Es ist der modernen Kriminaltechnologie zu verdanken, dass ein spektakulärer Mordfall in Schwandorf aus dem Jahr 1978 nun wieder neu aufgerollt wird. Es muss für die Kinder ein grausiger Anblick gewesen sein, als sie am 16. Juni des nämlichen Jahres beim Spielen die verstümmelte Leiche der damals 15-jährigen Christa Mirthes in einem Brunnenschacht in der Klosterstraße in der Schwandorfer Innenstadt aufgefunden haben. Die Leiche musste dort schon einige Zeit gelegen haben, denn den Ermittlungen von damals zufolge war Christa Mirthes zuletzt am 30. April lebend gesehen worden. Aus der Höflingerschule berichtet eine ehemalige Klassenkameradin, die ungenannt bleiben möchte, dem Oberpfalz-Boten, dass Christa Mirthes zu jener Zeit schon immer durch stark geschminktes Auftreten, durch exklusive und oft hochhackige Schuhe, die für gleichaltrige Mädchen der damaligen Zeit in Schwandorf nie in Frage gekommen wären, und durch sehr häufiges Fehlen im Unterricht aufgefallen sei. „Sie war eine Einzelgängerin, eine feste Freundin in der Klasse hatte sie nicht“, so die Klassenkameradin. Es war allgemein bekannt, dass sich Christa Mirthes den Männern gegenüber sehr offen verhalten haben musste und aller Wahrscheinlichkeit und ihrer Kleidung nach ihre Liebesdienste wohl auch gegen Bezahlung anbot. Die Zeitzeugin sagte, dass es sich bei der mutmaßlichen Kundschaft von damals um keine „Kad’ln“ gehandelt hatte, also keine in etwa gleichaltrigen Jünglinge mit 18 oder 20 Jahren, sondern schon eher um „g’standene Mannsbilder um die Vierzig“, wie es hieß.
Die in den Asservaten entdeckten DNA-Spuren könnten nun Hinweise auf den Mörder geben. Um ihn zu identifizieren, hat die Kriminalpolizei Amberg zu Jahresbeginn die Ermittlungsgruppe „Brunnen“ gegründet. Am Donnerstag startete sie eine Plakataktion, bei welcher Zeitzeugen angesprochen werden sollen. Sie hängen nun an verschiedenen Plätzen im Schwandorfer Stadtgebiet. Wie Pressesprecher Polizeioberkommissar Claus Feldmeier mitteilte, brauchen auch eventuell im Tatumfeld betroffene Personen von damals heute keinerlei strafrechtliche Verfolgung mehr zu befürchten. „Sämtliche Straftaten bis auf Mord sind laut Staatsanwaltschaft Amberg verjährt“, hieß es beim Pressetermin.
Konkret lauten auch auf den Plakaten die Fragen der Ermittlungsgruppe:
- Wer kann Hinweise zum Täter bzw. zu möglichen Mittätern machen?
- Wer hat zwischen 30.04.1978 und 15.06.1978 auffällige Beobachtungen in der Klosterstraße 30 in Schwandorf (Fahrzeuge/Personen) gemacht?
- Wo hat sich Christa Mirthes zwischen 18.01.1978 und 30.04.1978 aufgehalten?
- Wer gewährte der 15-jährigen Christa Mirthes, die seit 17.01.1978 von zu Hause abgängig war, Zuflucht?
Auskünfte können Sie richten an die Kriminalpolizei Amberg unter der Telefonnummer 09621/890 - 2040 oder – 2801. Für Hinweise, die zur Ergreifung oder Überführung des Täters führen, ist eine Belohnung von €10.000,- ausgesetzt.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben