Für Jürgen Müller, den Vorsitzenden des Knappenvereins, sollte es sich bei der Wahl 2015 nur um eine kurzfristige Lösung handeln, doch daraus wurden neun Jahre. Schon bei der letzten Wahl kündigte der ehemalige Wackersdorfer seinen Rückzug an. Seine beiden Stellvertreter Fritz Falter und Johannes Maier hatten zwischenzeitlich auch erklärt, nicht mehr weitermachen zu wollen. Wie sollte es jetzt weitergehen? „Ich bin noch nie so ungern nach Wackersdorf gefahren wie heute“, sagte Bergingenieur Müller eingangs der jüngsten Jahreshauptversammlung. In seinem letzten Rechenschaftsbericht verwies der scheidende Vorsitzende auf eine Reihe von Veranstaltungen. Einem erfreulichen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen auf 278 ist es zu verdanken, dass man nach wie vor zu den stärksten Knappenvereinen in Bayern zählt. Der Sprecher hob die Bergmannskapelle sowie die Knappentanzgruppe hervor und dankte allen für ihr Engagement, Einsatz und Zuverlässigkeit. „Lasst uns die Bergbautradition in Wackersdorf und Steinberg am See aufrechterhalten und kümmern wir uns darum, dass unsere bergmännischen Wurzeln nicht austrocknen“, meinte Müller.
„Nach 116 Jahren bewegter und bewegender Geschichte muss der Knappenverein sich aktiv zu seiner Vergangenheit bekennen, der jungen Generation dieses Bewusstsein vermitteln und auch neue Wege finden, wohin der Weg in Zukunft führen soll“, appellierte der stellvertretende Landrat Jakob Scharf, der zugleich forderte alte Zöpfe abzuschneiden, über den Tellerrand hinauszuschauen und auch Verbündete außerhalb des Vereins zu suchen. „Kirchturmdenken oder falsch verstandener Lokalpatriotismus würden den Tod unseres Vereins bedeuten, der von Jahr zu Jahr immer weniger aktive BBI’ler in seinen Reihen hat“, meinte Ehrenmitglied Scharf. „Die beiden Gemeinden Wackersdorf und Steinberg stehen zum Bergbau, der immer noch lebendig ist wenngleich er schon 1982 beendet wurde“ unterstrich Bürgermeister Thomas Falter, der seinen Amtskollegen Harald Bemmerl in sein Grußwort mit einschloss. Wir wissen sehr wohl, wo unsere Wurzeln liegen, bekräftigte das Gemeindeoberhaupt und dankte dem Vorstandsgremium für die Tatkraft. “In beiden Kommunen wird die Arbeit des Knappenvereins geschätzt und wir brauchen diesen Knappenverein“, so Falter abschließend.
Bevor man in die Wahlhandlung einschritt, gab Vorsitzender Jürgen Müller ein Statement ab. Er bat um Verständnis, dass er gesundheitsbedingt als auch beruflich das Amt nicht weiter ausführen könne. Müller, dem der Knappenverein sichtlich am Herzen liegt, forderte die 64 stimmberechtigten Versammlungsteilnehmer auf sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass ein ausgebildeter Bergmann oder ein Mann an der Spitze des Vereins stehen muss. Er appellierte eindringlich an die Mitgliedersammlung zukünftigen Generationen gegenüber der bergmännischen Wurzeln aufrechtzuerhalten und den Knappenverein weiterzuführen. „Wir sind heute an einem Punkt, wo es um die Zukunft des Knappenvereins geht“, stellte Wahlleiter Thomas Falter eingangs fest. Dem Aufruf nach Vorschlägen für das Amt des Vorsitzenden folgte lediglich Schweigen im Saal. Erfolglos wurde daraufhin die Wahl abgebrochen. Sollte bei einer Nachwahl in drei bis sechs Monaten kein Vorsitzender gefunden werden, droht dem Traditionsverein das Aus.
Ein freudiger Tagesordnungspunkt war die Ehrung langjähriger Mitglieder. Für zehn Jahre wurden Martin Achtelik, Friedrich Berg, Alois Drexler sen., Erwin Gruber, Werner Seidl und Paul Weiß geehrt. Das Vereinsabzeichen in Silber erhielten Willibald Conte und Joachim Muss für 25 Jahre Treue. Willi Fohringer wurde für 50 Jahre mit dem Goldenen Abzeichen ausgezeichnet. Auf 60 Jahre Mitgliedschaft konnten Willi Kermer, Xaver Pfeffer, Josef Schießl und Otto Spandl zurückblicken. Mit dem Ehrenabzeichen in Gold konnte Hans Hauser für 70 Jahre Treue zum Knappenverein geehrt werden.
Das abschließend gemeinsam gesungene Steigerlied soll kein Abgesang auf den Knappenverein sein, hatte zuvor der scheidende Vorsitzende Müller gemeint. Jetzt geht die Suche nach einem Vorsitzenden in die entscheidende Phase. „Übernehmt Verantwortung, damit die Bergbautradition nicht untergeht“, appellierte Müller ein letztes Mal. Bis zu einer Nachwahl bleibt das Vorstandsgremium kommissarisch im Amt. Die Bergmannskapelle unter der Leitung von Andreas Königsberger umrahmte die Versammlung musikalisch.
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