Dienstag, 5. November 2024

Franziskus-Marterl wurde vor 40 Jahren errichtet

Die Marterlgemeinde hatte sich am Tag der Deutschen Einheit zu einem besonderen Jubiläum am Franziskus-Marterl versammelt. Der kleine elitäre Kreis wurde von Wolfgang Nowak, dem früheren Vorsitzenden der Bürgerinitiative (BI) gegen die Errichtung der Wiederaufarbeitungsanlage begrüßt. Zu der kleinen Andacht waren auch der WAA-Pfarrer Leo Feichtmeier, Alt-Landrat Hans Schuierer und einige ehemalige Mitglieder der BI gekommen. Nowak, der als „Gedächtnis“ des Anti-WAA-Protests gilt, erinnerte eingangs an den Beginn der 1980er Jahre, nachdem der Beschluss zur Errichtung einer WAA in Wackersdorf gefällt wurde. Im Oktober 1981 wurde die BI Schwandorf gegründet, die in den folgenden Jahren zu einer zentralen Anlaufstelle für die Widerstandsbewegung gegen die WAA wurde. „Nachdem das WAA-Areal riesengroß war, brauchte man einen Anlaufpunkt“, erzählte Wolfgang Nowak. Der Lehrer Fritz Brandl hatte die Idee eine kleine genehmigungsfreie Kapelle zu bauen. Schnell war die Idee im September 1984 verwirklicht und schon am 2. Oktober, also genau vor 40 Jahren, wurde das Marterl von Pfarrer Richard Salz gesegnet. Sonntägliche Andachten folgten während der WAA-Zeit. Heute trifft sich die Marterlgemeinde zu ökumenischen Andachten am Tag der Deutschen Einheit, an Heilig Abend und an Silvester am Franziskus-Marterl.

Der religiöse Kapellenbildstock im Taxöldener Forst wurde zum Symbol des friedlichen Widerstands. Hier trafen sich die Widerstandsaktivist gegen den Bau der WAA. Neben vielen Besuchern waren auch Petra Kelly, der Bundeswehrgeneral Gert Bastian oder der Natur- und Umweltschützer Hubert Weinzierl zu Besuch, bracht der Sprecher in Erinnerung. Besonders beeindruckte Nowak, als Pfarrer Leo Feichtmeier sein 25jähriges Priesterjubiläum am Marterl feierte. Der Geistliche hielt im zweiten Teil des Treffens im Taxöldener Forst einen Nachruf auf den am 12. September vergangenen Jahres verstorbenen Mitbruders Richard Salzl, der im  Film „Spaltprozesse“ als auch Franz-Josef Strauß eine Rolle spielten.

Feichtmeier verglich in seinem Vortrag den hochbegabten Metzgersohn Strauß, der später Leutnant, Landrat, Bundestagsabgeordneter, Verteidigungsminister und schließlich als Ministerpräsident fungierte, mit Richard Salzl, einem Handwerkerssohn, der konservativ und mit dezidierter eigener Meinung und Gewissen auftrat. Der begabte Rhetoriker Strauß redete die friedliche Nutzung der Kernenergie, die geplante WAA, groß und deren Gefahren klein. Heruntergespielt wurde, dass viele Einheimische gegen die WAA waren, man sprach von „wandernden Chaoten“. Strauß erklärte einst: „Hier am Franziskusmarterl wird das Werk des Teufels getrieben“. „Salzl hingegen, als Mitglied einer kleinen Minderheit, hatte eine eigene Meinung und hat sich die Gefahr und das Risiko nicht klein reden lassen“, betonte der Geistliche. Er war einer der ersten die Andachten gehalten haben und kein Blatt vor den Mund genommen hat. Strauß bezeichnete die WAA-Gegner als „apokalyptische Narren der eigenen Dummheit“. Pfarrer Salzl zog sich in der Folgezeit langsam zurück. „Er war konservativ im besten Sinn, und das bräuchten wir heute wieder mehr. Die anderen Konservativen, die irgendeiner einer Meinung hinterher laufen, gehen  immer mehr zur AfD. Das sind die falschen, die verkommenen Konservativen“, meinte Leo Feichtmeier in seinem Vergleich der beiden Zeitgenossen.

Nach einem kurzen Totengedenken und dem Friedensgebet kündigte Wolfgang Nowak abschließend die anstehende Publikation „Christlicher Widerstand“ von Oskar Duschinger und die im Frühjahr geplante Veröffentlichung des Buches „Erste Generation“ an. Der Fronberger Alfons Neisberger spielte auf seiner Klarinette besinnliche Weisen und las die Fürbitten vor.

Facebook
LinkedIn
Email
Print

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Werbe-Anzeigen. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen