Eine Fahrt nach Sengenthal bei Neumarkt zur Firma Transport System Bögl hatte kürzlich die Akademie Ostbayern-Böhmen (AOB) anlässlich ihres Jahresprogramms „Mobilität“ auf dem Programm. Das international tätige Unternehmen betreibt hier neben dem Bau von Großwindkraftanlagen auch eine Versuchsstrecke für eine Magnetschwebebahn. Schnell war die Veranstaltung ausgebucht, zumal die Teilnehmer, angeführt vom Akademie-Vorsitzenden Josef Schönhammer, an einer exklusiven Testfahrt teilnehmen durften. Erstmals mit dabei war auch die neue Projektkoordinatorin Sonja Prüll, die in die Fußstapfen von Hans Fischer tritt.
In der riesigen Wartungshalle erläuterte Produktmanager Felix Niebler das Projekt Magnetschwebebahn, das bereits seit Jahren in China erfolgreich läuft. „In Asien, wo man für neue Systeme aufgeschlossener ist, baute Bögl bereits mehrere Tausend Kilometer Strecke mit dem System feste Fahrbahn, einer besonderen Bauart von Schienen und Hochgeschwindigkeitszügen. In Chengdu wurde sogar ein Geschwindigkeitsrekord aufgestellt“, betonte Niebler. Die großen Metropolen stehen vor großen Herausforderungen für deren Lösungen man innovative, nachhaltige und flexible Mobilitätskonzepte benötigt.
„Wir, die Transport System Bögl, sind weltweit der einzige Hersteller, der Fahrweg und Fahrzeuge komplett baut“, unterstreicht der Bögl-Produktmanager und führt als großes Plus geringe Betriebskosten, eine effiziente Projektabwicklung als auch eine schlüsselfertige Lösung ins Feld. Während 70 Prozent der Kosten für die Infrastruktur aufgewendet werden müssen, stehend jeweils 15 Prozent für die Betriebsleittechnik und das Fahrzeug selbst auf der Ausgabenseite. Der fahrerlose und verschleißfreie Betrieb ist nachhaltig, flexibel und zuverlässig. Dies macht das Magnetschwebebahnsystem, das in erster Linie für die Anwendung im Nahverkehr gedacht ist, zu einer zuverlässigen und emissionsarmen Form der Fortbewegung.
Von der „Mobilität der Zukunft“ konnten sich schließlich die 50 Teilnehmer bei einer Testfahrt auf der etwa 800 m lange aufgeständerten Strecke überzeugen. Keine Vibrationen, berührungslos und fast lautlos setzt sich Bahn in Bewegung. Bei einem Zwischenstopp auf halber Strecke empfinden die Fahrgäste des zur Teststrecke parallel verlaufenden Straßenverkehrs als laut. Mit einer Geschwindigkeit von lediglich 80 km/h, fühlte sich wesentlich schneller an, ging es zurück zum „Bahnhof“ an der Wartungshalle.
Einen Zeitensprung in Sachen Mobilität erlebte dann die Besuchergruppe beim Treideln. Nach einer deftigen Brotzeit auf der Kutscher Alm wurde Mühlhausen angesteuert, wo sich die einzige noch in Betrieb befindliche Schleuse Nummer 25 des Ludwig-Main-Donau-Kanals befindet. Hier warteten bereits der Kahn „Alma Viktoria“ und Martin Deflorin mit seinem Pferd „Leila“ auf ihre Gäste. Rund 60 Treidel-Fahrten, die mittlerweile zum Immateriellen Kulturerbe erklärt wurden, werden alljährlich auf dem deutschlandweit einzigartigen alten Kanal durchgeführt. Einst wurden hier Flöße und Frachtschiffe, beladen mit allerlei Gütern, getreidelt, also vom Ufer aus mit Pferden gezogen und über 100 Schleusen über die Wasserscheide angehoben. Das ist und war keine Plackerei für das Pferd, eher eine gemütlicher Spaziergang auf dem Treidelweg“, beruhigt Deflorin. Beschaulich zog die Landschaft an dem gemächlich dahingleitenden Treidelschiff vorbei. Zeit und Gelegenheit zum Nachdenken und zum Vergleich von Zeiten und deren Mobilitätsmöglichkeiten: hier ein mit hohem technischen Aufwand und viel Energie betriebenes Verkehrsmittel, dort eine Art des Transports mit einfacher Technik, emissionsfrei, nur ‚1PS‘, nur eben etwas langsamer.
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