

AELF eröffnet Ausstellung für landwirtschaftliches Bauen aus Holz
Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Johann Albang aus Lind (bei Oberviechtach) vor mittlerweile fünf Jahren im Internet das Video eines Holzstalls sah, stand für ihn fest: „Wenn wir einen Stall bauen, dann so einen.“ Nicht im Traum hätte er damals aber daran gedacht, dass sein eigener Stall Seite an Seite mit seinem Vorbild in einer Ausstellung präsentiert würde. Unter dem Motto „Warum nicht aus Holz? Einfach(er) Stall bauen“ sind derzeit im Schwandorfer Tierzuchtzentrum Modelle und Poster umgesetzter landwirtschaftlicher Holzbauprojekte zu sehen. Richtig gemacht sind Holzbauten nämlich nicht nur etwas fürs Auge, sondern schont bei vielen anderen Vorteilen auch noch den Geldbeutel. Am Mittwoch wurde die Ausstellung anlässlich des Großvieh- und Zuchtkälbermarktes eröffnet.
Eine große Chance für Milchviehhalter
„Holz ist ein nachwachsender, nachhaltiger und ästhetisch ansprechender Werkstoff, der gerade im Stallbau zahlreiche Vorteile bietet“, so Helmut Melchner, Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf. Der Stallbau – vielerorts notwendig – um einen Milchviehbetrieb in die nächste Generation zu führen – stelle eine große Herausforderung für die Landwirtsfamilien da. Das schlägt sich auch in der Zahl der Rinder, die in der Oberpfalz gehalten werden, nieder, erklärt Erich Pilhofer, Vorsitzender des Rinderzuchtverbands Oberpfalz. Die gehe nämlich seit Jahren deutlich zurück. „Wir haben Interesse daran, dass möglichst viele Landwirte einen Laufstall für einen Anbindestall bauen statt die Milchviehhaltung aufzugeben. Wir freuen uns über diese Ausstellung, denn sie liefert kostengünstige Lösungen, dass wir hier noch wirtschaftlich zurechtkommen.“


Holz sticht Stahl
Genau hier knüpfte der Vortrag von Jochen Simon, Architekt und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Landwirtschaftliches Bauen am Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Denn: Es gehe um Wirtschaftlichkeit: „Sie ist das Entscheidende. Es ist eben nicht das Wohnhaus oder der Kindergarten, es ist ein Wirtschaftsgebäude, das sich am Ende rechnen muss.“ Gebäude aus Beton und Stahl seien einfach und billig zu errichten und würden lange halten. So das landläufige Vorurteil. Doch Simon hebt neben vielen anderen Vorteilen des Holzbaus hervor, dass die Einsparpotenziale bei rund 25 Prozent liegen. Das bedeutet, dass Landwirte durch Eigenleistung und den Einsatz von regionalem Holz nicht nur Baukosten reduzieren, sondern auch langfristig von geringeren Wartungs- und Unterhaltskosten profitieren. Dies kann Maximilian Hofinger, gelernter Zimmerer mit Bachelorabschluss in Landwirtschaft, aus der Praxis bestätigen. Er ist Bauberater am AELF Regensburg-Schwandorf und hat zusammen mit seinem AELF-Kollegen Herbert Wendl die Ausstellung nach Schwandorf geholt.
Das Klima dankt es
Gerade für Landwirte, die oftmals auch eigenen Wald besitzen, biete sich der Bau aus eigenem Holz und mit Eigenleistungen an. So war es auch bei den Albangs. „Es ist alles aus unserem Holz“, sagt Johanns Frau Julia. Architekt Simon rechnet vor, dass man je nach Zustand des Waldes über einen Bedarf von etwa fünf Hektar bei 20-prozentiger Durchforstung spreche. Wohlgemerkt für einen Stall, der deutlich größer als der der Albangs ist. Ein weiteres großes Plus beim Holzbau: Es ist ein nachwachsender Rohstoff und besitzt im Vergleich zu Beton und Stahl eine deutlich bessere Klimabilanz. Während diese traditionellen Baustoffe bei der Produktion enorme Mengen an CO₂ freisetzen, speichert Holz während seines Wachstums Kohlenstoff und entzieht der Atmosphäre so schädliches CO₂.



Wirtschaftsgebäude mit Wohlfühlfaktor
Architekt Simon befasste sich mit den harten Fakten, sprach von Quadratmeterkosten, CO2-Einsparungen und Industrienormen – alles gute Argumente für einen Holzbau. Doch für die Albangs spricht noch etwas für ihren Stall. „Er ist einfach schön, hat nicht so einen riesigen Körper und ist mit seiner Grünbedachung nachhaltig“, sagt Julia Albang, und ihr Mann ergänzt: „Man muss ihn einfach gesehen haben!“
Die Ausstellung „Warum nicht aus Holz? Einfach(er) Stall bauen“ Während der Viehmärkte ist die Ausstellung im Tierzuchtzentrum, Hoher-Bogen-Straße 10, in Schwandorf frei zugänglich. 21. Oktober: 11:00 bis 14:00 Uhr 4. November: 11:00 bis 14:00 Uhr 6. November: 10:30 bis 14:00 Uhr Für Gruppen ab fünf Personen bieten Stallbauberater Maximilian Hofinger (Telefon 09433/896-2125) und Tierhaltungsberater Herbert Wendl (Telefon 09433/896-1414) auf Anfrage individuelle Führungen an. |