Im Juni ging beim Oberpfälzer Waldverein (OWV), Zweigverein Schwandorf, eine Ära zu Ende. Erwin Mayer gab bei der jüngsten Jahreshauptversammlung nach 21 Jahren Vorsitz sein Amt in jüngere Hände. Der 68-Jährige hatte seine Entscheidung den über 650 Mitgliedern bereits im Rundbrief 2/2024 angekündigt und seine Nachfolge geregelt. Erwin Mayer war und ist der Kopf sowie die Seele des OWV-Zweigvereins. Ihm hat der Verein, so wie er heute dasteht, eigentlich alles zu verdanken. Für seinen unermüdlichen Einsatz wurde dem früheren Bibliotheksangestellten kürzlich der Ehrenvorsitz angetragen.
Am 8. Mai 2003 wurde der Verein im Gasthaus Baier in Schwandorf gegründet. Angefangen hat alles, als die Stadt eine kleine Gruppe von Leuten zusammengestellt hat, die sich um die Wanderwege rund um die Stadt kümmern sollten. Erwin Mayer, zwischenzeitlich zum Gäste- und Kellerführer ausgebildet, erinnert sich, dass er damals beim OWV-Hauptverein in Weiden vorfühlte. Der damalige Hauptvorsitzende Dr. Leupold bot seine Unterstützung an, jedoch sollte ein eigener Verein gegründet werden. Für den künftigen OWV-Zweigverein konnten alle Ämter besetzt werden, außer dem Posten des Vorsitzenden, der schließlich an Mayer hängen blieb. Eigentlich wollte der Initiator nur eine Periode den jungen Verein mit seinen 27 Gründungsmitgliedern übernehmen. Am Ende sollten es 21 Jahre werden. „Es wollte kein anderer das Amt übernehmen“, erklärt Mayer in einem Gespräch im Türmerhaus, das wie auch der Oberpfälzer Waldverein heute Aushängeschilder der Stadt Schwandorf sind.
In den vergangen zwei Jahrzehnten hat sich der Verein prächtig entwickelt, eine ganze Reihe von Aktionen wurden umgesetzt und viele Kilometer Wanderwege ausgewiesen. Dabei war Erwin Mayer immer das Herz des Vereins, der im Gründungsjahr 34 Mitglieder zählte. Er kann echt stolz sein. In seinem letzten Rückblick erinnerte der scheidende Vorsitzende an wichtige Stationen seiner Amtszeit wie etwa die Ausschilderung und den Unterhalt von Wanderwegen. Rund 200 Kilometer werden rund um Schwandorf vom Verein betreut. Da wäre einmal der Panoramaweg mit rund 90 Kilometer Länge. Die Rundwege 1 (Sieben-Brücken-Weg), 2 (Karl-Heinz-Bink-Weg), 3 (Bürgermeister-Graf-Weg) und Weg Nr.4 (Türmerhausweg). Vor einigen Jahren ließ man auch den Pfaffensteig zwischen Fronberg und Kronstetten wieder aufleben. In den Zuständigkeitsbereich der Schwandorfer OWV’ler fallen auch knapp 90 Kilometer des Jakobsweges. Von Mitterauerbach bis Ensdorf markieren die OWV’ler Wege. Dazu gehört auch ein Teilstück des Sautreiberweges, ein mittelalterlicher Viehtriebweg, der von Stadlern bis nach Schwandorf in die Breite Straße führt. Darüber hinaus kümmert sich der Schwandorfer OWV-Zweigverein um zwei Geotope: Die Göggelbach-Quelle und die Taxöldener Schlucht.
Ein weiteres größeres Projekt war die Auffindung von zwei historischen Glocken. Die Glocke vom alten Rathaus, das 1805 am unteren Marktplatz abgebrochen wurde, fand sich in der Aussegnungshalle im Friedhof. Bei den Armen Schulschwestern wurde im Keller auch die Blasturmglocke gefunden. Lange galten sie als verschollen. Die 1520 in Nürnberg gegossene Glocke diente einst als Feuer- und Signalglocke. Heute wird die Blasturmglocke sechs Mal im Jahr von Roland Schwarz und Waldemar Voit, langjährige Mitglieder des OWV geläutet. Beide Glocken ließ man fachmännisch restaurieren. Nicht vergessen werden darf die Restaurierung der Lonprigiussäule, die 2011 aus ihrem „Dornrösenschlaf“ am Klausensee erweckt wurde. Heute erfreut sie Wanderer und Radfahrer, die auf dem Panoramaweg von Büchelkühn nach Oder unterwegs sind.
Die wohl größte Herausforderung für den Oberpfälzer Waldverein war das Türmerhaus. „Ein finanzieller als auch personeller Kraftakt“, sagt der Pensionär Mayer, der nach wie vor für den OWV lebt. Im Wirtshaus, beim „Bergwagner“, rückte die Idee 2004 in den Focus, das Gebäude zu erhalten und zu sanieren. 2014 sollte das bis in die 1990er Jahre bewohnte Haus zum Verkauf kommen. Erwin Mayer gab als Privatmann, als auch der OWV ein Angebot ab. Der Waldverein erhielt den Zuschlag beziehungsweise einen Erbpachtvertrag. Dann sollte es losgehen. Der Putz musste abgeschlagen werden, alle Böden und Decken sollten raus. Das Haus ohne Fundament wurde von vier Tonnen Müll befreit. Mit viel Eigenleistung wurde das 320 000-Euro-Projekt gestemmt. Spenden mussten angeschafft werden. Mayer schrieb hunderte Bittspendenbriefe, Aktionen zur Geldbeschaffung wurden durchgeführt. 2018 war das Großprojekt beendet und zur Einweihung kam Ministerin Michaela Kaniber, die das historische Gebäude aus dem 15. Jahrhundert als kulturelles Kleinod bezeichnete. „Heute ist das Türmerhaus Anlaufstelle für Wanderer und Pilger, die auf dem Jakobsweg gehen“, erklärt Tausendsassa Mayer. Er kann sich beruhigt und zufrieden zurücklehnen und mit Stolz auf sein Lebenswerk schauen. „Der Verein ist schuldenfrei, hat sogar ein kleines Polster auf dem Bankkonto, das Türmerhaus läuft bestens und so war die Gelegenheit günstig den Vereinsvorsitz in jüngere Hände zu legen“, sagt der Ehrenvorsitzende Erwin Mayer.
Auch wenn Erwin Mayer beim OWV kein Amt mehr innehat, ans Aufhören hat er noch nicht gedacht. Sein Wunsch: Es soll alles weiterlaufen. Der Rentner im Unruhestand will sich trotz angeschlagener Gesundheit weiterhin bei der Markierung von Wanderwegen einbringen. Der Rundbrief, das Mitteilungsblatt des Oberpfälzer Waldvereins, liegt dem 1956 geborenen Schwandorfer sehr am Herzen. Zusammen mit Sepp Karl will man die Mitglieder regelmäßig über die Aktivitäten informieren und mit Wegewart Siegfried Meißner will sich Mayer auch um die etwa 150 aufgestellten Nistkästen für Vögel und Fledermäuse kümmern. Was steht sonst noch an: Erwin Mayer will sich für die Aufstellung von Infotafeln am Schwammerling, bei der Lonprigiussäule sowie an der „Drachenhöhle“ an der Naab einsetzen. Ein weiteres Projekt wartet bereits im Ortsteil Spielberg. Auf dem Schlottberg, mit 512 Metern Schwandorfs höchster Punkt, will man im Herbst einen Granitstein aufstellen. Bei regelmäßigen Treffen, seien es die monatlichen Wanderungen oder beim OWV-Stammtisch ist der umtriebige Erwin Mayer natürlich immer dabei.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben