Donnerstag, 21. August 2025

Kleidung mit Herz: Secondhand-Kooperation unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Entlassung

Engagiert für ein Stück Würde im Alltag: (v. l.) Sigrun Gotthard, Vereinsvorsitzende Elke Reinhart, Dorothea Seitz-Dobler, Sozialdienst-Mitarbeiterin Birgit Jobst-Bemmerl und Pflegedirektor Frank Hederer am Kleiderschrank. Foto: Michael Vogl

Notaufnahme, Entlassung und nichts zum Anziehen? Eine neue Kooperation gibt schnell, diskret und unbürokratisch ein Stück Normalität zurück.

Ein T-Shirt, eine Hose, ein ruhiger Moment im Stationszimmer: Manchmal fehlt am Entlasstag genau das eine Stück, das den Weg nach Hause leichter macht. Für Patientinnen und Patienten, die notfallmäßig aufgenommen wurden, ohne Gepäck kamen oder niemanden haben, der Kleidung bringen kann, ist das mehr als eine Kleinigkeit. Es ist eine Frage von Würde und Selbstbestimmung. Genau hier setzt eine neue Kooperation des Barmherzige Brüder Krankenhauses St. Barbara Schwandorf mit dem Schwandorfer Secondhand-Shop „EMMA“ an.

Direkt im Krankenhaus steht seit Kurzem ein Kleiderschrank bereit, gefüllt mit gut erhaltener Alltagskleidung in verschiedenen Größen. Die Ausgabe erfolgt unbürokratisch über den ehrenamtlichen Besuchsdienst. Diskret, bedarfsgerecht und in enger Abstimmung mit dem Behandlungsteam. Initiiert wurde das Angebot von „EMMA“, angestoßen durch persönliche Kontakte der Sozialdienst-Mitarbeiterin Birgit Jobst-Bemmerl. Um die regelmäßige Befüllung kümmern sich das Team von „EMMA“ und die Ehrenamtlichen gemeinsam. Das Prinzip ist einfach: Wer nach einer stationären Behandlung keine passende, saubere Kleidung zur Verfügung hat, bekommt unkompliziert etwas zum Anziehen. So wird eine Lücke geschlossen, die im Klinikalltag immer wieder sichtbar wird, besonders nach Notaufnahmen, bei Menschen auf der Durchreise oder ohne soziales Netzwerk vor Ort. Gleichzeitig stärkt die Kooperation die Idee der Kreislaufwirtschaft: Tragfähige Kleidung bleibt im Gebrauch, Ressourcen werden geschont, Hilfe kommt dort an, wo sie gebraucht wird.

„Kleidung ist mehr als Stoff. Sie schenkt Würde, Selbstbestimmung und ein Stück Normalität auf dem Weg nach Hause“, sagt Frank Hederer, Pflegedirektor am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf. „Dass wir hier schnell und leise helfen können, ist ein Gewinn für die Betroffenen und entlastet zugleich unsere Teams.“ Auch von Seiten des Vereins ist die Resonanz klar: „Wir erleben täglich, dass Secondhand praktisch, nachhaltig und wertschätzend ist“, sagt Elke Reinhart, Gründerin und Vorsitzende von „EMMA“. „Mit dem Kleiderschrank im Krankenhaus zeigen wir, wie nah an den Menschen wir wirken können.“ Aus Sicht des Sozialdienstes zählt vor allem die Verlässlichkeit im Ablauf. „Wenn die Entlassung ansteht, muss es zügig gehen. Die Kooperation gibt uns die Sicherheit, schnell das Richtige zu finden – vom T-Shirt bis zur Jogginghose“, so Birgit Jobst-Bemmerl. „Das nimmt Stress aus einer ohnehin sensiblen Situation.“

Die Zusammenarbeit ist auf Dauer angelegt. Die Auswahl im Schrank wird regelmäßig geprüft und bei Bedarf angepasst. Mit Blick auf Größen, Saison und praktische Anforderungen im Klinikalltag. Ziel ist, das Angebot so niedrigschwellig wie möglich zu halten und gleichzeitig die vorhandenen Ehrenamts- und Partnerstrukturen zu stärken. Die Verantwortlichen sehen darin ein Modell, das auch in anderen Häusern funktionieren kann: regional vernetzt, ressourcenschonend und nah an den Bedürfnissen der Patienten. Am Rande eines Ortstermins überzeugten sich die Beteiligten von der Umsetzung vor Ort: Neben Vereinsvorsitzender Elke Reinhart waren die Vor-Ort-Verantwortlichen Dorothea Seitz-Dobler und Sigrun Gotthard im Haus. Gemeinsam mit Pflegedirektor Frank Hederer und Birgit Jobst-Bemmerl vom Sozialdienst wurde besprochen, wie Ausgabe und Nachbefüllung weiter reibungslos laufen können. Zum Schluss bleibt die zentrale Botschaft: Hier geht es nicht um große Gesten, sondern um eine leise, wirkungsvolle Form der Unterstützung. Ein kleines Angebot, das in entscheidenden Momenten viel bewirkt.

Facebook
LinkedIn
Email
Print