Hans Deinfelder aus Windmais ist eine der Personen aus der ehemaligen Gemeinde Erzhäuser, der die jüngere Ortsgeschichte insbesondere im Vereinsleben sicherlich mit am nachhaltigsten geprägt hat. Der Heizungsbaumeister und Gründer eines kleinen Betriebes für Heizung und Sanitär engagierte sich seit seiner Jugendzeit in den örtlichen Vereinen, drückte vielen Veranstaltungen mit Engagement, Organisationsgeschick sowie Durchsetzungsvermögen seinen Stempel auf und wird von allen nur der „Hans“ genannt. Vor über 40 Jahren gründete er im ehemaligen Gasthof Pöll den Stammtisch „Gemütliche Runde“ Erzhäuser, den er einige Jahre als Vorsitzender führte. Unter seiner Regie wurden bis Mitte der 90er Jahre zahlreiche „Spiele ohne Grenzen“ sowie die weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannten Orientierungsfahrten mit bis zu 200 Autos durchgeführt. Bei den Siegerehrungen der Orientierungsfahrten reichten damals die Kapazitäten des Gasthofes Pöll bei weitem nicht mehr aus.
Deinfelder hat ein besonderes Faible für Oldtimer, vor allem für Traktoren. Deshalb gründete er vor über 30 Jahren den Verein der Schlepper- und Motorenfreunde, war 18 Jahre lang Vorsitzender und organisierte sieben Oldtimertreffen mit bis zu 15.000 Gästen. Aus einer ehemaligen Reiterhalle, die er im Sommer 1998 in der Nähe von Regensburg für 10.000 DM erwarb, abbauen und nach Windmais transportieren ließ, organisierte er den Bau eines 50 m x 21 m großen Museums für seine „Oldtimer-Schmuckstücke“, das im Juni 2001 im Rahmen des 10jährigen Gründungsjubiläums mit einem großen Oldtimertreffen gebührend eingeweiht wurde.
Ebenso ist es ihm zu verdanken, dass der Verein einen 8 Meter langen, 2 Meter breiten und 3 Meter hohen U-Bootmotor, der voll funktionsfähig ist, besitzt. Deinfelder und sein Team zerlegten den Motor in sämtliche Einzelteile, hoben ihn mit einem Portalkran aus dem Keller, verfrachteten ihn auf einen Lastwagen und transportierten ihn nach Windmais, wo er in rund sechs Monaten restauriert und auf den beiden Achsen eines gebrauchten Lastwagenanhängers zusammengebaut wurde, um ihn bei Umzügen mitnehmen zu können. Als i-Tüpfelchen sei noch das 2. historische Windmaiser Dorffest im Jahr 2009, das mehrere tausend Besucher anzog, genannt, bei dem der „Hans“ ebenfalls an maßgeblicher Stelle mitwirkte und zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.
Der inzwischen 68jährige ist zwar nun schon im Ruhestand, tatsächlich kommt er aber nicht zur Ruhe. Vor über zwei Jahren wollte er sich einen Jugendtraum erfüllen und mit einem selbst gebauten Wohnwagen anno dazumal, der von seinem fast 80 Jahre alten aber noch rüstigen und etwas aufgemotzten blauen Lanz-Bulldog gezogen wird, mehrere Wochen auf Reisen gehen. „Einen Lanz-Bulldog kann man nicht auf Knopfdruck starten“, erklärt Deinfelder gegenüber dem Oberpfalz Boten. Zuerst muss man die „Glühnase“ im Zylinderkopf mit einer Lötlampe zum Glühen bringen, daher auch die Bezeichnung „Glühklopf. Zum Starten nimmt man das Lenkrad samt Steuersäule ab steckt es seitlich in die Kurbelwelle. Durch kräftige Pendelbewegungen gegen den Kompressionswiderstand startet man dann den Motor und bringt ihn zum Laufen, reine Muskelarbeit und der „Hans“ kommt ins Schwitzen. Klappt es, dröhnt zunächst ein dumpfes kraftvolles Blubbern aus dem schlotartig nach oben ragenden Auspuff. Erst langsam, dann immer schneller kommt der Lanz in Schwung, was man auch an seinen unruhigen Bewegungen erkennt. In regelmäßigen Abständen verlassen kleine dunkle Dampfwölkchen seinen Schlot und zeugen davon, dass er unter gleichmäßigem Tuckern tatsächlich läuft. Übernachten wollte er in keinem Hotel oder Zelt, sondern in einem selbstgebauten Wohnwagen aus Holz, natürlich auch Marke „anno dazumal“, den er mit viel Liebe zum Detail während des Lockdowns im Winter 20/21 fertiggestellt hatte. Ausgestattet ist der an die gute alte Zeit erinnernde Wagen mit zwei Betten, einem überdachten Balkon mit Sitzgelegenheit, mehreren Oberlichtern, einer kleiner Küche und einem winzigen Bad mit Dusche, alles kein Problem für den gelernten Heizungsbaumeister. Vorbild, so Deinfelder, waren die Schaustellerwagen in den 60er Jahren, die mit unter der Last schwer schnaufenden Traktoren vom Bahnhof in Blechhammer auf der alten Staatsstraße über den „Schousterberg“ in Erzhäuser zum Volksfest nach Neunburg gezogen wurden. „Während sich die Kumpel beim Volksfest für das Karussell, die Schiffsschaukel oder die Losbude interessierten, bestaunte ich vor allem die abseits abgestellten Traktoren und Schaustellerwagen“, erinnert sich Deinfelder. Für den Notfall, wenn er mal schnell nach Haus musste, weil er gebraucht wird, wollte er auch eine 68 Jahre alte Honda, die er von einem Freund in Pingarten erworben und restauriert hat, mitnehmen. Aus der Fahrt wurde bis dato jedoch leider nichts, zum einen wegen der Gesundheit, zum anderen, weil der Lanz Probleme bereitete und schlichtweg bisher die Zeit fehlte.
Zuletzt zog er mit er mit dem Nachbau von vollfunktionsfähigen Miniatur-Oldtimertraktoren die Aufmerksamkeit auf sich. Aus einem ehemaligen Hansa-Friedhofsbagger baute er einen bestens funktionierenden flotten laubfroschgrünen Mini-MB Trac für mehrere tausende Euro nach, ein Schmuckstück, das es ansonsten nirgendwo gibt. Beim letztjährigen Oldtimertreffen in Windmais zog das Vehikel im Vergleich zu einem Original MB Trac die bewundernden Blicke zahlreicher Besucher auf sich. Ein MB Trac Liebhaber aus der Nähe von Regensburg bot ihm sogar einen mittleren fünfstelligen Betrag für das Unikat. Der „Hans“ verkaufte aber nicht, „den habe ich für meinen älteren Enkel Jan gebaut“, meinte er auf Nachfrage. Da er inzwischen mit dem Done stolzer Opa eines weiteren Enkelkindes ist, war guter Rat teuer. Kein Problem – ein zweiter Miniatur-Traktor musste her. Gesagt, getan, seit rund einem halben Jahr bastelt der „Hans“ an einem Miniatur-Lanz-Bulldog im Größenverhältnis 1 : 2. Auch das wird ein Unikat, das es kein zweites Mal geben wird.
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