Burglengenfeld. Voll im Zeitplan liegen die Arbeiten an der neuen, mehr als drei Kilometer langen Gas-Hochdruckleitung, die die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) derzeit in Burglengenfeld entlang der Umgehungsstraße unter die Erde bringt. Davon machte sich nun der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling im Gespräch mit Vertretern des Bayernwerks ein Bild. Das Projekt ist Teil der Erweiterung des Naabtaler Grüngasrings, in dem ab dem kommenden Jahr rund 14.400 Verbraucher im Landkreis Schwandorf mit Biomethan statt fossilem Erdgas versorgt werden. Und: Der Einsatz der der neuen SmartSim-Technologie bringt eine Vermeidung von 396 Tonnen CO2 pro Jahr.
Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling begrüßte beim Termin vor Ort die Erweiterung des Naabtaler Grüngasrings sowie die Einführung der SmartSim-Technologie und dankte der Bayernwerk Netz GmbH für ihr Engagement. „Durch den Verzicht auf Flüssiggas und die Verwendung der SmartSim-Technologie wird nicht nur der CO2-Ausstoß reduziert, sondern auch der Versorgungsprozess optimiert. Hiervon profitieren sowohl die Umwelt als auch unsere Bürgerinnen und Bürger“, sagte Ebeling.
Daniel Liegl, Leiter des Kundencenters Schwandorf, sagte, das Bayernwerk versuche grundsätzlich, Maßnahmen zu bündeln und unnötige Baustellen zu vermeiden. Deshalb verlegen die Techniker auf einer Länge von 2,6 Kilometern auch gleich eine neue, leistungsstarke Mittelspannungsleitung im Ortsring Burglengenfeld. Sie ersetzt die bisherige Freileitung entlang der Umgehungsstraße, die der Verteilnetzbetreiber im Anschluss zusammen mit zwölf Strommasten zurückbaut. Dafür wendet das Bayernwerk rund 300.000 Euro auf.
Der Löwenanteil der Investitionen jedoch, mehr als zwei Millionen Euro, fließt in die Erweiterung des Naabtaler Grüngasrings, so André Zorger, beim Bayernwerk Leiter des Kommunalmanagements in Ostbayern.
Die Details dazu erläuterte Christoph Niedermeier, Leiter Gas Netzbewirtschaftung der Bayernwerk Netz GmbH: „Grüne Gase wie Biomethan oder Wasserstoff sind unserer Auffassung nach ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende. Mit dem Neubau von rund fünf Kilometern neuer Leitungen und dem Neubau von drei neuen Gasstationen an der Kallmünzer Straße, im Naabtalpark sowie in der Regensburger Straße in Burglengenfeld schaffen wir die Voraussetzung für den Einsatz der modernen, digitalen SmartSim-Technologie, die letztlich die nachhaltige CO2-Einsparung von 396 Tonnen überhaupt erst möglich macht.“
Denn: Künftig muss dem Biomethan im Naabtaler Grüngasring kein Flüssiggas mehr beigemengt werden. Die SmartSim-Technologie erlaubt „eine exakte Bestimmung der Gasbeschaffenheit und des Brennwerts von Biomethan“, so SmartSim-Projektleiter Stefan Chrubasik. Unter Einbeziehung sämtlicher digital verfügbarer Daten (Netztopologie, Einspeisedaten, Verbrauchsdaten, Drücke) werden die Abrechnungsbrennwerte rechnerisch hochgenau bestimmt. Diese Werte werden von Eichämtern und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Analogie zu „gemessenen“ Werten für die Abrechnung anerkannt.
Die Bauarbeiten in Burglengenfeld wurden geplant von den Bayernwerk-Projektanten Phillip Schubert und Jürgen Schönmüller. „Die neu zu bauenden Anlagen sowie Leitungen sind bereits wasserstofffähig“, sagte Christoph Niedermeier mit Blick auf die grüne Zukunft. Beteiligte Partnerfirmen sind Firma Freitag (Regensburg) für den Leitungsbau, Firma Streicher (Spülbohrverfahren), Firma Brochier (Nürnberg) für den Anlagenbau und als Sachverständige die Döllel GmbH (Neustadt an der Donau) für die Abnahme der neuen Gasstationen.
Hintergrund: der Naabtaler Grüngasring
Vor Ort erzeugt, vor Ort verbraucht: Im Naabtaler Grüngasring wird Biomethan aus Anlagen in Eich, Schwandorf und Schwarzenfeld in das Gasnetz eingespeist. Bislang waren rund 11.500 Verbraucher in Schwandorf, Wackersdorf, Steinberg am See, Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz an den Grüngasring angeschlossen – darunter Großverbraucher aus der Industrie. „Mit der Erweiterung um Schwarzenfeld, Stulln, Schmidgaden und Fensterbach werden es dann rund 14.400 Verbraucher sein“, erläutert Christoph Niedermeier, Leiter Gas Netzbewirtschaftung bei der Bayernwerk Netz GmbH.
Der Verbund der drei an den Naabtaler Grüngasring angeschlossenen Biogasanlagen stellt eine stündliche Einspeiseleistung von bis zu 35 Megawatt zur Verfügung. Rechnerisch könnten damit mehr als 21.000 Haushalte versorgt werden. „Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Dekarbonisierung“, sagt Alexander Radlbeck, Leiter Gas Netz bei der Bayernwerk Netz GmbH, „denn diese Energiemenge muss nicht in Form von fossilem Erdgas importiert werden“. Im Sommer kommen die Städte und Gemeinden im Bereich des Naabtaler Grüngasrings schon jetzt komplett ohne Erdgas-Importe aus.
Rund 1200 Biogasanlagen gibt es im Versorgungsgebiet des Bayernwerks. Etwa 400 dieser Anlagen liegen so nahe am Gasnetz, dass sich eine Umstellung von der Strom- zur Biomethanerzeugung lohnen würde. „Und das ohne, dass auch nur ein einziger Maiskolben zusätzlich angebaut werden müsste“, betont Niedermeier. Der Clou im Naabtaler Grüngasring ist die Anbindung der Bioabfall-Vergärungsanlage einer Molkerei in Schwarzenfeld, in der Biomethan aus Klärschlamm sowie aus Nebenprodukten der Milchproduktion erzeugt wird.
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