Donnerstag, 13. November 2025

400 Jahre altes Schriftstück kehrt heim nach Hemau

Übergabe_Archivale_(c)_Doris_Wirth.jpg: Archivdirektorin Dr. Maria Rita Sagstetter (links) überreichte das 400 Jahre alte Archivale an Bürgermeister Herbert Tischhöfer und Stadtarchivarin Dr. Katja Putzer. Foto: Doris Wirth

Eine kleine Sensation für Hemau: Im Staatsarchiv Amberg ist ein rund 400 Jahre altes Schriftstück aus der Tangrintelstadt aufgetaucht – ein Dokument aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Nun ist es in sein ursprüngliches Zuhause ins Hemauer Stadtarchiv zurückgekehrt.

Von München über Amberg nach Hemau

Archivdirektorin Dr. Maria Rita Sagstetter brachte das sogenannte Archivale persönlich nach Hemau zurück. Doch wie kam das Dokument überhaupt nach Amberg? „Ende des 19. Jahrhunderts riefen die damaligen Bezirksämter die Kommunen auf, ältere Urkunden und Akten zur sicheren Verwahrung an die staatlichen Archive zu übergeben“, erklärte Dr. Sagstetter bei der Übergabe im Hemauer Rathaus. Das Schriftstück wurde bereits 1953 im Hauptstaatsarchiv in München aufgefunden und damals nach Amberg überstellt. Man wollte es der Stadt Hemau zurückgeben, sofern dort eine sichere Aufbewahrung gewährleistet war. „Das war zu jener Zeit offenbar noch nicht möglich. Deshalb blieb es in Amberg. In den letzten Jahren konnten jedoch mehrere solcher Dokumente an ihre Ursprungsorte zurückkehren – und nun auch dieses nach Hemau“, so Sagstetter.

Briefe aus Zeiten des Dreißigjährigen Krieges

Bei dem Fund handelt es sich um einen Sammelakt zu den Kriegsereignissen der Jahre 1632 und 1633. Zu dieser Zeit war offenbar das pappenheimische Heer in Hemau stationiert. Der Akt enthält Korrespondenz der Stadt mit verschiedenen militärischen und zivilen Stellen – Originalbriefe mit erhaltenen Verschlusssiegeln. Die alten Handschriften sind für Laien kaum zu entziffern, aber für Fachleute wie Stadtarchivarin Dr. Katja Putzer von unschätzbarem Wert: „Solche Originalquellen geben uns einen seltenen Einblick in den Alltag während des Dreißigjährigen Krieges – in Verwaltung, Militärwesen und die Sorgen der Bevölkerung. Zugleich schließt dieses Schriftstück eine wichtige Lücke in der Erforschung der regionalen Kriegsgeschichte, denn aus dieser Zeit ist aus Hemau bislang nur sehr wenig überliefert.“

Für die Nachwelt erhalten

In den Schriftstücken geht es etwa um die Unterbringung einquartierter Soldaten, die Kosten und Probleme, die der Bevölkerung daraus entstanden, aber auch ganz allgemein um das Kriegsgeschehen. Das Archivale ist der erste Band einer Serie. Die übrigen Exemplare sind jedoch verschollen. „Im Dreißigjährigen Krieg ging viel Schriftgut verloren. Marodierende Soldaten zogen damals durch die Lande und brandschatzten. Viele Akten wurden damals ein Raub der Flammen“, so Putzer.

Eine zweite mögliche Ursache für den Verlust der übrigen Bände ist der Hemauer Rathausbrand von 1779, bei dem das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Ein Großteil der ältesten Dokumente wurde dabei vernichtet. „Aus der Zeit vor dem Brand haben wir nur noch sehr wenige Originaldokumente im Stadtarchiv. Umso bedeutsamer ist dieser Fund“, betont Putzer.

Der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren hinterlassen: Das Dokument weist Brand- und Wasserflecken auf, die Seiten sind brüchig. Doch im Stadtarchiv wird es geschützt in säurefreien Behältnissen aufbewahrt, um es langfristig zu sichern. Mit der Rückkehr des historischen Aktenbands gewinnt die Stadt Hemau ein Stück ihrer verlorenen Geschichte zurück – ein seltenes Zeugnis aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, das nun wieder dort liegt, wo es vor fast vier Jahrhunderten entstand.

Facebook
LinkedIn
Email
Print