Im vergangenen Jahr feierte die Hermann Kranverleih GmbH in Wackersdorf ihr 50-jähriges Bestehen. Zahlreiche Interessierte ließen es sich nicht nehmen, einmal einen Blick hinter die Kulissen des soliden und aufstrebenden Familienunternehmens zu werfen. Auf dem Firmengelände an der Knappenstraße wurde alles aufgefahren, was die Firma zu einem gefragten Spezialisten für alles Große und Schwere macht. Vom 35-Tonnen-Kran bis zum 220-Tonner präsentierte sich das „schwergewichtige“ Aushängeschild der Gemeinde. Highlight des Jubiläums war jedoch der Manitowoc Grove Kran, der kurz zuvor geliefert wurde. Mit 250 Tonnen Tragfähigkeit und einem 530 PS-starkem Motor zählt der Kran mit seinem 70 Meter langen Ausleger zum Paradestück.
Manfred Hermann, Chef des Familienbetriebs ist nicht nur Trachtler mit Leib und Seele, ja zeigte er schon als kleiner Bub große Begeisterung für Transporter und Baumaschinen. Bereits mit acht Jahren setzte er sich bei einem Baggerwettbewerb gegen die erwachsenen Profis durch. Mittlerweile managt der 56-Jährige die erfolgreiche und bestens aufgestellte Firma. Zur Seite steht ihm Schwiegersohn Michael Hermann, der als Kran-Disponent für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Im September wird Marcel Galli, seit Anfang des Jahres verantwortlicher Disponent für Schwertransporte, Tochter Melanie ehelichen und das Familienunternehmen weiter verstärken. Manfred Hermann bezeichnet sich als Zugpferd und zeigt sich sichtlich stolz auf sein geschaffenes Imperium, das gesichert in die Zukunft geht.
Den Grundstein für das mittlerweile prosperierende Unternehmen legte 1972 Hans Hermann, als dieser die Hermann Transporte gründete. Einziger und zugleich bester Kunde war zunächst die Bayerische Braunkohlen Industrie AG, damals einer der größten und wichtigsten Arbeitgeber der Region. Mit 45 Jahren übernahm er sechs LKWs der Firma Westermeier und siedelte sich in der Frühlingstraße an. Zehn Jahre später, als sich der Braunkohletagebau zu Ende neigte, kaufte der weitsichtige Firmengründer zur Neuorientierung den ersten Autokran. Mitte der 1980er Jahre machte Sohn Manfred erste Erfahrungen mit dem Autokran auf Großbaustellen im Bayernwerk Schwandorf und beim Bau der WAA. Ein Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens war das Jahr 1990 als sich Manfred Hermann selbständig macht. Als 1994 Hans Hermann sich in den Ruhestandverabschiedete, fusionierten die beiden Firmen. Die Hermann Kranverleih GmbH wuchs und wuchs. 2009 musste infolge des ständig wachsenden Fuhrparks der Firmensitz in die Knappenstraße verlegt werden. Am bisherigen Hauptsitz im Ortsteil Heselbach wurde 2018 das benachbarte ehemalige Ferro-Gelände erworben, weil es auch hier zu eng wurde. Mittlerweile stehen 16 Kranfahrzeuge in den Hallen. „Vom 35-Tonner bis zum 250-Tonner können wir alles anbieten. Ob bei einem Halleneinsatz oder bei schwierigsten Einsätzen, wir haben das passende Fahrzeug“, sagt Firmenboss Hermann.
Zweites Standbein ist das Transportgeschäft. Zehn LKWs, davon zwei Schwerlastzugmaschinen (bis 74 Tonnen Nutzlast) mit Tiefbett-Tieflader, Semi-Tieflader, Planen-Tieflader, Innenlader, Plateau- und Teleauflieger ergänzen den Fuhrpark. Mit der kompletten Planung und Durchführung vom schweren Transport bis zur Gestellung mit einem Kran, bekommt der Kunde alles aus einer Hand. Das weiß besonders Großkunde Sennebogen zu schätzen, der durch die Firma Hermann alle seine in Wackersdorf produzierten Bagger transportieren lässt. Rund 80 Prozent der Großgeräte werden an die Seehäfen Hamburg, Lübeck, Bremerhaven und Zeebrügge gebracht. Knapp 180 Stück verlassen im Jahr den Produktionsstandort Wackersdorf. „Für die komplette Verladung einschließlich aller Genehmigungen zeichnen die Verladeexperten Herbert Rötzer und Sebastian Ries verantwortlich. Allein im Juli wurden zwölf Bagger auf die Reise geschickt - ein Rekord. Zwei bis fünf Tage sind die Fahrer dann unterwegs“, berichtet Hermann. Erst kürzlich waren seine Männer eine ganze Woche unterwegs. Von Straubing ins schwedische Hargshamn (Provinz Uppsala) wurde ein Umschlagbagger, den größten, den Sennebogen baut, über 4000 Kilometer gefahren. Drei LKWs waren im Einsatz, und 66 Tonnen wog das schwerste Teil“, erzählt Disponent Galli. Auch die Hoch- und Tiefbaufirma Feldbauer Bau GmbH zählt zu den Stammkunden von Hermann. Bei großen Projekten wie Hallen- oder Industriebauten ist das Team aus Wackersdorf mit dabei. Für die Gruber Holzbau GmbH, ebenfalls in Roding ansässig, werden alljährlich rund 50 Fertighäuser in ganz Bayern aufgestellt.
Mit seinen Kranfahrzeugen, die zur Kernkompetenz zählen, ist der Kranspezialist bayernweit unterwegs, während man sich im Transportgeschäft deutschlandweit und den angrenzenden EU-Ländern aktiv zeigt. Allein 14 Kranfahrer halten das Autokran-Geschäft am Laufen. Ist’s personell mal eng, steigt auch der Chef ins Führerhaus. Wenn die Branchenkollegen aus verschiedenen Gründen einen Auftrag nicht übernehmen können, ist die Hermann Kranverleih zur Stelle. „Wir machen das, wir nehmen jede Herausforderung zu jeder Zeit und an jedem Ort an“, sagt Manfred Hermann selbstbewusst. Aktuell ist der Kranspezialist in Regensburg beim Bau einer 110 Meter langen und 55 Meter breiten Halle gefordert. Für die neue Bad- und Leichtathletikhalle im Sportpark Ost müssen die 58 Tonnen schweren und 55 Meter langen Binder eingehoben werden. Noch bis Mitte September sind zwei leistungsfähige Autokräne aus Wackersdorf im Einsatz.
Knifflige Maschinentransporte, wo es um jeden Zentimeter geht, stellen die dritte Säule des Oberpfälzer Unternehmens des Monats August dar. Mit modernster Technik werden schon mal viele Tonnen schwere Maschinen millimetergenau mittels Schwerlastrollen und Lufthebekissen an ihren vorbestimmten Platz gehievt. Erst vor kurzem wurde beim Automobilzulieferer Benteler in Schwandorf eine 60 Tonnen schwere Spezialmaschine mit einer Länge von acht und einer Breite von fünf Metern passgenau auf 16 Maschinenfüße gesetzt.
Das Geschäft im Hause Hermann floriert. Firmenchef Manfred Hermann gibt sich stolz auf seine 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das harmonische Miteinander. Mit Bianca und Michael Hermann ist die dritte Generation schon voll eingebunden. Auch der vierten Generation könnte mit Moritz, dem jüngsten Spross der Hermanns, eine gute Zukunft beschieden sein.
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