Mittwoch, 30. April 2025

Heiße Phase der Erneuerung des Müllkraftwerks Schwandorf steht an – Geringe Auswirkungen auf die Entsorgungsgebühren

Sie informierten zu den aktuellen Entwicklungen des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS): Franz Grabinger, stellvertretender Geschäftsleiter, Landrat Thomas Ebeling in seiner Eigenschaft als Verbandsvorsitzender, Verbandsdirektor Thomas Knoll, Konrad Rieder, Technischer Leiter. Foto: Josef Rossmann

Schwandorf. Es ist die wohl größte und teuerste Baustelle im gesamten Landkreis Schwandorf: Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) erneuert für voraussichtlich 430 Millionen Euro die Öfen der Müllverbrennung, die größte Einzelinvestition in der Geschichte des ZMS. Beim alljährlichen Pressegespräch im Gasthof Schmidt wurden die gewaltigen Dimensionen des auf den Namen „Triphönix“ getauften Projekts deutlich. Verbandsdirektor Thomas Knoll: „Im Herbst kommen unsere zwei Baukräne, die werden sehr monströs sein, sie werden eigens für uns gebaut und kosten pro Stück 3,5 Millionen Euro.“ Und im Spaß fügt er hinzu: „Man könnte in das Wappen der Stadt Schwandorf in den nächsten Jahren unsere Kräne platzieren, weil man die schon viele Kilometer vor Schwandorf sehen wird.“

Bereits jetzt gilt das Schwandorfer Müllkraftwerk als Vorzeigeanlage, weshalb Fachbesucher aus der ganzen Welt nach Schwandorf kommen, um sich vor Ort zu informieren. Ziel des Großprojekts sind unter anderem eine verbesserte Energieeffizienz, reduzierte Wartungskosten und geringere Emissionswerte. Ähnlich dem mythischen Phönix, der aus seiner Asche neu ersteht, sollen aus den drei alten Müllkesseln des ZMS zwei modernere und leistungsfähigere Ofenlinien entstehen – daher der Projektname „Triphönix“.

Zu dem Pressegespräch hatte neben dem ZMS und auch der Zweckverband Thermische Klärschlammverwertung Schwandorf (ZTKS) geladen. Der Klärschlamm, der in den Kläranlagen anfällt, wird seit 2020 auf dem Gelände des Müllkraftwerks getrocknet und soll später in einer eigenen, neuen Verbrennungsanlage, die sich noch in einer frühen Planungsphase befindet, verbrannt werden. Ein Ziel ist, danach die wertvollen Inhaltsstoffe aus der Schlacke wieder zurückzugewinnen.

Restmüll aus der ganzen Oberpfalz und darüber hinaus

Der Zweckverband ZMS hat insgesamt 17 Verbandsmitglieder und sichert die Entsorgung für rund 1,8 Millionen Einwohner. Der Restmüll aus der gesamten Oberpfalz, aber auch der aus Hof, Kulmbach, Landshut und Straubing wird überwiegend an 11 Umladestationen gesammelt, gepresst und per Bahn nach Schwandorf gebracht und im Kraftwerk verbrannt.

Landrat Thomas Ebeling, zugleich ZMS-Verbandsvorsitzender, berichtete von einer Änderung der Satzung, die unspektakulär klingt, jedoch den Weg frei macht für komplett neue Aufgaben des ZMS: Jetzt sei auch die Energieerzeugung offizieller Zweck des Verbands. Das Kraftwerk habe zwar schon immer auch Energie erzeugt, aber durch diese Anpassung der Satzung könnten nun auch ganz neue Projekte in Angriff genommen werden.

Verbandsdirektor Knoll begründete die Notwendigkeit der Satzungsänderung und Ausweitung der Verbandsziele auch damit, dass es einen regelrechten Run auf Fernwärmeanschlüsse in der Stadt Schwandorf gebe. Trotz der Preiserhöhung sei Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizungsarten nach wie vor extrem günstig und zudem grüner Energie gleichgesetzt. Die vorhandenen Wärmekapazitäten würden aber nicht für alle Stadtteile Schwandorfs ausreichen, neue Lösungen müssten angedacht werden: „Es gibt viele neue Technologien zum Beispiel die Flusswärmepumpe, die man in einem unserer großen Tagebauseen versenken könnte oder auch in der Naab“, erläuterte Knoll.

Verbandsdirektor Thomas Knoll. Foto: Josef Rossmann

2031/32 soll die Erneuerung abgeschlossen sein

Die erste Phase der Erneuerung des Müllkraftwerks wurde im August 2024 nach über einem Jahr Bauzeit abschlossen: Teile der Rauchgasreinigung in Ofenlinie 4 wurden getauscht, eine Großrevision durchgeführt. Diese Einheit soll ohne Stillstand während der Hauptarbeiten durchlaufen. Im nächsten Schritt können die bisherigen Ofenlinien 1 bis 3 durch zwei neue, leistungsstärkere Kessel ersetzt werden. 2026 werden zunächst zwei dieser alten Ofenlinien abgeschaltet, 2027 startet der Neubau. Erst 2031/32 soll das Triphönix getaufte Projekt mit einem Bauvolumen von voraussichtlich 430 Millionen Euro abgeschlossen sein.

Während der Bauphase stehe nicht die volle Kapazität von rund 450.000 Tonnen pro Jahr zu Verfügung, sagte Knoll. „Wir werden also bis zu 100.000 Tonnen Müll pro Jahr umleiten müssen zu anderen Kollegen innerhalb und außerhalb Bayerns.“

Die Investitionssumme habe jedoch auf die Müllgebühren keine großen Auswirkungen, betonte Knoll. Die Investitionssumme werde über 30 Jahre abgeschrieben, wobei die Anlage sicherlich noch deutlich länger in Betrieb sein werden, der alte Kessel habe auch 40 Jahre gehalten. „Der entscheidende Faktor, was der Bürger künftig zahlt, ist die Entwicklung der CO2-Bepreisung“, betonte Geschäftsleiter Knoll.

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