Donnerstag, 22. Mai 2025

Einer alten Verpflichtung nachgekommen: Die Inschrift am Grab von August Henkel wurde neu vergoldet

Pfarrerin Hanna Fiedler-Stahl und Dritter Bürgermeister Josef Schmid sahen sich das Grab von August Henkel mit der neu vergoldeten Inschrift am evangelischen Friedhof an. Foto: Angelika Niedermeier.

Das Grab von August Henkel, der die industrielle Geschichte von Maxhütte-Haidhof im späten 19. und frühem 20. Jahrhundert entscheidend prägte, findet man auf dem evangelischen Friedhof in Maxhütte-Haidhof. In einem Stadtrats-Beschluss vom Dezember 1965 hat sich die Stadt Maxhütte-Haidhof dazu verpflichtet, das Grab von August Henkel zu erhalten und für die Instandhaltung zu sorgen. Übernommen wurde diese Verpflichtung von den Oberpfälzer Schamotte- und Tonwerken. Nun wurde am Grab des August Henkel die Grabinschrift neu vergoldet.

Doch wer war August Henkel, nach dem eine Straße in Maxhütte-Haidhof benannt ist?

August Henkel war ein Unternehmer und Wirtschaftspionier in Maxhütte-Haidhof. Nur noch den älteren Bewohnern der Stadt dürfte bekannt sein, dass ab 1853 das hiesige Eisenwerk „Maximilianshütte“, welches der späteren Stadt seinen Namen gab, die Industrialisierung Bayerns vorantrieb. In der Maxhütte entstanden die Gleise für die bayerische Eisenbahn, um ein funktionierendes Verkehrsnetz aufbauen zu können. Für die Verhüttung und den Betrieb der Dampfloks wurde Kohle als Energieträger benötigt. Auch für die Elektrifizierung und die Erzeugung von elektrischem Strom benötigten die nun entstehenden Kraftwerke an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert enorme Mengen an Kohle, da Wasserkraft allein in Bayern nicht mehr ausreichte.

Diese Kohle befand sich vor Ort, was die Ansiedlung des Eisenwerks und den Aufschwung der späteren Stadt erst möglich machte. Seit Mitte bzw. Ende der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde im heutigen Stadtgebiet untertage in Zechen und Gruben Kohle abgebaut. Dass es sich dabei nur um qualitativ minderwertige Braunkohle handelte, war den Investoren nicht immer bewusst. Ebenso, dass eine Förderung durch Bergbau und das Anlegen von Bergwerksstollen die Kosten in die Höhe trieb. Um 1880 standen allerdings entsprechende Maschinen zum Übertageabbau der Kohle auch noch nicht zur Verfügung.

Einer der Industriellen und Kapitalgeber, die sich in Maxhütte engagierten, war August Henkel. Geboren am 04.02.1845 in Hessen, erwarb er 1889 den oberen Strieglhof, den Deglhof und Grundstücke um Neuwirtshaus (mit den bereits bestehenden Zechen Luise und Ludwig), insgesamt ein Areal von 2700 Hektar, um hier im Bergbaubetrieb Kohle zu fördern. Er gründete mit den Teilhabern Sedlmeier und Reuschl die Firma „Henkel et Cie“. Zur stärkeren Professionalisierung engagierte die Firma Bergleute aus der Steiermark, Siebenbürgen und Oberbayern und senkte die Schächte bis auf etwa 60 Meter ab, um an brikettierfähige Kohle zu gelangen.

Diese Erwartungen erfüllten sich nicht, da das benötigte Grubenholz immer teurer wurde, aber die Qualität der geförderten Kohle immer noch zu wünschen übrigließ. Zwangsläufig erfolgte 1898 der Verkauf an die „Oberpfälzer Braunkohlen Gewerkschaft“, um an frisches Kapital zu gelangen. Henkel blieb aber in leitender Stellung bei dem Unternehmen tätig, da er weiterhin an die Zukunft des Standortes Maxhütte glaubte. Das Bürgerrecht erwarb er jedoch erst 1911.

Erst die Verstromung der Kohle führte zum Aufschwung. 1910 erfolgte die Inbetriebnahme des Kraftwerks in Ponholz, das jetzt die Braunkohle abnahm und die gesamte südliche Oberpfalz (auch Regensburg) mit elektrischer Energie versorgte. Die Ansiedlung des Zementwerks in Burglengenfeld wäre ohne dieses Kraftwerk nicht denkbar gewesen.

Henkel blieb Geschäftsführer, obwohl die Bergwerke inzwischen (1908) von der Bayerischen Überlandzentrale Ponholz AG übernommen worden waren. Überlandzentrale bedeutete, dass der ab 1910 erzeugte Strom über eine größere Entfernung in die Großstadt Regensburg geleitet und verkauft wurde. Diese AG firmierte später unter dem Namen OWAG, OBAG, e.on und heute Bayernwerk. Ältere Bürgerinnen und Bürger aus Maxhütte nannten das Firmenareal noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts einfach nur Zentrale.

August Henkel verstarb 1915, das Kraftwerk stellte 1932 den Betrieb ein. Seine letzte Ruhe fand er auf dem evangelischen Friedhof in Maxhütte-Haidhof. Mit dem Tod von Henkel erfolgte im Ersten Weltkrieg (ab 1917) auch der Übergang zum billigeren Übertageabbau. Trotzdem konnte die Förderung mit der Konkurrenz in Wackersdorf und mit dem Kraftwerk in Dachelhofen nicht konkurrieren. Um die katastrophalen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu mildern, wurde die Kohleförderung 1933 trotzdem wieder aufgenommen, allerdings nahm der Abbau von Kohle zusehends ab und die Förderung von Ton immer mehr zu, da jetzt kein Kraftwerk mehr als Abnehmer zur Verfügung stand. Die Oberpfälzer Schamotte- und Tonwerke GmbH Ponholz bzw. die spätere Rohstoffgesellschaft mbH Ponholz stellten erst 2018 ihren Betrieb endgültig ein.

August Henkel ist ohne Zweifel einer der großen Pioniere der Industrialisierung der Stadt Maxhütte-Haidhof. Aufgrund seines unternehmerischen Wagemuts und seiner Managerqualitäten leistete er einen wichtigen Beitrag für die Energieversorgung des Eisenwerks Maxhütte und der Stromerzeugung in der Region. Mit seiner Hilfe wurden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, die den Aufschwung von Maxhütte-Haidhof zu einer industriell geprägten und wohlhabenden Stadt erst möglich machten. Obwohl nie Ehrenbürger, benannte Maxhütte bereits 1950 eine Straße nach ihm und übernahm ab 1965 die Grabpflege auf dem evangelischen Friedhof.

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