Mittwoch, 30. April 2025

Von Puppen, Bären und Bauklötzen: Hemauer Spielzeugmuseum feiert 30. Geburtstag

Bürgermeister Herbert Tischhöfer gratuliert Museumsleiterin Marianne Meier zum Jubiläum und bedankt sich für den jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz. Fotos: Doris Wirth.

Wenn der Hemauer Frühlingsmarkt am letzten April-Sonntag zahlreiche Besucher in die Tangrintelstadt lockt, öffnet auch das Hemauer Spielzeugmuseum nach der Winterpause wieder seine Pforten – und das mit einem besonderen Jubiläum: Seit 30 Jahren lässt es Kindheitsträume wahr werden.

Schätze längst vergangener Zeiten
Wer die knarrenden Holztreppen des Alten Rathauses in den zweiten Stock emporsteigt und das kleine Museum unter dem Dach betritt, dem kommt es so vor, als würde er in eine Zeitmaschine einsteigen. Spielzeug-Schätze längst vergangener Zeiten sind dort zu entdecken. Puppen, Puppenwägen, Puppenstuben, Puppengeschirr und -häuser reihen sich an Kaufläden, Blech- und Holzspielzeug. Neben Metall- und Holzbaukästen sind dort Kinderbücher, eine Westernstadt, ein Bauernhof, Ritterburgen, Dampfmaschinen, Plüschtiere aller Art und noch Unzähliges mehr zu finden – insgesamt zwischen drei- und viertausend
Ausstellungsstücke. Vieles stammt aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Was die Besucher sofort merken: Die Ausstellungsräume atmen Geschichte und wirken doch lebendig. Jedes abgegriffene Kuscheltier scheint von Kinderarmen zu erzählen, die es einmal gedrückt haben. In jedem verstummten Spielzeug-Instrument flüstert noch ein leises Kinderlachen.

Startschuss am 22. April 1995
Die Hüterin dieser Schätze und Leiterin des einzigen Museums der Stadt ist Marianne Meier. Seit den Gründungstagen vor 30 Jahren ist die Hemauerin mit an Bord. An die Anfänge erinnert sie sich noch gut: „Initiatorin des Ganzen war die damalige Vorsitzende der Frauenunion Gudrun Bauer. Sie hat zunächst eine Ausstellung mit alten Spielsachen organisiert. Das kam so gut an, dass die Idee entstand, die Spielsachen in einem Museum auszustellen.“

Nach dem Umzug der Stadtverwaltung vom Alten Rathaus am Stadtplatz ins Neue Rathaus im Propsteigaßl waren die passenden Räumlichkeiten schnell gefunden. Und mit den Damen der Frauenunion auch die passenden Mitstreiterinnen, die sich mit Feuereifer ans Werk machten und auf die Suche nach Spielzeugraritäten gingen. Auch die Mundpropaganda wirkte, sodass sich die Museumsvitrinen und -räume schnell füllten und am 22. April 1995 eine gut besuchte Eröffnung gefeiert werden konnte.

Eisenbahn als Herzstück
Einige Zeit später kam auch das Herzstück des Museums dazu: die raumfüllende Modelleisenbahn, die zu den Öffnungszeiten auch heute noch immer in Betrieb ist. „Die gehörte Olaf Schüler und war so riesig, dass er sie zu Hause nicht aufbauen konnte. Daher hat er ihr im Spielzeugmuseum eine neue Heimat gegeben und sie dort zusammen mit Wendelin Pfaller in liebevoller Kleinstarbeit installiert“, erinnert sich Meier. Heute kümmert sich Stefan Beer aus Laaber um das Modell, hegt und pflegt es und hält es am Laufen.
Neben der Eisenbahn kamen über die Jahre immer mehr Ausstellungsstücke dazu, auch eine Vitrine mit „moderneren“ Spielsachen – Barbies und Matchboxautos aus den 1980er-Jahren. „Das sind dann aber auch die jüngsten Exponate unseres Museums“, weiß Meier.

Das Herzstück des Museums: die raumfüllende Modelleisenbahn.

Ein Lieblingsstück unter all den Spielsachen hat die Museumsleiterin nicht. Für sie ist alles interessant – vom kleinen Puppengeschirr bis hin zum alten Kaufladen aus der Zeit des Biedermeier um 1850, dem
ältesten Objekt des Museums. Sogar selbst hat sie Spielsachen beigesteuert: eine Puppennähmaschine und einen Blechherd für die Puppenküche. „Das ist noch aus meiner eigenen Kindheit, also uralt“, lacht die 75-Jährige.
Auch heute kommen immer noch Angebote für Spielsachen, die Meier aber meist ablehnen muss: „Unsere Kapazitäten sind voll ausgeschöpft. Wir haben einfach keinen Platz mehr.“ Wenn aber jemand noch ein richtiges Goldstück im Keller oder auf dem Dachboden findet, darf er sich gerne bei ihr melden.

Besuche mit Oma und Opa
Auch mit 30 wird das Hemauer Spielzeugmuseum, das mittlerweile von der Frauenunion in den Besitz der Stadt Hemau übergegangen ist, noch viel besucht – vor allem von älteren Menschen, die dort gerne in die eigene Kindheit abtauchen und in Erinnerungen schwelgen. Aber auch die jüngere Generation lässt sich von der Begeisterung anstecken: „Es ist immer interessant, wenn Oma und Opa mit ihren Enkeln kommen und ihnen die Spielsachen von früher erklären. Die kennt man heute zum Teil ja gar nicht mehr. Da staunen die Kleinen, wie man früher etwa mit Kreiseln auf der Straße gespielt hat.“

Der fast 200 Jahre alte Biedermeier-Kaufladen zählt zu den ältesten Exponaten des Museums.

Nachwuchsprobleme
Das Interesse am Spielzeugmuseum ist zwar ungebrochen, hinter den Kulissen gibt es aber Nachwuchsprobleme. In der Anfangszeit waren noch rund 30 Damen der Frauenunion ehrenamtlich im Team und schoben abwechselnd Museumsdienst. Über die Jahre wurden es immer weniger. Vor neun Jahren übernahm Meier den Führungsstab von Museumsgründerin Gudrun Bauer. Seit der Coronazeit ist sie Einzelkämpferin. Bisweilen leistet ihr die über 90-jährige Gudrun Bauer zu den Museumsöffnungszeiten noch Gesellschaft, aber weitere Unterstützung ist dringend nötig. Der Arbeitseinsatz wäre auch überschaubar: abwechselnd an zwei Sonntagen im Monat nachmittags zwei Stunden das Museum zu den Öffnungszeiten betreuen – eine schöne Aufgabe, wie Marianne Meier findet: „Man trifft alle möglichen Leute. Es kommen oft so nette Gespräche zustande. Das, was in den letzten 30 Jahren mit so viel Liebe und Herzblut entstanden ist, sollte auch erhalten bleiben – zumal es in der näheren Umgebung kein vergleichbares Spielzeugmuseum gibt.“ Interessierte können sich gerne bei der Stadt Hemau melden.

Das Hemauer Spielzeugmuseum ist vom letzten Sonntag im April bis Juli und von Mitte September bis Dezember an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat von 14:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Am 4. Mai 2025 ist ausnahmsweise geschlossen. Der Eintritt für Erwachsene kostet 2 Euro, für Kinder von 6 bis 14 Jahren 1 Euro und für Familien 3 Euro. Gegen Vorlage der Bayerischen Ehrenamtskarte ist der Eintritt frei. Weitere Informationen auf www.hemau.de.

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