Den Oberpfälzer Heimatspiegel (OHS) gibt es schon seit fast 50 Jahren. 1976 erschien der Vorläufer noch als Heimatkalender für die nördliche Oberpfalz. Längst wurde das einstige Konzept beziehungsweise Erscheinungsbild verfeinert und der Zeit angepasst. Der Heimatspiegel ist ein verbindendes Element der verschiedenen Oberpfälzer Regionen. Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl spricht von einem alljährlichen Spiegel und einer Reise durch die Oberpfalz.
Der OHS, das Flaggschiff des Regionalverlags Bodner, glänzt in seiner 48. Auflage mit 224 Seiten Umfang und mit einem Rekord an Beiträgen. Auch eine Reihe von Autoren aus dem Landkreis Schwandorf haben sich an der jüngsten Ausgaben beteiligt.
So nimmt sich Franz-Joseph Vohburger dem jämmerlichen Klagegeschrei der „Klochmuada von Lengfeld“ an. Einst saß sie auf den Burglengenfelder Haustreppen und kündigte den Boandlkramer an. Um das Jahr 1900, einer Zeit als die Todesangst in vielen Häusern umging, soll das herzzerreißende Gejammer der Klochmuada die Menschen zum Nachdenken über den eigenen Tod gebracht haben. Die Gemeinde Stulln ist 2024 in Feierlaune, wenn sie ihr 850-jähriges Ortsjubiläum feiert. Der Heimatkundler Hans-Peter Weiß rückt das Jubiläum in den Focus und beleuchtet die jahrhundertelange Geschichte nochmals näher. Der Wackersdorfer Autor nimmt den Leser mit ins Jahr 1174 als der Bamberger Bischof Hermanus II. seinen Besitz in „Volsendorf et Stulen“ an seinen Onkel Hertnido im benachbarten Rottendorf überträgt. Der Streifzug durch die Geschichte von Stulln zeigt deren Entwicklung, angefangen von der Bergbauära bis hin zum modernen Wohn- und Industrieort auf. Mit dem „Seebarnhammer“ wurde einst der Grundstein für das Oberpfälzer Handwerkmuseum in Rötz-Hillstett gelegt. Karin Hirschberger nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Jahr 1487. In der Hammerschmiede an der Schwarzach, die bis 1960 in Betrieb war, wurden früher viele Tonnen Erz zu Eisen geschmiedet.
Dr. Reiner Reisinger ist mit seinem Beitrag „D’Luzier“, einer Spukgestalt der Oberpfälzer Rauhnächte auf der Spur. Der Oberviechtacher erinnert sich an die Erzählungen seiner Großeltern und die Eigenheiten der ländlichen Bevölkerung, die sich gegen die Schreckgestalten zu schützen suchten. Die Militariasammlung von Johann Gruber in Seebarn sieht sich Peter Pauly etwas näher an. Vom fahrtüchtigen Schützenpanzer „Hotchkiss“, über Uniformen und Handfeuerwaffen bis hin zu verschiedensten Exponaten aus der Zeit der früheren Bundeswehr werden dabei begutachtet. In seinem Beitrag „Das Düngen mit Jauche hat zu unterbleiben“ nimmt Erich Zweck die Leserschaft mit in die Zeit des Nationalsozialismus, als der NSDAP-Parteivorsitzende Adolf Hitler mehrmals in Regensburg zu Besuch war. Der frühere Schwandorfer Studiendirektor erinnert an die Schottenheimsiedlung, die 1937 Schauplatz des Gauparteitages war. Der Haselbacher Autor Alfred Merl erinnert sich in seinem Beitrag an den ersten „Tag der Oberpfälzer Volksmusik“, den der Verein „Oberpfälzer Volksmusikfreunde“ im Freilandmuseum in Neusath-Perschen veranstaltete. Der frühere Schwandorfer Stadtbibliothekar Alfred Wolfsteiner beschreibt eine „Nikolaus-Aktion“ für Kinder in der Bibliothek, die auf Messers Schneide stand. Seit dieser glücklich ausgegangenen Bescherung glaubt der Heimatchronist wieder an den Nikolaus.
Verleger Eckard Bodner zeigt sich bei der Präsentation des OHS stolz über das gelungene Werk und die ständige Weiterentwicklung der Lektüre. „Viele kurzweilige Geschichten und hintersinnige Gedichte als auch bekannte Autoren bürgen hier für Qualität“, sagt der Regionalverlagschef über die Publikation. Für den mittlerweile 48. Jahrgang zeichnete auch Mitherausgeber und Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl verantwortlich. Für ihn bietet der Oberpfälzer Heimatspiegel jede Menge Lesestoff und ist zugleich ein unentbehrlicher Begleiter durch das ganze Jahr.
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