Dienstag, 18. November 2025

Festspiel „Vom Hussenkrieg“ wird neu inszeniert

Bei der Aufführung im Juli dieses Jahres wurde das erste Neunburger Opfer in einem Leiterwagen herangekarrt. Fotos: Randolf Alesch

Denkt man an Neunburg, denkt man unweigerlich auch an das historische Freilichtspiel „Vom „Hussenkrieg“, welches seit 1983 Jahr für Jahr stattfindet und deshalb untrennbar mit der Pfalzgrafenstadt verbunden ist. Zum 40. Male wurde es heuer im Juli aufgeführt, 40 Jahre in denen es immer nur kleinere Veränderungen gab, die Urversion jedoch im Grundsatz beibehalten wurde. Geschrieben wurde das Stück damals von Autor Peter Klewitz, der vor 11 Jahren verstarb. Nun soll es durch eine neue Version ersetzt werden, was vor etwas mehr als einem Jahr gar nicht möglich schien, als der Stadtrat im Oktober 2024 beschloss, das Festspiel aus finanziellen Gründen im Jahr 2026 auszusetzen und ab 2027 nur noch im Zwei-Jahres-Rhythmus aufzuführen.

Auch Reiter, Pferde und Wägen werden wieder mitwirken.

Stadtrat mach eine Kehrtwende

Doch dann kam Ende März dieses Jahres die Kehrtwende, mit 10 : 6 Stimmen entschied der Stadtrat, den Hussenkrieg weiterhin jährlich aufzuführen. Nun haben der Festspielverein und die Stadt als Träger gemeinsam beschlossen, ab 2026 ein neues Stück von einem neuen Autor im Schlosshof zu präsentieren. Vergangenen Sonntagnachmittag wurden die Eckpunkte vorgestellt. Der stellvertretende Vorsitzende Oliver Cieslik konnte hierzu seinen Vorstandskollegen Matthias Eckl-Binder, Bürgermeister Martin Birner (CSU), das Regieteam Karin Michl und Verena Hergl, Karl Stumpfi vom Kunstverein Unverdorben, Ehrenmitglied Theo Männer und zahlreiche neugierige Darsteller im fast voll besetzten Pfarrheim willkommen heißen.

Jürgen von Bülow Autor des neuen Stückes

Auf einer Leinwand wurde der Autor des neuen Stückes, der 69jährige Jürgen von Bülow aus Stuttgart, der nicht nur Insidern bekannt sein dürfte, virtuell zugespielt. Eckl-Binder stellte ihn kurz vor. Bülow arbeitete unter anderem schon als Drehbuchautor für Felix Huby und Roland Emmerich. Er schrieb auch Drehbücher für bekannte TV-Serien, wie Marienhof, Guten Zeiten – Schlechte Zeiten, Disney Club oder Tigerenten Club. Bülow selbst zeigte sich in einem kurzen Statement beeindruckt vom Festspiel über den Hussenkrieg, freute sich, dass er gefragt wurde und mitwirken darf. Er sei selbst richtig gespannt, was daraus entstehen wird. Bürgermeister Birner lobte in seinen Grußworten die Entscheidung, etwas Neues zu wagen und bat alle Darsteller, die Veränderungen anzunehmen. „Es wird sicherlich interessant werden“, so Birner wörtlich, „vielleicht könne man dadurch auch neue Schauspieler gewinnen“. Er freue sich auf jeden Fall auf die Neuinszenierung.

Auch in der neuen Inszenierung werden wieder zahlreiche Laiendarsteller mitwirken.

Bisher nur große Sprechrollen vergeben

Nach 40 Jahren Hussenkrieg brauchen wir eine neue Geschichte und der Zuschauer neue Anreize, meinte Regisseurin Michl, die Erfahrung zeige nämlich, dass einem Stillstand in der Regel ein Rückschritt folgt. Im Stück stünden nicht nur die Historie, sondern auch viele Konflikte um Glauben, Politik, Menschen und Emotionen im Mittelpunkt. Bisher seien nach Absprache nur die großen Sprechrollen vergeben worden. Auch die Vergabe der mittleren und kleineren Rollen solle nicht bestimmt, sondern gemeinsam erarbeitet werden. Dazu werden viele Proben und Workshops notwendig werden. Danach gewährte die Co-Regisseurin Hergl einen Einblick in die Handlung. Der „Hussenkrieg“ spielt auch weiterhin zur Zeit der Hussitenkriege und konzentriert sich auf die Ereignisse rund um die historische Schlacht von Hiltersried im Jahr 1433.

Natürlich kommt es auch in der neuen Aufführung des Hussenkrieges wieder zu Schwertkämpfen.

Ida verliebt sich in Jakob

Die wichtigsten Figuren sind der Ritter Rueger Warperger (gespielt von Christian Voith), im Stück der Böse, ein brutaler und machtgieriger Adliger. Zur Seite steht ihm treu untertänigst sein Scherge Klemm (Bruno Spitzhirn). Das Gute verkörpern der tüchtige Wagner Jakob (Alexander Malterer) und Ida (die bisherige Pfalzgräfin Julia Grund), die Tochter eines angesehenen Kaufmanns, die sich gegen den Willen ihrer Eltern in Jakob verliebt. Ida soll jedoch mit dem Ritter Warperger verheiratet werden. Zwischen Jakob und Ida entwickelt sich eine heimliche Liebe, was von Klemm beobachtet und an Warperger berichtet wird. Dieser beginnt Jakob zu hassen. Zwei Kundschafter beobachten derweil bei Hiltersried ein ohne schützende Wagenburg lagerndes und nach wochenlagen Beutezügen erschöpft wirkendes Hussitenheer. Pfalzgraf Johann (Michael Hellmuth) und seine Frau Beatrix (Jessica Binder) sind sich derweil uneins, ob man die besiegbar wirkenden Hussiten angreifen oder ziehen lassen soll.

Es kommt zur Schlacht bei Hiltersried

Hindschi Pflug (Oliver Cieslik) schlägt einen riskanten, aber taktisch geschickten Plan vor, der Angriffsbefehl wird gegeben und die oberpfälzischen Truppen marschieren lautlos und zügig zum Feind. Ida folgt ihnen heimlich, um Jakob zu warnen, sie fürchtet Warpergers Rache mitten im Chaos der Schlacht. Der Kampf beginnt – wie er ausgeht, wer gewinnt, wer verliert und ob die Liebe zwischen Jakob und Ida ein Happy End findet, kann der neugierige Zuschauer nächstes Jahr selbst mit dem Besuch des Festspieles erleben. Das Stück soll eindrücklich zeigen, wie Glaubenskriege und Machtansprüche das Leben unschuldiger Menschen zerstört. Dabei sollen die beiden Seiten der Hussiten und der Oberpfälzer nachvollziehbar in ihren Handlungen dargestellt werden.

Bürgermeister Martin Birner, die Regisseurinnen Verena Herl und Karin Michl sowie die beiden Vorsitzenden Oliver Cieslik und Matthias Eckl-Binder (v.l.) stellten Autor Jürgen von Bülow auf der Leinwand und das neue Stück vor.
Facebook
LinkedIn
Email
Print