Montag, 8. Dezember 2025

OTH Regensburg sendet kraftvollen Appell für Demokratie und Zusammenhalt

Das Bühnenbild der Akademischen Jahresfeier 2025 stand sinnbildlich für die Spannungen und Brüche in unserer Gesellschaft. Fotos: Sebastian Pieknik

Noch nie war sie so relevant, noch nie so eindringlich wie in diesem Jahr: Die Akademische Jahresfeier der OTH Regensburg stand 2025 unter dem Leitmotiv „Gesellschaftliche Verantwortung“.

Der größte Hörsaal der OTH Regensburg verwandelte sich in einen Ort der Reflexion, des Aufbruchs und des gemeinsamen Bekenntnisses zu Demokratie, Vielfalt und wissenschaftlichen Fortschritt. Mehr als 450 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie zahlreiche Mitarbeitende und Studierende folgten am Freitag, 5. Dezember 2025, der Einladung zur Akademischen Jahresfeier 2025. Schon beim Betreten des Saals bot sich ein außergewöhnliches Bühnenbild: eine riesige Weltkugel, flankiert von konträren gesellschaftlichen Parolen auf Demoplakaten, dazwischen eine Bushaltestelle, ein Atommüllfass, eine Pride-Flagge, ein E-Bike, ein abgestorbener Baum. Ein Sinnbild für die Spannungen und Brüche unserer Gegenwart, aber auch für die Aufgabe der Hochschule, Räume des Austauschs zu schaffen.

Sie sorgten für eine stimmungsvolle und meinungsstarke Feier, von links: Studierendenvertreterin Judith Gabriel, Studierendenvertreter Simon Stuber, OTH-Präsident Prof. Dr. Ralph Schneider, Preisträger Prof. Dr. Ingo Ehrlich, Festrednerin Prof. Dr. Ursula Münch, Stiftungsvorsitzender Dr. Bernd Waffler, Altpräsident Prof. Dr. Wolfgang Baier, Moderatorin Meike Föckersperger.

Durch das Programm führte die BR- und ARD-Journalistin Meike Föckersperger. Sie begrüßte die Ehrengäste, unter anderem Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Vertreterinnen und Vertreter des Wissenschaftsministeriums, des Landkreises, des Landtags, der Regierung der Oberpfalz, benachbarter Hochschulen sowie ehemalige Präsidenten der OTH Regensburg. Der OTH-Chor begleitete die Feier und setzte musikalische Akzente, die von Beginn bis Ende Gänsehaut verursachten.

In einer Videobotschaft übermittelte Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, sein Grußwort. Darin betonte er, dass sich die OTH Regensburg auf einem Erfolgskurs befinde, Fortschritt und Verantwortung gehen Hand in Hand. Antworten auf die Transformationen durch KI, Klimaveränderungen und globale Verschiebungen müssen von den Hochschulen kommen. Dafür habe die Hochschule schon in stürmischen Zeiten früh die Segel gesetzt.

Jahresrückblick von Präsident Prof. Dr. Ralph Schneider mit klarer Haltung

Präsident Prof. Dr. Ralph Schneider knüpfte in seinem Jahresrückblick dort an, wo der Blick auf die Bühne bereits begonnen hatte: bei den Spannungen, Ängsten und Polarisierungen, die unsere Gesellschaft bewegen. „Verantwortung übernehmen heißt nicht, auf den eigenen Standpunkten zu beharren“, betonte er. „Es heißt, zuzuhören, Perspektiven auszuhalten und nach Lösungen zu suchen, die uns als Gesellschaft wieder zusammenführen.“

Mit Herz und Humor brachte Prof. Dr. Ralph Schneider, Präsident der OTH Regensburg, in seinem Rückblick die Höhepunkte des vergangenen Jahres auf den Punkt.

Schneider nahm die Gäste mit durch ein Jahr, das die Hochschule gefordert und geformt hat. Er erwähnte heftige Reaktionen auf Social-Media-Beiträge, vom Hissen der Pride-Flagge bis zur veganen Leberkässemmel, als Beispiele für die fragmentierten Debattenräume unserer Zeit. Der Präsident betonte das klare Bekenntnis der OTH Regensburg zu Respekt, Toleranz, Vielfalt. Werte, die fest verankert sind im Leitbild, im Hochschulentwicklungsplan, in der Nachhaltigkeits- und in der Internationalitätsstrategie.

Er hob Formate hervor wie „60 Minutes for Tolerance“, das Philosophische Café, die Vortragsreihe zur Gesellschaftlichen Verantwortung und die Initiative STADTnah, mit der die Hochschule Räume des Dialogs mitten in der Stadt schafft. Zu den gesellschaftsorientierten Forschungs- und Lehrprojekten zählt auch der Armutsbericht für die Stadt Regensburg, der zeigt, dass selbst wirtschaftlich starke Städte vulnerable Gruppen nicht aus dem Blick verlieren dürfen.

Schneider resümierte für das Jahr 2025: mehr als 11.100 Studierende, Bestwerte in Rankings wie StudyCheck und CHE-Ranking, starke Ausgründungen wie das mehrfach preisgekrönte Start-up RocketMIND, herausragende Transferleistungen, ein kraftvoller wissenschaftlicher Nachwuchs, das erst 2023 verliehene Promotionsrecht und die ersten an der OTH Regensburg selbst promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Im Bereich Studium und Lehre zeichnete er ein differenziertes Bild: rückläufiges Interesse an technischen Studiengängen, gleichzeitig steigende Masterzahlen, neue englischsprachige Studiengänge und gezielte Nachwuchsinitiativen, vom Forscherinnencamp bis zur First Lego League.

Von kultigen Social-Media-Videos bis zu engagierten Preisträgern

Mit Humor und Herz erinnerte Schneider an persönliche Highlights wie Social-Media-Videos mit Kultstatus, sportliche Spitzenleistungen, herausragende Stiftungs- und Forschungspreise. Einen der Dualissimo-Preisträger 2025, Florian Braumandl, bat Präsident Schneider auf die Bühne und fragte ihn, wie er es geschafft habe, sich während seines Dualen Studiums noch sozial zu engagieren. Die Antwort: Zeitmanagement und Stressresilienz. Sein Freund Omid, der ursprünglich aus Afghanistan stammt und in der 9. Klasse zu Florian in die Schule kam, sei der Grund, warum er heute hier stehe. Omid habe ihn motiviert und er habe viel von ihm gelernt.

Präsident Schneider berichtete weiter über Meilensteine beim Campusausbau, vom Spatenstich für das Johannes-Kepler-Building of International Services bis zur Verbesserung der Barrierefreiheit und der eigenständigen Sanierung von Dach und Fassade am Standort Prüfening.

Viel Applaus erhielt ein Gast, der an diesem Abend nur per Video anwesend war: Professor Harald Lesch, der die OTH Regensburg persönlich als „beste Hochschule der Welt“ betitelte. Er wird der Einladung des Präsidenten im kommenden Jahr folgen und am 4. Dezember 2026 bei der Akademischen Jahresfeier als Festredner sprechen.

Unsere Verfassung schützt uns nicht. Wir müssen sie schützen“

Der Höhepunkt des Vormittags war der Festvortrag von Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. In einer beeindruckenden, klaren und auch ermutigenden Analyse zeichnete sie die Spannungen unserer Welt im Umbruch nach: autoritäre Tendenzen, Polarisierung, ökonomische Unsicherheit, digitale Desinformation, zahlreiche Ängste der Bürger, nicht zuletzt vor negativen Folgen von Globalisierung und Migration.

Ihre zentrale Botschaft: „Die Resilienz unserer Demokratie ist vorhanden, aber nur, wenn die Mehrheit sie will und ein sichtbar engagierter Teil der Gesellschaft den demokratischen Verfassungsstaat auch aktiv schützt.“ Münch sprach über Ohnmachtserfahrungen, über die Versuchungen populistischer Vereinfachungen, über die Sehnsucht nach starker Führung. Sie warnte vor Formen des „sanften Autoritarismus“, die zwar demokratische Institutionen formal bestehen lassen, aber ihr Fundament aushöhlen.

Zugleich machte sie aber auch Mut. Demokratien seien lernfähig, flexibel, belastbar, wenn Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen, Kompromisse anerkennen und sich nicht von Angstmachern treiben lassen.

Besonders hob Münch die Bedeutung der Hochschulen hervor als Orte freier Wissenschaft und Reflexion, als Schutzräume der Argumentation, als bildende Kraft einer Generation, die die Zukunft von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft prägen wird. „Die Studierenden von heute entscheiden, ob unsere Gesellschaft morgen zuversichtlich oder verzagt denkt. Deshalb tragen gerade Hochschulen eine enorme Verantwortung und sie werden ihr gerecht“, sagte Dr. Münch.

Stiftungs-Preis für Prof. Dr. Ingo Ehrlich

Ein weiterer festlicher Höhepunkt war die Verleihung des Preises der Stiftung zur Förderung der OTH Regensburg für besondere Leistungen in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Preisträger 2025 ist Prof. Dr. Ingo Ehrlich von der Fakultät Maschinenbau und wissenschaftlicher Leiter des Technologie Campus Neustadt an der Donau.

Er betonte, dass der Erfolg des Labors und des Technologie Campus wesentlich davon abhänge, ein kooperativer Partner für die Unternehmen zu sein, der die Belange des anderen ernst nehme.

Die Gäste im Saal waren von der inspirierenden Feier mehr als begeistert.

Studierende loben wertschätzende Zusammenarbeit

Die Studierendenvertretung, vertreten durch Judith Gabriel und Simon Stuber, hob hervor, dass die Hochschule nicht nur Lernort, sondern auch Lebensraum sei. Sie dankten der Hochschulleitung für die wertschätzende Zusammenarbeit und freuten sich über das neue Studiloft in Prüfening und die Abendmensa. Ziele im kommenden Jahr sind der Ausbau von Gesundheitsangeboten, die Weiterentwicklung des Campus und die Stärkung der hochschulinternen Wahlbeteiligung.

Zum Ausklang erinnerte Moderatorin Meike Föckersperger an den bleibenden Auftrag: Zuhören. Miteinander handeln. Gute Ideen in die Praxis umsetzen.

Beim anschließenden Empfang wurde weiter diskutiert, vernetzt, gelacht und geplant. Es war spürbar, dass an diesem Tag nicht nur ein Jahr gefeiert wurde, sondern ein gemeinsamer Weg. Die Akademische Jahresfeier 2025 hat die OTH Regensburg einmal mehr als das gezeigt, was sie ist: ein Zukunftsmotor, ein Ort des Miteinanders und eine Stimme für Demokratie und Zusammenhalt, weit über den Campus hinaus.

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