köpfiges Team arbeitet daran, die Flächen weiter zu entwickeln – mit dem Ziel, naturnahe und wertvolle Landschaften entstehen zu lassen. Die Natur wird dabei weitgehend sich selbst überlassen.
Wie es mit dem Areal weitergeht, blieb allerdings offen. Uniper verweist auf eine Machbarkeitsstudie mit dem Fokus „Natur und Energie“. Bürgermeister Falter sprach von einem komplexen und sensiblen Prozess: „Das Gelände bietet Chancen, birgt aber auch Risiken. Es gibt viele Ideen, bei deren Umsetzung die Bürgerinnen und Bürger aktiv eingebunden werden sollen. Doch dieser Prozess braucht Zeit.“ Regierungspräsident Jonas zeigte sich zuversichtlich, dass gemeinsam eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung gefunden wird. Klar sei allerdings, dass das rund 80 Hektar große Areal auf absehbare Zeit nicht öffentlich zugänglich sein wird. Zusammen mit den Gemeinden Wackersdorf und Steinberg will Uniper, Eigentümer des Areals, die Zukunft des Westfelds gestalten.