Dienstag, 12. August 2025

100 Tage Schwarz-Rot: Viel angekündigt, nichts geliefert

MdB Tina Winklmann. Foto: Daniel Seger

100 Tage ist die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD nun im Amt und im Bereich Sport und Ehrenamt herrscht weitgehend Stillstand. Trotz eines Schuldenhaushalts in Rekordhöhe ist kein politischer Gestaltungswille erkennbar, zentrale Versprechen bleiben bislang uneingelöst. Statt einer echten Investitionsoffensive erleben wir Symbolpolitik und ein Verwalten des Status quo.

Das wohl auffälligste gebrochene Versprechen ist das der Sportmilliarde. Während die Ampelkoalition dieses Ziel gegen Widerstände umgesetzt hat, streicht Schwarz-Rot das Wort zwar nicht aus ihren Reden, aber aus dem Haushalt. Die im Regierungsentwurf 2026 vorgesehenen Mittel in Höhe von rund 866,5 Millionen Euro bleiben deutlich hinter den Erwartungen und hinter dem Bedarf zurück.

Das Sondervermögen „Klima und Transformation“ bietet eigentlich die Chance, kommunale Sportinfrastruktur nachhaltig zu stärken, ein Erfolg, den die Fraktion Bündnis90/Die Grünen maßgeblich mit ermöglicht hat. Doch diese Möglichkeit bleibt unter Kanzler Merz und Staatsministerin Schenderlein weitgehend ungenutzt. Stattdessen wird der Fokus auf prestigeträchtige Sportgroßveranstaltungen und punktuelle Investitionen in den Spitzensport gelegt. Kommunale Sporthallen, Schwimmbäder und Trainingsplätze hingegen verfallen weiter auf Kosten der sozialen Infrastruktur, der Gesundheitsvorsorge und des Zusammenhalts vor Ort. Besonders problematisch: Die Mittel für den Spitzensport steigen, obwohl innerhalb der Verbände 25 Millionen Euro an ungenutzten Selbstbewirtschaftungsmitteln liegen. Anstatt notwendige Strukturreformen anzugehen, etwa durch eine unabhängige Spitzensportagentur oder die überfällige Traineroffensive, wird mit mehr Geld kaschiert, was an Konzepten fehlt. Die im Koalitionsvertrag angekündigte „Neuordnung der Spitzensportförderung“ bleibt ein zahnloser Papiertiger.

Auch beim Ehrenamt bleibt die Regierung blass. Der „Zukunftspakt Ehrenamt“, welches noch im Wahlkampf zentral angekündigt wurde, taucht im Haushalt nicht mehr auf. Weder wurden die Übungsleiterpauschalen erhöht noch strukturelle Vereinfachungen für Engagierte auf den Weg gebracht. Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss das Ehrenamt systematisch entlasten und stärken mit Rechtssicherheit, Anerkennung und konkreten Verbesserungen im Alltag. All das bleibt bislang aus.

Noch alarmierender ist der Umgang der Regierung mit dem Thema Rechtsextremismus im Sport. Der Begriff wird aus Förderprogrammen gestrichen, ausgerechnet in einer Zeit, in der queere Fans auf der Tribüne, CSD-Teilnehmende auf den Straßen und Engagierte in Sportvereinen zunehmender Hetze und Gewalt ausgesetzt sind. Das ist nicht Neutralität, das ist Rückzug. Eine demokratische Sportpolitik muss Haltung zeigen und das beginnt mit klarer Sprache.

Fazit nach 100 Tagen Schwarz-Rot: Viel Ankündigung, wenig Substanz. Statt echten Fortschritts erleben wir das Aussitzen von Problemen. Für eine zukunftsfeste Sport- und Ehrenamtspolitik braucht es mehr. Es braucht Konzepte, Haltung und den Willen zur Veränderung. Bisher zeigt die schwarz-rote Bundesregierung davon erschreckend wenig.

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