

Beklemmende Gefühle im voll besetzten Meisl-Saal, als Brucks Bürgermeisterin Heike Faltermeier zum Vortragsabend anlässlich des 80. Jahrestages der Todesmärsche von Flossenbürg nach Dachau geladen hatte. Sie dankte für das große Interesse der Besucher, darunter auch stellvertretender Landrat Jakob Scharf, Ehrenbürger Joachim Hanisch, Nittenaus 2. Bürgermeister Meierhofer – sowie Zeitzeugen.
Stefan Hanke porträtierte Überlebende der Konzentrationslager
Zunächst referierte Stefan Hanke ausführlich und einfühlsam über sein Projekt „KZ überlebt“. Viele Einzelporträts überliefern unterschiedliiche Einzelschicksale, die alle an Unmenschlichkeit und Grausamkeit nicht zu übererbieten sind. Der Referent stellte auch anfangs klar, was die Geschichte lehrt: „Wenn man Rechtsradikale an die Macht kommen lässt, dauert es nicht lange, bis die Demokratie abgeschafft ist“. Hanke reiste viele Jahre durch fast ganz Europa, um Überlebende der Konzentrationslager zu treffen. Der älteste war 105 Jahre alt, der jüngste siebzig. Viele waren schwer traumatisiert. Seine Interpretationen dieser Begegnungen betrifft alle Gesellschaftsschichten, denn die Nazis ermordeten nicht nur Millionen Juden, sondern auch politisch Andersdenkende, Sintis und Romas, Gewerkschaftler, Priester und Kinder. Auch der Widerstand und Zwangsarbeit thematisierte der in Sinzing wohnende Referent und kam zur Erkenntnis: „Alle Autohersteller hatten Blut an ihren Händen“, wobei die Siegermächte aus verschiedenen Gründen auf eine Ahndung der Verbrechen verzichteten.
Ortsheimatpfleger Alois Wittmann richtete den Focus auf Bruck und Umgebung im April 1945
Ortsheimatpfleger Dr. Alois Wittmann merkte eingangs seines Referates kritisch an, dass es manche Parallelen der politischen Stimmung der Jetztzeit zu den Jahren zwischen 1920 und 1933 gebe. Er wolle den Blick auf die Todesmärsche von Flossenbürg nach Dachau lenken, weil ein Teil davon auch durch das Gemeindegebiert Bruck und die unmittelbare Nachbarschaft führte. Im 1938 in Flossenbürg errichteten Konzentrationslager begann man drei Jahre später mit der systematischen Ermordung. Die Evakuierung begann bereits am 8.April, um die Spuren der Gräueltaten vor den heranrückenden Amerikanern zu verbergen. Die verschiedenen Gruppen wurden auf dem Weg nach Dachau teilweise netzartig getrennt, um sich dann wieder zu vereinen. Man marschierte meist nachts und vermied die großen Verkehrswege. Der Widerstand der deutschen Soldaten war minimal im Gegensatz zu ungarischen SS- Einheiten. In Bruck wurden 50 Männer getötet, von denen später 30 namentlich identifiziert wurden. Makaber, dass die Amerikaner die Ausgrabung der nur notdürftig begrabenen Häftlinge und die Beerdigung auf dem Brucker Friedhof anordneten. Wenig später wurden sie wieder exhumiert und im Ehrenfriedhof Wetterfeld bestattet. Ihre endlich letzte Ruhe fanden sie dann in Flossenbürg. Der Brucker Ortsheimatpfleger appellierte abschließend an die Zuhörer, nie zu vergessen, wie tief das deutsche Volk im Nationalsozialismus gesunken sei. Es sei skandalös, wenn ein Gauland von der AFD diese zwölf Jahre dauernde Diktatur der Nationalsozialisten als „Vogelschiss in unserer über 1000-jährigen Geschichte“ bezeichnet. Es müsse alles getan werden, um diesem wieder aufkeimenden Rechtsruck mit allen demokratischen Mitteln Paroli zu bieten.