Freitag, 28. März 2025

Impulsgeber für den Wirtschaftsraum Oberpfalz – Pilsen

Akademie Ostbayern-Böhmen startet Jahresprogramm „Start-ups“ 2025 mit Symposium

Symposium im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee. Foto: Hans-Peter Weiß

Seit 2017 stellt die Akademie Ostbayern-Böhmen (AOB) ihre Jahresprogramme unter den Leitgedanken „Unsere Region im Wandel“. Nach den Themen „Künstliche Intelligenz“ (2022), Nachhaltigkeit (2023) und „Mobilität“ (2024) steht 2025 die wirtschaftliche Entwicklung mit dem Jahresthema „Start-ups“ im Fokus. Auftaktveranstaltung war ein Symposium im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee, mit dem die AOB seit Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Partnerschaft verbindet, wie AOB Vorsitzender Josef Schönhammer eingangs betonte.

Im vollbesetzten Tagungsraum des CeBB hatten sich neben zahlreichen Interessenten namhafte Referenten eingefunden: Richard Brunner, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Cham und Pilsen, Prof. Sean Patrik Sassmannshausen von der OTH Regensburg sowie Start-up-Gründer Christan Reil aus Cham. Vom Unternehmen Münchener Medizin Mechanik (MMM) waren Firmenchef Michael Koller und Dr. Marion Felbel, Unternehmenskommunikation, zugegen.  Sie beleuchteten in Impulsvorträgen die Thematik „Start-ups“ aus Sicht der Wirtschaftsorganisation, der Unternehmerschaft und der regionalen Hochschulen.

IHK – Bindeglied im Wirtschaftsraum Ostbayern-Pilsen

Richard Brunner sagte zur Rolle der IHK: „Sie gibt den rund 140 im Raum Oberpfalz – Pilsen ansässigen Oberpfälzer Unternehmen eine Stimme, ist Service- und Bildungspartner und fungiert auch als politische Interessensvertretung. Gründer in dieser Region brauchen Unterstützung und Begleitung. Denn sie sind die Menschen, die Potential für Wachstum haben und unsere Region mittelfristig verstärken.“ Anhand von laufend erstellten Analysen des Industriepotentials auch im westböhmischen Raum bis Pilsen zeigte Brunner die stetige Aufwärtsentwicklung in den letzten Jahrzehnten.

Die Oberpfalz sei wirtschaftlich gewachsen, z.B. durch erfolgreiche Ansiedlungen wie BMW und auch durch ehemalige Start-ups wie Zollner Electronic AG, MMM, FEE, Witron, Mühlbauer AG sowie Krones AG. Ein tschechisches Beispiel ist der Digitalisierungspartner AIMTEC in Pilsen, Teil einer spannenden Start-up-Szene mit einer tollen Infrastruktur samt dem innovativen Start-up-Zentrum Tech Towerzur Förderung von Firmenneugründungen. Der IHK-Vertreter zog ein überaus positives Fazit der letzten Jahre: Mit Stand 2024 habe dieser grenzüberschreitende Raum ein BIP (nur Industrie) von 67,3 Milliarden Euro erreicht. Diese Wirtschaftskraft im grenzüberschreitenden europäischen Wirtschaftsraum, dem ehemaligen Zonenrandgebiet, sei eine Riesenerfolgsstory. Gründe dafür: offene Grenzen, erfolgreiche Unternehmen, viele gelungene Start-ups, gegründet von Menschen aus dieser Region, die diesen Strukturwandel maßgeblich vorantreiben. „Start-up Bayern“ boomt. „Bayern ist in Deutschland stärkstes Gründerland, und die grenzüberschreitende Region nimmt dabei einen Spitzenplatz ein. So erhielten z.B. 2024 in Bayern 146 junge Unternehmen über 2,3 Milliarden Euro an Finanzierungshilfen.In der Oberpfalz entstanden 31 neue Start-ups nur 2024.“

Der Standort „Start-up Bayern“ boomt. 2024 erhielten in Bayern 146 junge Unternehmen über 2,3 Milliarden Euro Finanzierungshilfen. Foto: Hans-Peter Weiß

CR 3D – eine digitale Start-up Erfolgsstory

Eines davon CR 3D.Gründer Christan Reil (33) stellte sein 2016 gegründetes Ingenieurbüro vor, das mit 13 Mitarbeitenden 3D-Drucker „Made in Cham“ herstellt. Seine Firma zählt europaweit rund 3000 Kunden, die Hard- und Software sowie Material aus einer Hand erhalten. Der ehrgeizige gelernte Kfz-Mechatroniker wurde 2024 Preisträger des Innovationspreises des Landkreises Cham. Durchhaltevermögen, Leidenschaft und harte Arbeit haben ihn zum Branchenführer katapultiert. „Bürokratische Hürden und Kampfpreise aus Fernost sind leider die Schattenseiten eines Start-ups“, beklagte der pfiffige Unternehmer, der es aus kleinsten Anfängen und ohne Fremdkapital geschafft hat.

MMM produziert in Stadlern seit 1964 für die Welt

Dass Unternehmen auch in der Vergangenheit als Start-ups begannen, zeigt das Beispiel von Münchner Medizin Mechanik in Stadlern. MMM-Chef Michael Koller und Dr. Marion Felbel, Leiterin der Unternehmenskommunikation, ließen im Zeitraffer 70 Jahre Unternehmensgeschichte Revue passieren, in der das Familienunternehmen zum Global Player aufstieg und derzeit mit über 1000 Mitarbeitern dies- und jenseits der tschechischen Grenze Spitzentechnik für die Medizin produziert. „Die Innovationskraft aus der Gründungszeit prägt MMM bis heute“, so Dr. Felbel.

Hochschulen als Triebfedern für Unternehmensgründungen

Die Rolle der regionalen Hochschulen beleuchtete Prof. Sean Patrik Sassmannshausen von der OTH Regensburg. Deren Forschungs- und Bildungsarbeit bewirkt, dass innovative und kreative Gründerpersönlichkeiten heranwachsen. So ist das OTH-Start-up-Center eine Plattform für Studierende und ehemalige Hochschulabsolventen, die unternehmerische Interessen und Ambitionen haben. Sassmannshausen, Beauftragter für Existenzgründungen, leistet mit seinem Team Hilfestellung bei der Erstellung von Businessplänen und kaufmännischen Anfragen, und man begleitet Gründungsinteressierte auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Zur aktuellen Lage betonte der Leiter des Start-up-Lab, das seit zehn Jahren auch mit Tschechien zusammenarbeitet: „Wir müssen aber politisch noch viel tun, um die Situation zu verbessern. Aufgabe der Wissenschaft ist es auch darauf hinzuweisen, dass nicht alles durchzuregulieren ist“. Als Beispiele für erfolgreiche junge Unternehmen nannte Sassmannshausen „Hydro Solution“, „2Lock“ und „Calypso Commodities“.

Interessante Fortführung des Jahressprogramms Start-ups

Die AOB wird bereits am 11. März mit einem Besuch am Campus Cham (TH Deg) zusammen mit dem IGZ Cham das Jahresprogramm fortsetzen. Es folgt am 11. April ein Besuch im Start-up-Lab der OTH Regensburg. Auch ein Besuch im Tech Tower in Pilsen ist in Vorbereitung. Weitere Informationen: www.akademie-ostbayern-boehmen.de

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