Die Pracht bei Hofe und das Leben der einfachen Bürger in Lengenfeld ist Thema der Stadtführung „Mit Pfalzgraf Ottheinrich und seiner Gattin Susanna in Burglengenfeld unterwegs“ am Pfingstmontag, 29. Mai 2023 um 15 Uhr.
Vor mehr als 500 Jahren – vom 2.-4. Juni 1522 - tagte der 5. Neuburger Ständetag auf der Burglengenfelder Burg und erklärte bei dieser Gelegenheit die beiden jungen Pfalzgrafen Ottheinrich (1502-1559) und Philipp (1503-1548) für volljährig und damit für regierungsfähig. Was sich wie ein simpler Verwaltungsakt anhört, war für die damalige Zeit ein bahnbrechendes Ereignis: Als Repräsentanten des neu geschaffenen Fürstentums Pfalz-Neuburg waren die Brüder wichtige Landesherren im Auftrag von Kaiser Karl V. – „Pfalzgrafen bey Rhein“ - und gleichberechtigte Feudalherren neben Königen, Erzbischöfen und Fürsten im ganzen territorial zersplitterten „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“.
Dr. Margit Berwing-Wittl, ehemalige Leiterin des Oberpfälzer Volkskundemuseum, erläutert beim Rundgang durch die Altstadt anhand der erhaltenen Renaissancegebäude und der Spuren, die aus der Pfalzgrafenzeit bis heute im Stadtbild erhalten sind, die bewegte Pfalzgrafenzeit, die das Leben der damaligen Untertanen maßgeblich verändert hat. So verdankt Burglengenfeld den Brüdern sogar die Stadtrechtserhebung am 15. November 1542 und den „Khyrissir Georg“ als Stadtpatron. Doch es wird auch um das Privatleben der „hohen Herren“ gehen: Pfalzgraf Ottheinrich ging mit seiner gleichaltrigen Cousine Susanna, die aus erster Ehe mit Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach fünf Kinder mitbrachte, in Neuburg von 1529 bis 1543 eine durchaus glückliche Verbindung ein, die jedoch kinderlos blieb. Es dürfte in dieser Ehe allerdings bezüglich der Religionsfrage durchaus zu Unstimmigkeiten gekommen sein, da Ottheinrich sich der Reformation anschloss, Susanna jedoch katholisch blieb. Es heißt, dass er deshalb nicht einmal zu ihrer Beisetzung erschien, die im April 1543 in München stattfand. Eine weitere Heirat kam für Ottheinrich offenbar nicht infrage, er blieb als Kurfürst in Heidelberg bis zu seinem Tod 1559 unverheiratet. Anders Pfalzgraf Philipp – ein schöner und tapferer, in mehreren Kriegen für seinen Kaiser erprobter Draufgänger (Wahlspruch „Nichts unversucht“) – er suchte in ganz Europa nach einer geeigneten und vor allem reichen Ehefrau und reiste sogar mehrfach an den Hof König Heinrichs VIII. nach England, um dessen Tochter Mary Tudor zu erobern. Aber alle Bemühungen blieben erfolglos.
Als hochrangige Gäste werden Pfalzgraf Ottheinrich persönlich (gespielt von Michael Chwatal) und dessen Ehefrau Susanna (gespielt von Patricia Eichinger) an der Stadtführung teilnehmen, die aus ihrem Leben erzählen und dabei auch nicht verschweigen werden, dass sie durch feudalen Prunk und militärische und politische Wagnisse ihr Fürstentum an den Rand des finanziellen Ruins brachten, zugleich aber „modern“ dachten und für ihre Untertanen bedeutende gesellschaftliche Neuerungen schufen, wie etwa die Einführung der Reformation in den Kirchen mit Predigten und Gesang in deutscher Sprache. Ottheinrichs Wahlspruch „Mit der Zeyt“ lässt erkennen, dass er sein Leben und seinen Herrschaftsanspruch ganz anders definierte als der jüngere Bruder Philipp, der dieses Mal leider nicht persönlich bei der Führung anwesend sein kann.
Treffpunkt ist am 29. Mai um 15 Uhr am Parkplatz des Oberpfälzer Volkskundemuseums. Der Rundgang dauert circa anderthalb Stunden, die Teilnahmegebühr beträgt für Erwachsene sechs Euro, für Kinder bis 12 Jahre drei Euro. Interessenten können sich unter Angabe der Kursnummer B-1293 bei der Volkshochschule im Städtedreieck für die Führung anmelden, telefonisch unter Tel. 09471/30 22 333 oder per E-Mail: info@vhs-staedtedreieck.de.
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