
Wer kennt noch die Bezeichnung „Prangertag“? Wohl nur noch die ältere Generation. Gemeint ist damit Fronleichnam, seit 1970 „Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanquinis Christi“ liturgisch so bezeichnet. Die bayrische Bezeichnung „Prangertag“ leitet sich ab von „prangen“, d.h. sich auszeichnen durch Glanz, Schmuck, Schönheit. Und dem war bis in die Neuzeit auch der Fall, denn die Straßen waren bedeckt mit frischem, gut riechenden Schilf, die Straßenränder waren gesäumt mit Birken. In manchen Pfarreien ist hier nur das „Birkerlfest“ nach der Prozession geblieben – ein Frühschoppen mit Bier und Bratwürstl.
In der Regel brechen nach dem Festgottesdienst die Gläubigen auf zur Prozession durch den Ort, begleitet von einer Blaskapelle und den Fahnenabordnungen der Vereine. Sie begleiten die vom Priester getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten. Beschirmt wird der Geistliche vom „Himmel“, einem von vier Männern getragenen Stoffbaldachin. An den vier Segensaltären –meist liebevoll geschmückt- werden u.a. Fürbitten vorgetragen für die Kirche, für Land und Volk, das Gedeihen der Feldfrüchte und die Werke menschlicher Technik sowie für die Gemeinde und seine Bewohner.

Erstmals führte Pfarrer Werner Sulzer die Fronleichnamsprozession in Steinberg am See an. Foto: Jakob Scharf
Das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie wurde bereits 1247 im Bistum Lüttich gefeiert. Die Prozession gehörte anfangs nicht zu den Feierlichkeiten, aber im Laufe der Jahrhunderte änderten sich Inhalt und Umfang mehrmals. Im 19.Jahrhundert beispielsweise gab es in gemischt konfessionellen Gebieten gegenseitige Provokationen. So brachten protestantische Bauern gerade an Fronleichnam ihren Mist auf den Feldern aus oder die Katholiken griffen protestantische Polizisten an. Im Dritten Reich wurden die Prozessionen von vielen als Protest gegen das nationalsozialistische System verstanden. Die Teilnehmerzahlen waren in diesem Jahr gegenüber früher weit geringer, sicher auch den Kirchenaustritten der Vergangenheit geschuldet. Millionen Zuschauer dürfte die Fronleichnamsprozession in Burglengenfeld gehabt haben – denn sie wurde vom Bayrischen Rundfunk bzw. ARD in die Wohnzimmer Deutschlands übertragen.