„Was lange währt, wird endlich gut“, heißt es in einem Sprichwort des antiken römischen Epikers Publius Ovidius – das trifft auch auf die Fertigstellung der „Zoiglstube Schreierbräu“ in Windmais zu. "Auch wenn es eine schöne, interessante, spannende und vor allem lehreiche Zeit war", so der 47jährige Eigentümer Markus Wittmann gegenüber den Oberpfalz-Boten, "bin ich jetzt schon froh, dass wir fertig sind." Entgegen dem allgegenwärtigen Trend, Wirtshäuser und Gaststätten aus diversen Gründen zuzusperren, feierte am vergangenen Freitag die „Zoiglstube Schreierbräu“ in Windmais nach rund 5-jähriger Planungs-, Bau- und Umbauzeit Eröffnung. Mit dieser Zoiglstube habe er sich einen kleinen Traum erfüllt, so Wittmann.
Los ging es vor rund fünf Jahren, als er zusammen mit seinem Schwager sowie dessen Freund einen Hobby-Brauer-Kurs bei der Volkshochschule besuchte und dort lernte, wie man mit einem Gaskocher, einem 30-Liter-Topf und einem Kochlöffel Bier braut. Bei diesem Kurs habe er sich mit der Lust zum Brauen infiziert. Damit es sich aber auch lohnt, so Wittmann, habe er sich bereits eine Woche später einen 200-Liter-Tank zugelegt und den ersten Brauversuch in der Garage gestartet, der hervorragend klappte. Gestört habe ihn aber immer das umständliche Ein- und Ausräumen der Garage. Deshalb kam ihm bald die Idee, einen extra Raum für eine Brauanlage einzurichten. Inspiriert durch die vom Amt für ländliche Entwicklung im Ort laufende Dorferneuerung kam er 2020 auf die Idee, eine eigene Brauerei mit einer Zoiglstube zu kombinieren. Die Übernahme des damals seit rund zwei Jahren verwaisten Dorfwirtshauses Kolbeck war nie eine Alternative. Nach Vorbild der in der Nordoberpfalz weitverbreiteten Zoiglstuben mit selbstgebrautem eigenem Bier, wollte er Ähnliches auch in Windmais realisieren. Platz war im Erdgeschoß des Wohnhauses seiner Großeltern, das er im Jahr 2006 aufstockte und renovierte.
Nach neunmonatiger Planungszeit mit Besuch zahlreicher Zoiglstuben, Messen und Kleinbrauanlagen in ganz Deutschland sowie Gesprächen mit etlichen Braumeistern, stand der Entschluss fest, eine eigene Kleinbrauerei mit Zoiglstube zu errichten. Wegen der beengten Verhältnisse zu Hause, hat er dann im August 2020 eine solche Brauanlage als Maßanfertigung in China bestellt, und das trotz der Sprachbarrieren, weil es in Deutschland deutlich teurer gewesen wäre. Im Januar 2021 wurde die Anlage mit einem auf einem LKW verladenen Schiffscontainer geliefert. Zum Glück lag kein Schnee, so Wittmann, und die Nachbarn halfen mit, den Container mit einem Stapler zu entladen. Zwischengelagert wurden die Anlagenteile in der Scheune eines Nachbarn. "Wegen der damals grassierenden Corona-Welle konnte die chinesische Firma niemand für den Aufbau und die Installation der Anlage entsenden", so Wittmann, "deshalb bauten mein Vater und ich sie innerhalb von vier Monaten selbst auf." Im Mai 2021 lief dann der erste Brauversuch und es klappte auf Anhieb. Im Laufe der kommenden Wochen wurde das Ergebnis immer wieder optimiert und nach wenigen Monaten hat es allen geschmeckt. "Ich habe mich auf zwei Sorten Bier festgelegt", erklärt Wittmann, das „Schreierbräu hell“, ein typisch unfiltriertes, naturtrübes bayerisches Zoiglbier und das „Schreierbräu Spezial“, etwas dunkler. Der Name „Schreierbräu“ deshalb, weil es seit jeher der Hausname der Wittmanns in Windmais ist. Beim Pressetermin hat der Verfasser dieses Berichts eine Halbe Spezial probiert und für richtig schmackhaft befunden. Dabei verwende er nur heimischen Hopfen und Malz, betont Wittmann. Aus einem Sud braut er rund 500 Liter Bier. Anfangs werden aus Werbezwecken auch 5-Liter-Fässchen angeboten. Später gibt es das Bier aber nur noch in der Zoiglstube. Nun musste nur noch die Zoiglstube als Gaststätte eingerichtet werden.
Dazu wurde das Erdgeschoss des großelterlichen Wohnhauses überwiegend in Eigenleistung komplett entkernt, also Boden, Putz, Leitungen etc. entfernt – nur die tragenden Außenwände blieben stehen. Erst vor wenigen Tagen konnte der Innenausbau abgeschlossen werden. Die komplette Einrichtung, wie Stühle, Bänke, Tische und Garderobe, wurden aus eigenem Holz geschreinert. Es entstand das Zoiglstüberl mit Sitzgelegenheiten für 34 Personen und das Schankstüberl mit Schänke und Plätzen für 12 Personen. Im Anschluss an des Schankstüberl befindet sich auch noch eine moderne Küche, in der Brotzeiten zubereitet werden können. Natürlich wurde auch eine moderne Toilettenanlage, getrennt für Damen und Herren, integriert. Zu den Kosten meinte Wittmann ganz lapidar, dass man mit der sechsstelligen Summe, die er investiert hat, wahrscheinlich auch ein kleines Einfamilienhaus hätte bauen können. Von Anfang an habe er das Landratsamt als Genehmigungsbehörde mit ins Boot genommen. Als besonders aufwendig und zeitraubend erwiesen sich dabei die Auflagen für den Brandschutz. Am vergangen Freitag wurde die „Zoiglstube Schreierbräu“ nun in Vertretung des Pentinger Pfarrers Theo Schmucker von Pater Gabriel und Bürgermeister Georg Hoffmann aus Bodenwöhr offiziell eingeweiht. Beide zeigten sich angenehm überrascht, was unbemerkt von der Öffentlichkeit im Ortszentrum von Windmais entstanden ist. Mit der Spruch „Wassa wird zum guad’n Tropf’n, mischt ma es mit Malz und Hopf’n, serviert mit Brotzeit in eurer Stub’n, fühlt sich der Gast guad aufgehob’n“, wünschte Hoffmann den neuen Wirtsleuten viel Erfolg. Nach dem zurückliegenden Eröffnungswochenende ist die Zoiglstube nur jeden ersten Freitag und Samstag im Monat geöffnet. Für Gruppen, Gesellschaften und Feiern kann aber auch an anderen Tagen nach Absprache geöffnet werden. Neben den Bieren und diversen alkoholfreien Getränken werden auch immer drei verschiedene Brotzeiten angeboten.
Was ist ein Zoiglbier:
Zoigl ist ein untergäriges Bier, das hell oder dunkel vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist und von Privatpersonen überwiegend gemeinschaftlich gebraut wird. Es hat den gleichen Hefeanteil, die gleiche Stammwürze sowie den gleichen Alkoholgehalt wie Brauereibier, aber einen geringeren Anteil an Kohlesäure. Die Maische für den Zoigl, geschrotetes Malz, das mit Wasser verrührt wurde, wird im Kommunbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da jeder Zoiglbrauer nach eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack von Ort zu Ort, aber auch von Wirt zu Wirt üblich und für das Zoiglbier geradezu typisch. Viele der Biere sind weder filtriert noch gespundet und wirken deshalb sehr trüb.
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