Montag, 17. November 2025

Dr. Michael Ernstberger veröffentlicht umfassende Studie über das einst weltgrößte Abbaugebiet rund um Stulln

Neues Standardwerk zum Flussspatbergbau erschienen

Dr. Michael Ernstberger (r.) stellte im Beisein von Bürgermeister Hans Prechtl (l.) sein neues Buch vor. Foto: Hans-Peter Weiß

Stulln/Schwarzenfeld. Mit dem Titel „Der Flußspatbergbau um Stulln“ ist ein bedeutendes neues Fachbuch erschienen, das erstmals die Geschichte des Flussspatbergbaus im Stullner Revier in voller Tiefe und Breite wissenschaftlich aufarbeitet. Der Autor, Dr. Michael Ernstberger, legt damit ein 244 Seiten starkes Werk vor, das sowohl für Heimatkundler und Technikinteressierte als auch für Fachhistoriker neue Maßstäbe setzt.

Zahlreiche Fotos, insbesondere untertage, illustrieren das Buch. Der Inhalt des Buches geht über die wenigen zu diesem Thema erschienenen Publikationen weit hinaus, betonte Bürgermeister Prechtl (m.). Foto: Hans-Peter Weiß

Bei der offiziellen Buchpräsentation im Rathaus der Marktgemeinde Schwarzenfeld zeigte sich Bürgermeister Hans Prechtl hoch erfreut über die Veröffentlichung: „Mit diesem Buch liegt erstmals eine umfassende Dokumentation des Flussspatbergbaus rund um Stulln vor. Der Bergbau spiegelt die Berufswelt vieler Väter und Großväter unserer Gemeinde wider und ist ein wesentlicher Teil unserer Identität. Die 1950er Jahre waren für unsere Region eine Blütezeit, in der Stulln zeitweise das weltgrößte Flussspatrevier darstellte. “Bis heute erinnern zahlreiche Straßennamen wie Spatweg, Bergmannstraße oder Glückaufstraße, das Gemeindewappen sowie eine Mineraliensammlung in der Mehrzweckhalle an diese prägende Epoche“, so der Bürgermeister.

Eine der wenigen erhaltenen E-Loks steht in Stulln. Foto: Hans-Peter Weiß

Dr. Michael Ernstberger, hauptberuflich Chirurg und Notfallmediziner, widmete sich mehr als fünf Jahre intensiver Recherche diesem regionalhistorischen Großprojekt. Der Oberfranke wertete umfangreiche Bestände des Bergamtes Nordbayern, des Staatsarchivs Amberg und des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern aus. Seine Verbundenheit zum Thema kommt nicht von ungefähr: Seit über 40 Jahren beschäftigt sich Ernstberger leidenschaftlich mit Grubenbahnen und der Bergbaugeschichte Nordostbayerns. In seinem privaten Anwesen hat er 1.500 Meter Gleise verlegt und besitzt 16 Lokomotiven – ein beachtlicher Teil seiner Sammlung wurde in der eigenen Werkstatt restauriert.

Dr. Michael Ernstberger zeigt sich von riesigen Museumsstufen im Rathaus Schwarzenfeld beeindruckt. Foto: Hans-Peter Weiß

Bereits sein erstes Buch befasste sich mit nordostbayerischen Feld- und Grubenbahnen. Mit seinem nun erschienenen zweiten Werk richtet er den Fokus auf den Flussspatbergbau zwischen der Grube Brudersdorf im Westen und der Grube Max bei Wundsheim.

Inhaltliche Schwerpunkte des Buches

Das neue Standardwerk behandelt unter anderem:

  • die geologische Bedeutung des Minerals Calciumfluorid und dessen vielseitige Anwendungen,
  • die detaillierte Betriebshistorie von zwölf ausgewählten Gruben des insgesamt 59 Abbaustellen umfassenden Reviers,
  • historische Abbauverfahren sowie Methoden der Aufbereitung,
  • und die eindrucksvolle Geschichte der Grubenlokomotiven, die zwischen 1883 und 1987 im Einsatz waren.

Besondere Aufmerksamkeit schenkt Ernstberger den Lokomotiven aus dem Hause Siemens. Von den damals zwölf gefertigten Spezialmaschinen gelangten elf in die Oberpfälzer Grubenbetriebe – zwei weitere, größere Modelle existieren heute nicht mehr, da sie verschrottet wurden. Im abschließenden Kapitel würdigt der Autor Persönlichkeiten, Firmen und Institutionen, die die Geschichte des Fluoritabbaus in der Region geprägt haben.

Flussspat kommt in vielen Farben vor. Bei Wölsendorf ist der Spat vorwiegend violett zu finden. Foto: Hans-Peter Weiß

Ein Meilenstein der Regionalgeschichte

Bürgermeister Hans Prechtl, der selbst familiäre Verbindungen zum Bergbau besitzt, betonte, dass das Buch erstmals eine vollständige und behördlich fundierte Darstellung des Stullner Flussspatbergbaus bietet: „Die enge Zusammenarbeit mit Archiven und Fachbehörden macht dieses Werk einzigartig und für kommende Generationen unverzichtbar.“

Das Buch „Der Flußspatbergbau um Stulln“ erscheint im Eigenverlag von Dr. Michael Ernstberger im DIN-A4-Großformat. Es umfasst 223 Fotografien, 73 Zeichnungen und Pläne, 15 Karten sowie 11 Tabellen. Zusätzlich enthält das Werk einen QR-Code zu einem 20-minütigen Filmbeitrag des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahre 1986. Erhältlich ist das Buch ab Ende November zum Preis von 45 Euro im Rathaus der Marktgemeinde Schwarzenfeld. Zudem kann es direkt beim Autor unter der E-Mail-Adresse merl@freenet.de bestellt werden.

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