Der Verteilnetzbetreiber investiert mehr als zwei Millionen Euro
Schwandorf/Burglengenfeld/Schwarzenfeld. Biomethan statt Erdgas: Mehr als zwei Millionen Euro investiert die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) in die Erweiterung des Naabtaler Grüngasrings rund um Schwandorf. Ab dem Frühjahr 2024 strömt regional erzeugtes Biomethan auch in Schwarzenfeld, Stulln, Schmidgaden und Fensterbach durch das Gasnetz. „Zugleich treiben wir mit dem Einsatz der SmartSim-Technologie die Digitalisierung voran“, sagt Alexander Radlbeck, Leiter Gas Netz bei der Bayernwerk Netz GmbH, anlässlich des Beginns der Bauarbeiten.
Vor Ort erzeugt, vor Ort verbraucht: Im Naabtaler Grüngasring wird Biomethan aus Anlagen in Eich, Schwandorf und Schwarzenfeld in das Gasnetz eingespeist. Bislang waren rund 11.500 Verbraucher in Schwandorf, Wackersdorf, Steinberg am See, Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz an den Grüngasring angeschlossen – darunter Großverbraucher aus der Industrie. „Mit der Erweiterung um Schwarzenfeld, Stulln, Schmidgaden und Fensterbach werden es dann rund 14.400 Verbraucher sein“, erläutert Christoph Niedermeier, Leiter Gas Netzbewirtschaftung bei der Bayernwerk Netz GmbH.
Der Verteilnetzbetreiber gestalte die Energiewende in Bayern aktiv mit, so Radlbeck: „Mit dem Naabtaler Grüngasring leisten wir einen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit von fossilen Gasimporten.“ Ein weiterer Vorteil: Künftig muss dem Biomethan im Grüngasring kein Flüssiggas mehr beigemengt werden. Möglich macht das die SmartSim-Technologie, „die eine exakte Bestimmung der Gasbeschaffenheit und des Brennwerts erlaubt“, erklärt SmartSim-Projektleiter Stefan Chrubasik. Unter Einbeziehung sämtlicher digital verfügbarer Daten (Netztopologie, Einspeisedaten, Verbrauchsdaten, Drücke) werden die Abrechnungsbrennwerte rechnerisch hochgenau bestimmt. Diese Werte werden von Eichämtern und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Analogie zu „gemessenen“ Werten für die Abrechnung anerkannt. „Durch die Einführung von SmartSim und den Verzicht auf Flüssiggas reduzieren wir den CO2-Ausstoß um 396 Tonnen pro Jahr", sagt Chrubasik.
Um das SmartSim-Verfahren effizient einsetzen zu können, investiert die Bayernwerk Netz GmbH rund 2,2 Millionen Euro in die Modernisierung des Gasnetzes. Zur Verbindung der Hochdruck-Gasnetze Schwandorf und Schwarzenfeld wird in Irrenlohe auf etwa 650 Metern Länge eine neue Leitung verlegt, die die Bahnstrecke Regensburg – Hof kreuzt. In Burglengenfeld wird auf einer Länge von 3,3 Kilometern entlang der Umgehungsstraße eine neue Hochdruckleitung gebaut. Hinzu kommen neue Gasstationen an der Kallmünzer Straße, im Naabtalpark sowie in der Regensburger Straße.
Der Verbund der drei an den Naabtaler Grüngasring angeschlossenen Biogasanlagen stellt eine stündliche Einspeiseleistung von bis zu 35 Megawatt zur Verfügung. Rechnerisch könnten damit mehr als 21.000 Haushalte versorgt werden. „Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Dekarbonisierung“, sagt Alexander Radlbeck, „denn diese Energiemenge muss nicht in Form von fossilem Erdgas importiert werden“. Im Sommer kommen die Städte und Gemeinden im Bereich des Naabtaler Grüngasrings schon jetzt komplett ohne Erdgas-Importe aus.
Geht es nach Radlbeck und Niedermeier, soll das Beispiel Schule machen. Das Potenzial ist groß. Rund 1200 Biogasanlagen gibt es im Versorgungsgebiet des Bayernwerks. Etwa 400 dieser Anlagen liegen so nahe am Gasnetz, dass sich eine Umstellung von der Strom- zur Biomethanerzeugung lohnen würde. „Und das ohne, dass auch nur ein einziger Maiskolben zusätzlich angebaut werden müsste“, betont Niedermeier. Der Clou im Naabtaler Grüngasring ist die Anbindung der Bioabfall-Vergärungsanlage einer Molkerei in Schwarzenfeld, in der Biomethan aus Klärschlamm sowie aus Nebenprodukten der Milchproduktion erzeugt wird.
„Wir sind hier auf dem Weg zum flexiblen, nachhaltigen und intelligenten Gasnetz der Zukunft“, ist Alexander Radlbeck überzeugt. Neben der direkten Nutzung von Biomethan zum Heizen könne das Gasnetz als Energiespeicher genutzt werden, um die Stromnetze zu entlasten und das Energiesystem insgesamt zu stabilisieren – Stichwort Power to Gas. „Wir brauchen die Sektorenkopplung von Strom- und Gasnetz, damit die Energiewende gelingt.“
Grundsätzlich versucht das Bayernwerk, Maßnahmen zu bündeln und unnötige Baustellen zu vermeiden. Deshalb verlegen die Techniker auf einer Länge von 2,6 Kilometern auch gleich eine neue, leistungsstarke Mittelspannungsleitung im Ortsring Burglengenfeld. Sie ersetzt die bisherige Freileitung, die der Verteilnetzbetreiber im Anschluss zusammen mit zwölf Strommasten zurückbaut. Mit den Baumaßnahmen hat das Bayernwerk die Partnerfirma Freitag beauftragt. Die Arbeiten sind bis zur Inbetriebnahme Anfang 2024 geplant. Für den Ausbau des Stromnetzes in Burglengenfeld wendet das Bayernwerk rund 300.000 Euro auf.
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