Donnerstag, 22. Mai 2025

Aufstellen der Gedenktafel „Todesmärsche durch Bodenwöhr“

Kirchenpfleger Harald Seidl (links) und Bürgermeister Georg Hoffmann im August 2021 vor den 19 Gedenksteinen, die an die in Taxöldern ermordeten und bestatteten KZ-Häftlinge erinnern sollen.
Fotos: Randolf Alesch.

Gedenktafel soll an Todesmarsch erinnern
Am vergangenen Mittwoch wurde auf Initiative von Markus Emig eine neue Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer bei den sogenannten „Todesmärschen“ am „Alten Rathaus“ in der Ortsmitte von Bodenwöhr angebracht. Vor ziemlich genau 80 Jahren endete eines der traurigsten Kapitel der deutschen Geschichte. Unmittelbar vor Beendigung des 2. Weltkrieges wollte die SS die Spuren ihrer Mordtätigkeit verwischen und begann mit der Auflösung ihrer Konzentrationslager. Es folgten die sogenannten „Todesmärsche“ in Richtung Süden. Zahlreiche KZ-Häftlinge überlebten die tage- und wochenlang dauernden Märsche bzw. Transporte nicht: Sie erfroren, verhungerten oder brachen geschwächt zusammen und wurden dann von den SS-Wachmannschaften erschossen, so auch in unserer Gegend, wo rund 2.000 Juden aus Richtung Schwarzenfeld über Taxöldern nach Bodenwöhr zogen.

Hunderte KZ-Häftlinge durch Taxöldern getrieben
Am 22.04.1945 wurden hunderte ausgemergelte, zerlumpte und ausgehungerte Gestalten in Häftlingskleidung aus Richtung Hirschberg kommend durch Taxöldern am Friedhof vorbei in Richtung Pingarten getrieben. Kranke wurden mitgezerrt und viele konnten sich kaum auf den Beinen halten. Angetrieben und auch geschlagen wurden sie von den SS-Aufsehern. Etwas später wurden beim Friedhof in Taxöldern 13 erschossene Leichen aufgefunden. Elf weitere tote KZ-Häftlinge fand man kurz darauf an der Straße in Richtung Pingarten.

19 „Stolpersteine“ in den Friedhof eingelassen
Im August 2021 wurden auf Anregung des Taxölderner Mesners und Kirchenpflegers Harald Seidl, der sich in den letzten Jahren viel mit der Ortsgeschichte von Taxöldern befasst hat, 19 Gedenktafeln aus Granit, auch „Stolpersteine“ genannt, in den Boden des Taxölderner Friedhofes eingelassen. Sie sollen an die 24 erschossenen jüdischen KZ-Häftlinge erinnern, die später auch auf dem Friedhof in Taxöldern bestattet wurden, zehn davon in fünf Doppelgräbern, deshalb auch nur 19 Gedenktafeln. Bürgermeister Georg Hoffmann war damals von dieser Idee begeistert, half bei der Realisierung mit und dankte Seidl für dessen Idee und Recherchearbeit.

Markus Emig (links) und Bürgermeister Georg Hoffmann ist es ein Anliegen, dass die Opfer der Todesmärsche nicht vergessen werden, deshalb wurde die Gedenktafel angebracht.

Gedenktafel zur Erinnerung an 24 erschossene Juden
Auf Initiative von Markus Emig wurde zur Erinnerung an den Todesmarsch von Taxöldern nun zudem eine Gedenktafel am ehemaligen Bodenwöhrer Rathaus angebracht. Auf ihr steht: „Die Gemeinde Bodenwöhr gedenkt den 24 Juden, die am 22. April 1945 in Taxöldern erschossen wurden. Der Todesmarsch war vom Konzentrationslager Flossenbürg in Richtung Straubing auch durch Bodenwöhrer Ortsteile gezogen.“ Weiter sind drei Fotos auf der Gedenktafel abgebildet. Auf einem äußerst bedrückenden Bild sind vor einer Heerschar von Trauernden zahlreiche ausgemergelte Leichen in Holzsärgen aufgebahrt. Mindestens genauso traurig wirkt ein weiteres Bild mit schwarz gekleideten Frauen, die einen Holzsarg mit Leiche davontragen.

Grabstein für Opfer des NS-Regimes
Auf dem dritten Foto ist die Steintafel abgebildet, die seit langer Zeit auf dem alten Friedhof in Bodenwöhr an die 19 Opfer des Todesmarsches in Bodenwöhr selbst und 8 weitere NS-Opfer erinnert. Die ursprüngliche Inschrift auf dem Grabstein „Hier ruhen 27 Opfer des Nationalsozialismus, gestorben 1945“ wurde nach Umbettung der Getöteten auf den Friedhof der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg entfernt. Nun steht auf dem Grabstein: „DEN TOTEN DER HEIMAT – DEN TOTEN ZUR EHRE – DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG“. Bodenwöhrs Bürgermeister Georg Hoffmann ist es ein großes Anliegen, die Opfer des Nationalsozialismus nicht vergessen zu lassen. Deshalb ließ er auf Anregung von Markus Emig eine neue Gedenktafel in der Ortsmitte von Bodenwöhr zur Erinnerung an die damaligen Verbrechen anbringen. Die Todesmärsche sind Geschichte, die man nicht mehr verändern kann, meint Emig, man dürfe sie aber auch nicht verdrängen oder vergessen, sonst bestünde die Gefahr einer Wiederholung.

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