Der „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft zwischen Schwandorf und Libourne e. V.“ hat am Wochenende sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Dazu konnten die Vorstandschaft um Sonja Dietl sowie die Vereinsmitglieder eine Delegation von 20 Freunden aus der französischen Partnerstadt in Schwandorf begrüßen. Bereits am Donnerstagabend erfolgte die Anreise mit Abholung per Bus vom Flughafen München. Die ersten launigen Gespräche wurden bereits da bis in die frühen Morgenstunden geführt, und man freute sich allerseits, teils sehr junge und teils sehr betagte Freunde wiederzutreffen.
Angeführt wurde die Gästeschar vom Bürgermeister der Stadt Libourne, Philippe Buisson. Als Verstärkung waren neben vielen Freunden auch der „sous-préfet“ (entspricht von der Position her etwa dem deutschen Landrat) Matthieu Doligez, die Vorsitzende des Libourner Städtepartnerschaftsvereins Patricia Fiot und Stadträtin Gabi Höper mit zahlreichen Kollegen angereist. Am Freitagnachmittag kam dann der große Festakt in der Spitalkirche, bei welchem Oberbürgermeister Andreas Feller die Leistungen des Libourne-Vereins hervorhob, die dieser in den letzten vier Jahrzehnten seit seiner Gründung für die Städtepartnerschaft erbracht hatte. Menschliche Erlebnisse und Begegnungen stünden hier im Vordergrund, so Feller, und dies sei insbesondere in den letzten Jahren auch durch die Vorsitzende Sonja Dietl und ihrem Team gewährleistet worden. Dietl ging in ihrer Rede ebenfalls auf die prägenden Personen ein und nannte als Beispiel Initiator Karl Braun. Jener ging seit den 70er Jahren häufig auf Reise nach Libourne und nahm die knapp 1.400 Kilometer mehrmals auf sich, obwohl er kein Wort Französisch sprach. Nichtsdestoweniger konnte man ihn laut Dietl in Libourne häufig mit deutlichen Lippenstiftspuren im Gesicht sehen, „weil er es sich nicht sich nicht nehmen ließ, sämtliche französischen Damen à la Française zu begrüßen.“
Ihren Vorgänger Peter Grau konnte Dietl ebenfalls vor Ort willkommen heißen. Eine große Überraschung allerdings erfolgte, als Bürgermeister Buisson ohne ein Wort der Ankündigung vorab eine Medaille in der Hand hatte. Er überreichte der sichtlich gerührten Vorsitzenden damit nicht weniger als die Ehrenbürgerwürde der Stadt Libourne. „Davon wusste ich nichts, das hat mich wirklich umgehauen“, ließ sich die bewegte Sonja Dietl hinterher vernehmen. Am Abend folgte dann eine Jubiläumsfeier zusammen mit der Schwandorfer Bevölkerung. Von den Besuchern waren viele bereits selbst einmal in Libourne gewesen, sei es mit der Feuerwehr, mit den Sportlern, den Musikern oder dem Schüleraustausch. Vorstandsmitglied Fabian Borkner griff zur Gitarre und gab neben dem Klassiker „Aux champs-elysées“ auch ein Lied der Pop-Band „Ricchi e Poveri“ zum Besten, denn auch die Delegation der befreundeten Stadt Gualdo Tadino in Italien war bereits eingetroffen und feierte kräftig mit.
Am Samstagmorgen standen für die Libourner ein Rundgang und ein Weißwurstfrühstück im Landratsamt Schwandorf an, bei welchem Landrat Thomas Ebeling seinen Amtskollegen und die Besucher durchweg auf Französisch begrüßte und über die Arbeit informierte. Samstagabend nahmen sowohl die Franzosen, die Italiener als auch die Delegation aus der tschechischen Partnerstadt Sokolov am Festumzug zum Schwandorfer Volksfest teil. War während des Umzugs zwar eine kurze Regenpause, so hatte der Regen dennoch fast alle Teilnehmer bereits auf dem Weg zur Aufstellung erwischt. Dies tat jedoch der guten Stimmung im Festzelt keinen Abbruch, und Oberbürgermeister Feller konnte seinen französischen Amtskollegen, dem zweiten Bürgermeister von Sokolov, Jan Picka, sowie dem italienischen Stadtrat Stefano Franceschini jeweils ein Holzfass präsentieren, die diese dann unter großem Applaus gleichzeitig anstachen.
Skurrilster Punkt auf dem Programm für die Franzosen war schließlich ein Gipfeltreffen zwischen zwei „Philippes“. Landwirt Hans Sieß hatte vor einiger Zeit anstatt eines Oberpfälzer Fleckviehs einen französischen Limousin-Bullen gekauft und angeregt, dass doch der französische Amtskollege des Oberbürgermeisters als Namensgeber Pate stehen könnte. Dies geschah, und so besuchte Buisson seinen Namenskollegen auf der Weide in Klardorf, wo er mit dem Bullen „Philippe“ zusammen mit seiner von ihm betreuten Kuhherde zusammentraf. Man verfütterte feines Weißbrot, und nach ausgiebigen Streicheleinheiten waren Buisson und Bulle Philippe bald beste Freunde. „Er sieht hervorragend aus, ich hatte es auch nicht anders erwartet“, scherzte Buisson.
Am Montagmorgen trat die Delegation die Heimreise nach Libourne an. Für den Spätsommer steht eine weitere Reise des Schwandorfer Vereins in den Südwesten an. Im kommenden Jahr wird dann schließlich das 60-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft Schwandorf/Libourne gefeiert.
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