Sonntag, 12. Oktober 2025

Bürgerbeteiligung als Täuschungsmanöver – Fachliche Einwände und Beweise systematisch ignoriert

Der Schwarzstorch bei seinem Horst. Fotos: Erholungsregion Regental e.V.

Regenstauf – Was als demokratisches Beteiligungsverfahren verkauft wird, entpuppt sich als Farce: Die jüngst veröffentlichten Dokumente des Planungsverbands R11 zur Ausweisung des Vorranggebiets R48, zeigt in aller Deutlichkeit, dass Bürgerbeteiligung im aktuellen Windkraftverfahren nicht mehr ist als eine Beschäftigungstherapie. Monatelang haben engagierte Bürgerinnen und Bürger akribisch Daten zur heimischen Artenvielfalt gesammelt – darunter Fotobeweise, GPS-Koordinaten, Brutnachweise und detaillierte Sichtungsberichte. Sämtliche Informationen wurden frühzeitig an die Untere und Höhere Naturschutzbehörde, das Landesamt für Umwelt sowie direkt an das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesplanung und Energie übermittelt. Bei einem persönlichen Gespräch mit Staatssekretär Tobias Gotthardt wurde vom Ministerium ausdrücklich zugesichert, dass alle naturschutzfachlichen Informationen des Vereins im Verfahren berücksichtigt und sorgfältig abgewogen würden.

Die Realität ist eine andere: In der aktuellen Stellungnahme wird kein einziger dieser Nachweise erwähnt oder gewürdigt. Weder Sichtungen streng geschützter Arten wie Luchs, Schwarzstorch, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohrweihe oder Kornweihe noch dokumentierte Revierzentren oder Zugkorridore spielen in der Entscheidung eine erkennbare Rolle. Stattdessen verweist man pauschal darauf, der Artenschutz sei „berücksichtigt“ worden – ohne jede fachliche Auseinandersetzung mit den vorgelegten Beweisen.

Alte Studien, neue Anlagen – eine wissenschaftliche Bankrotterklärung

Besonders deutlich wird das im Umgang mit dem Thema Infraschall. Hier beruft man sich noch immer auf die überstrapaziert zitierte BGR-Studie aus dem Jahr 2004 (eine Studie die schlappe 20 Jahre alt ist!), deren Ergebnisse später aufgrund eines Rechenfehlers massiv in der Kritik standen. Untersucht wurden damals Windkraftanlagen mit Gesamthöhen von etwa 100 Metern – Anlagen, die im Vergleich zu heutigen Modellen (mit 260 bis über 300 Metern) geradezu wie Spielzeug wirken.
Es existieren bis heute keine belastbaren wissenschaftlichen Studien zum Infraschall moderner Großanlagen, die teilweise das Fünffache der damaligen Leistung und Größe erreichen. Dennoch werden mögliche gesundheitliche Auswirkungen pauschal als „nicht nachgewiesen“ abgetan. Darüber hinaus gibt es keinerlei Antworten und Lösungsvorschläge zur Problematik der bekannten Emission von PFAS (Ewigkeitschemikalien) durch WEAs, welche durch die Projektierer selbst eingeräumt wurden und durch wissenschaftlich fundierte Laboruntersuchungen nachweisbar festgestellt wurden.

Die Botschaft: „Der Bürger soll einfach glauben, dass schon nichts passiert.“

Wasser- und Quellschutz? „Wird schon nichts passieren“

Ebenfalls skandalös ist der Umgang mit dem Thema Gewässerschutz. Obwohl bekannt ist, dass mehrere Quellbäche aus dem Vorranggebiet R48 direkt in das Natura-2000-Gebiet Regen fließen und damit sensible Lebensräume und Schutzgüter berühren, heißt es sinngemäß lediglich: „Konkrete Betroffenheiten können erst später geprüft werden.“
Mit anderen Worten: Man weiß nichts – und geht davon aus, dass schon nichts passieren wird. Eine solche Haltung widerspricht nicht nur dem Vorsorgeprinzip, sie ist auch rechtlich höchst fragwürdig und stellt eines der höchsten Schutzgüter, welches dem menschlichen Fortbestand gilt, in Frage.

Hanginstabilität? „Wenn sich ein Investor findet, wird es schon gehen“

Auch die geologischen Risiken werden in der Stellungnahme nicht ernsthaft behandelt. Die Region ist geprägt von steilen Hängen, felsigem Untergrund und fehlender Infrastruktur – Bedingungen, die selbst spezialisierte Projektierer wie die JUWI GmbH als „technisch kaum erschließbar“ bezeichnet haben.
Der Tenor der offiziellen Antwort lautet dennoch sinngemäß: „Wenn sich ein Investor findet, dann wird es schon irgendwie gehen.“

Ob das bedeutet, dass massive Sprengungen, aufwändige Stützkonstruktionen oder Millionen an zusätzlichen Baukosten nötig wären – und wer diese Risiken und Folgekosten am Ende trägt – spielt offenbar keine Rolle. Faktisch wird es der Steuerzahler sein, der für ein Projekt aufkommt, dessen Wirtschaftlichkeit bereits heute mehr als fraglich ist.

Zielerfüllung um jeden Preis – Natur- und Gesundheitsschutz zweitrangig

Anstatt ökologische Realität, Sicherheitsaspekte oder technische Machbarkeit in die Entscheidung einfließen zu lassen, zählt am Ende nur eines: die Erfüllung politischer Flächenvorgaben. Alles andere – Artenvielfalt, Wasserschutz, Gesundheit, Landschaftsbild – wird entweder auf spätere Genehmigungsverfahren verschoben oder als irrelevant erklärt.

Diese Haltung führt das eigentliche Ziel der Energiewende – den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen ad absurdum. Wenn selbst ein ökologisch hochsensibles Gebiet wie das Regental geopfert werden soll, weil es „irgendwie machbar“ ist, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man uns die ersten Windräder buchstäblich in den eigenen Garten stellt.

Fazit: Bürgerbeteiligung als Feigenblatt – Naturzerstörung als Programm

Die Erholungsregion Regental e. V. stellt fest: Die sogenannte Bürgerbeteiligung war nichts anderes als ein Täuschungsmanöver, um der Bevölkerung Einflussmöglichkeiten vorzugaukeln, die faktisch nicht existieren. Auf keinen einzigen Punkt der eingereichten Stellungnahmen wird sachlich eingegangen. Die vorgelegten Beweise werden ignoriert, nicht geprüft oder schlicht verneint.

Laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kann und soll die sogenannte Energiewende nur mit dem bayerischen Volk funktionieren. Man muss feststellen, dass diese blumigen Worte keinerlei Widerhall im Alltag finden. Bayernweit formiert sich massiver Bürgerwiderstand, da der Steuerzahler sich gezwungen sieht, Heimat, Natur und Familie gegen übergriffige großfinanzielle Interessen zu schützen. Diese Bemühungen gleichen mittlerweile einem sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen. Missstände aufzudecken, erscheint so gut wie unmöglich, wie unlängst bei einem „intern“ abgelehnten Misstrauensantrag gegen die Lebensgefährtin des Wirtschaftsministers erlebt. Weder vor ihrer Haustür noch der der rechten Hand des Wirtschaftsministers werden WEAs errichtet. Sie predigten Wasser …

Wer sich die Dokumente des Planungsverbandes genau ansieht, erkennt: Es geht längst nicht mehr um eine ökologische Energiewende, sondern ausschließlich um Zielerfüllung um jeden Preis – koste es, was es wolle. Und zahlen wird ihn am Ende der Steuerzahler.

Angesichts der aktuellen energiepolitischen Lage, der bekannten technischen Probleme und der vorliegenden Gutachten ist klar: Dieser Weg führt nicht in eine stabile Energiezukunft, sondern direkt in die Zerstörung unserer letzten Erholungsräume – insbesondere in Bayern und in die Zerstörung der Natur selbst.

Wenn dieser Kurs fortgesetzt wird, werden in wenigen Jahren tausende weitere Windräder stehen und wenn auch das nicht reicht, wird das nächste wohl mitten in unseren Gärten gebaut. Vielleicht fragt man dann nicht mehr nach Akzeptanz, sondern nur noch danach, ob man künftig direkt im Windrad wohnen möchte.

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