Donnerstag, 5. Dezember 2024

Bodentag 2024 – Praxis- und Vernetzungstag der AG Wald

Am heutigen Donnerstag findet in der Schwarzachtalhalle in Neunburg v. W. der viel beachtete
9. Internationale Bodentag 2024 mit dem Themenschwerpunkt „Lebendige Böden – Stabile Systeme im Klimawandel“ statt. Organisiert wird die Veranstaltung durch die Interessengemeinschaft (IG) gesunder Boden, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Regensburg, der sich laut Satzung den Aufbau gesunder und humusreicher Böden, die gesundes Wasser, hochwertige Pflanzen und gesunde Lebensmittel als Basis für die Gesundheit von Mensch und Tier hervorbringen, zum Ziel gesetzt hat.

Auch in diesem Jahr findet die mit rund 450 Teilnehmern größte Tagesveranstaltung der IG gesunder Boden als Hybrid-Kongress (Präsenz und Online) statt. Hierbei referierten und diskutierten wieder bekannte und hochrangige Praktiker und Wissenschaftler rund um das Thema „Lebendige Böden als stabile Systeme im Klimawandel“. Der Oberpfalz Bote wird mit seiner Print-Ausgabe im Dezember 2024 über diese Veranstaltung berichten. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr fand auch heuer am Tag zuvor, also am gestrigen Mittwoch, wieder ein Praxis- und Vernetzungstag mit insgesamt 17 verschiedenen Arbeitsgruppen (AG) statt, bei dem Raum und Zeit angeboten wurde, mit Referenten, Fachexperten und Praktikern ins Gespräch zu kommen.

Drei AG’s begaben sich sogar an bestimmte Praxisstandorte, um dort zu diskutieren, Handlungswege zu erörtern, Lösungen zu beraten und sich auszutauschen. Eine davon war die AG Wald unter Leitung von Dipl.-Ing. Forst (FH) Ludwig Pertl, der am Handbuch für einen nachhaltigen Waldumbau mitgewirkt hat, und den örtlich zuständigen Neunburger Revierförster Jörg Maderer. Bei zum Teil starkem Schneetreiben begab sich die AG zu einer 2 ½ stündigen Exkursion in den Stadtwald beim ehemaligen Schießstand der Bundeswehr bei Pissau. Die zehn Teilnehmer starke Gruppe setzte sich ausschließlich aus Personen zusammen, die mit dem Thema Wald entweder beruflich oder als Eigentümer zu tun haben und aus ganz Deutschland, wie Rüsselsheim, Koblenz oder die Lüneburger Heide kamen. Erfreut informierte Maderer, dass die Stadt Neunburg als erste Kommune in Bayern die notwendige Anpassung des Waldbodens erkannt und im Frühjahr dieses Jahres einen nachhaltigen Waldumbau einstimmig im Stadtrat beschlossen hat. Damit können im Stadtbereich sowohl der Stadt-, als auch der Stiftungswald zukunftsfähig gemacht und letztendlich auch der Privatwald dabei unterstützt werden, so Maderer.

Eingangs teilte Pertl mit, dass sich die klimatischen Verhältnisse infolge der Erderwärmung und weniger Regen verändert hätten, worunter auch die heimischen Nadelwälder mit Sturmschäden und Borkenkäfer insbesondere in Franken gelitten hätten. Gesunde Wälder trügen dagegen dazu bei, die Folgen des Klimawandels, wie Wärme und Trockenheit abzumildern. In der Vergangenheit habe man als Grundlage lebendige und leistungsfähige Waldböden gemessen und bewertet. Es wurde ein Gesamtaufnahme des oberirdischen Bestandes sowie des Bodens erstellt, die Baumarten verglichen und je nach Bodentyp bewertet und klassifiziert.

Letztendlich kam man zum Ergebnis, dass der Waldboden kein totes Material sein dürfe, in dem die Bäume wachsen, sondern Bakterien, Pilzen und anderen Organismen Lebensraum bieten müsse. Monokulturen, wie schnellwachsende Kiefer- und Fichtenwälder sowie Kahlschläge müssen vermieden werden, Mischwälder mit gut zersetzbarem Laub sind anzustreben, die Feinwurzelmenge müsse maximiert und eine hohe Biodiversität und Regenwurmpopulation erreicht werden. Mit lebendigen Böden, welche den Wäldern ermöglichen, dem Klimawandel nicht nur standzuhalten, sondern die Erwärmung sogar für eine vermehrte Holzproduktion und damit eine höhere Bereitstellung von Ökosystemleistungen des Waldes zu nutzen, könne man den negativen Folgen des Klimawandel erfolgreich begegnen.

Als Beispiel wurde vor Ort die Bodenzusammensetzung einer Fichtenschonung mit der einer nur wenige Meter davon entfernten Laub- und Mischwaldpopulation, die infolge von Windbruch durch die Stürme Vivian und Wiebke anfangs der 1990er Jahre angepflanzt wurde, verglichen. Laub zersetze sich viel schneller als Nadeln, wodurch eine bessere Humusanreicherung bewirkt werde, was wiederum vielen Lebensformen als Lebensraum dient und dadurch ein gesünderer Waldboden mit besserer Population und Grundwasserbildung erreicht wird. (Fotos: Randolf Alesch)

Facebook
LinkedIn
Email
Print

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Werbe-Anzeigen. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen