„Nein, Josef Bydzikot wir haben dich nicht vergessen. Es hat lange gedauert, vielleicht zu lange, bis die Herzensangelegenheit in die Tat umgesetzt wurde“, sagte der Initiator Hans-Peter Weiß, der für die Aufstellung eines Mahnmals sorgte. Zur Einweihungsfeier auf dem ehemaligen „Deglhügel“ in Kronstetten hatten sich zahlreiche Besucher, angefangen von Zeitzeugen bis hin zu Vertretern der Politik eingefunden. Unerwartet groß war der Besuch der Teilnehmer an der einstigen Richtstätte, wo 1942 der polnische Zwangsarbeiter Josef Bydzikot von den Nazis ohne Prozess erhängt wurde. Der Heimatkundler Weiß hatte das Verbrechen recherchiert und die Aufstellung eines Gedenkstein an historischem Platz initiiert, um dieses schreckliche Ereignis nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen.
In seinen einführenden Worten sprach der Heimatforscher Weiß von einem dunklen Kapitel der Schwandorfer Stadtgeschichte. „Der ungesühnte staatliche Mord, den wir hier aufarbeiten wollen, soll auch ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung und Ausdruck der Freundschaft zwischen Deutschland und Polen sein“, betonte der Sprecher. Ihm war es eine Herzensangelegenheit, dass dieses fast vergessene ungesühnte Verbrechen, das lange Zeit verdrängt war, mit einem Mahnmal gewürdigt wird.
In einem kurzen geschichtlichen Abriss erzählte der Heimatgeschichtler wie der 26-jährige Pole 1940 in die Oberpfalz kam. Auf dem landwirtschaftlichen Anwesen von Bürgermeister Simbeck war Bydzikot zur Zwangsarbeit verpflichtet. Nach einem Streit mit der Bäuerin kam es infolge einer Denunziation zur Verhaftung und schließlich zur Hinrichtung des Landarbeiters. „Die Bevölkerung der kleinen Gemeinde Kronstetten war damals in Aufruhr“, berichteten Zeitzeugen“, so der Initiator. „Ob überhaupt oder was wirklich passiert ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Die Frau des Bürgermeisters und deren Kinder sind längst verstorben. Nur hinter vorgehaltener Hand wurde über das verabscheuungswürdige Verbrechen gesprochen, das bis heute in der Bevölkerung verankert ist“, verdeutlichte der Heimatgeschichtler Hans-Peter Weiß.
Zur Gedenkfeier am Montag, 18. März, dem Geburtstag von Josef Bydzikot, hatte sich eine Reihe von Ehrengästen angesagt. Vom Generalkonsulat der Republik Polen in München hatte sich Konsul Maciej Szmidt angesagt. Er legte am Mahnmal nahe einer mächtigen Eiche, an der die Nationalflagge Polens hing, einen Kranz nieder. „Heute trauern wir um Josef Bydzikot und erinnern uns an einen brutalen Mord und dessen Schicksal. Wenn Tod, Schmerz und Zerstörung das heimsuchen, was für uns das Heiligste ist, kostet das einen enormen Preis, denn jeder Krieg führt immer dazu“, mahnte der Ehrengast vom Generalkonsulat. In seiner Rede sprach er auch davon, dass wir Fehler der Vergangenheit kennen müssen, sodass wir ihre Wiederholung vermeiden können. Gut, dass Polen und Deutschland, trotz der grausamen Schatten der Geschichte, heutzutage immer häufiger imstande sind, die Vergangenheit zu überbrücken und Partnerschaften entwickeln. „Das Gedenken an die Opfer bleibt ein wesentlicher Teil unserer Identität, das für das gemeinsame Verständnis und die gemeinsame Zukunft wichtig ist. Lassen wir die heutige Gedenkfeier an Josef Bydzikot ein Symbol der großen Sorge um unsere gemeinsame Zukunft bleiben“, betonte Konsul Szmidt.
Zur Einweihungsfeier war auch Landrat Thomas Ebeling, Alt-Landrat Hans Schuierer und MdL Martin Scharf gekommen. Der Landkreischef dankte dem Organisator Hans-Peter Weiß für sein Engagement und unterstrich wie wichtig es ist eine Erinnerungskultur zu haben. „Diese ist gerade für uns als Bundesrepublik wichtig, gerade in der heutigen Zeit, dass wir uns daran erinnern, was sich in den dunklen Jahren unserer Geschichte abgespielt hat und dass sich Dinge wie hier 1942 in Schwandorf passiert sind auch nicht wiederholen“, verdeutlichte Landrat Ebeling. Für die Stadt Schwandorf war 3. Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller zugegen. „Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte darf nicht nachlassen“, sagte die Stadtvertreterin. In einer Zeit, in der es kaum noch Zeitzeugen gibt, die die künftigen Generationen zur Wachsamkeit mahnen können, wird es immer wichtiger Formen des Erinnerns zu suchen, die in der Zukunft wirken. „Ein Weg dieses Erinnerns ist es den Opfern des Naziterrors hier aus der Anonymität zu holen, ihnen ein Gesicht, einen Namen und einen Erinnerungsort zu geben“, unterstrich Juniec-Möller.
Die Ermordung des jungen Polen Josef Bydzikot, stellte schließlich der BR-Journalist Thomas Muggenthaler, bekannt durch sein Buch „Verbrechen Liebe“ in den Mittelpunkt seiner Schilderung. Er steuerte Hintergrundinformationen bei, wie die Hinrichtung ablief und erinnerte auch an die späteren Prozesse, bei der die Denunziantin als auch die Gestapo-Chefs freigesprochen wurden. Auf Fotos der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, welche die Hinrichtung von Julian Majka in Michelsneukirchen zeigen, sieht man auch die polnischen Zwangsarbeiter, die sich dort versammeln mussten, man sieht entsetzte Gesichter, völlig fassungslose Menschen und hier wird es nicht anders gewesen sein“, so Muggenthaler.
Die Frage, warum wir uns nach über 80 Jahren an den Mord der Gestapo erinnern, die den polnischen Zwangsarbeiter hier hingerichtet hat“, stellte Kreisheimatpfleger Jakob Scharf in den Raum. „Vor allem deswegen, weil die Nazi-Zeit niemals vergessen werden darf“, meinte Scharf. Der Kreisheimatpfleger forderte alle Demokraten auf, sich zu einem geeinten Europa zu bekennen, das in Frieden und Freiheit so ein Verbrechen wie hier geschehen ein für alle Male unmöglich macht.
„Josef Bydzikot steht für unzählige andere Menschen, die im Krieg, der Heimat entrissen und deportiert wurden. Wir beten in dieser Stunde auch inständig um die Gnade des Friedens in der Welt“, sagte Pater Francis Lawrance vom Kreuzberg, bevor er dem Mahnmal den kirchlichen Segen erteilt. Abschließend dankte Hans-Peter Weiß dem Gundstückseigner Theo Habermeier als auch der Steinmetzfirma Pröll sowie der Gärtnerei Grabinger für die Unterstützung. Die Klarinettisten Anna Surrer und Edwin Merkl vom Musikverein Wackersdorf hatten die Zeremonie musikalisch umrahmt.
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